"Ich habe schon als Kind Regie geführt"
"derzeit wohnhaft in" ist der Beitrag zum Tanzhafenfestival von Tanz-Urgestein Editta Braun. Die gebürtige Oberösterreicherin lebt zwar in Salzburg, kommt aber als Dozentin an der Bruckneruniversität regelmäßig nach Linz: "Linz ist eine echte Kulturstadt geworden."
"Sobald ich stehen konnte, habe ich mich verkleidet und getanzt. Und ich habe auch schon als Kind Rollen verteilt und Regie geführt", sagt Editta Braun. Dass sie als Tänzerin und Choreografin erfolgreich sein wird, war aber nicht immer eindeutig, denn als Jugendliche war sie Landesmeisterin im Geräteturnen. Im Voraus alles festzulegen entspricht aber ohnehin nicht Brauns Natur: "Ich plane kaum, ich entscheide mich einfach." Mit dieser weltoffenen Einstellung gründete sie 1989 ihre eigene Tanz-Company. Die Bilanz von 25 Jahren Company ist beachtlich: 27 abendfüllende Produktionen, 14 Kurzstücke und sechs Filme. Zurzeit ist sie mit fünf verschiedenen Produktionen auf Tour. Das Stück "derzeit wohnhaft in" wird im Rahmen des Tanzhafenfestivals am 26. April im Posthof gezeigt. Die Mitglieder wechseln laufend. Doch es gibt auch einen harten Kern, mit dabei auch der Komponist der Klangwolke von 2011 und Brauns Lebensgefährte: Thierry Zaboitzeff.
Dozentin an Bruckneruni
"Kunst reflektiert aktuelle Dinge, die Politik und das Leben an sich, deshalb spreche ich mit meinen Studenten jetzt auch über die Ukraine", sagt Braun. Dass die Tanz-Studenten mit Braun eine aktive Choreografin als Dozentin haben, befeuert die Ideen und Träume der jungen Menschen. Immer wieder nimmt die 55-Jährige auch Studenten in ihre Company auf. Wie auch Dante Morillo, den Solodarsteller von "derzeit wohnhaft in". "Er ist ein begnadeter Tänzer und Schauspieler. Ich wollte unbedingt ein Stück für ihn machen", sagt Braun. 70 Minuten lang spielt der gebürtige Kolumbianer und Dozent an der Bruckneruni nah am Publikum. Das Stück setzt sich damit auseinander, was junge Einwanderer erleben, die nach Europa kommen. Braun tourt mit dem Stück auch durch Osteuropa: "Ich bin gespannt, wie die Zuseher in Bulgarien reagieren werden, denn dort träumen viele vom Weggehen", sagt Braun.
Tanzhafenfestival: "Katastrophal unterfinanziert"
"An Linz mag ich die Sprache, dass die Leute nicht schnöselig sind und dass es nahe am Salzkammergut liegt", sagt Braun, die am Attersee aufgewachsen ist. Regionalität und Umweltbewusstsein sind ihr ein großes Anliegen: "Ich war mit meiner Company auch schon für sechs Tage in Peking. Finde es aber nicht toll, dass man für so kurze Zeit so weit fliegt. Deswegen schaue ich auch bewusst darauf regionaler zu touren." Dementsprechend geht sie mit "derzeit wohnhaft in" in Europa und in Österreich auf Tour und ist auch beim TanzhafenFESTIVAL in Linz dabei: "Ich finde es großartig wenn junge Leute etwas organisieren. Schade ist, dass es katastrophal unterfinanziert ist."
"Mit Herz und Augen kommen"
"Um Tanz zu genießen, muss man nichts wissen, können oder verstehen. Tanz funktioniert nonverbal, auch über Grenzen hinweg", sagt Braun. Oder man genießt es einfach nur die Körper zu betrachten. "Man soll einfach mit dem Herz und den Augen kommen, erst in zweiter Linie mit dem Hirn", erklärt die Choreografin.
Links:
Editta Braun Company
TanzhafenFESTIVAL 2014
Video zu "derzeit wohnhaft in":
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.