"Mädchen haben oft Schlimmes erlebt"

Styling steht auch bei den Mädchen in der WG Ohana hoch im Kurs. Die Betreuer versuchen zudem, den Bewohnerinnen ihre Möglichkeiten in Österreich aufzuzeigen und ihnen Selbstbewusstsein zu vermitteln. | Foto: Land OÖ/Dedl
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  • Styling steht auch bei den Mädchen in der WG Ohana hoch im Kurs. Die Betreuer versuchen zudem, den Bewohnerinnen ihre Möglichkeiten in Österreich aufzuzeigen und ihnen Selbstbewusstsein zu vermitteln.
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Auf den ersten Blick ist die Wohngemeinschaft "Ohana" eine ganz normale, vielleicht etwas chaotische WG. Doch das Leben hier ist für die acht Bewohner etwas ganz besonderes. In der derzeit einzigen Wohngemeinschaft für unbegleitete minderjährige Mädchen in Oberösterreich leben sechs Mädchen und zwei Burschen aus Syrien, Afghanistan und Somalia.

Nur wenige Mädchen sind alleine auf der Flucht. Weniger als zehn Prozent der Jugendlichen unter 18 Jahren, die ohne familiäre Begleitung nach Österreich kommen, sind Mädchen. Viele von ihnen werden auf der Flucht von ihren Familien getrennt. Negin ist 14 und kommt aus Afghanistan. Sie lebt seit einem halben Jahr in der WG von SOS-Menschenrechte und unterscheidet sich äußerlich inzwischen kaum von österreichischen Mädchen in ihrem Alter. Doch die Betreuer wissen, dass sich hinter den Fassaden der WG-Bewohner meist schwere Schicksale verbergen.

Schlimme Erfahrungen

"Vor allem Mädchen erleben auf der Flucht oft sehr schlimme Dinge. Gewalt, Vergewaltigung und Zwangsprostitution sind große Themen", weiß Sarah Kotopulos, Geschäftsführerin von SOS-Menschenrechte. Oft dauert es lange, bis die Mädchen über ihre Erfahrungen reden können. "Wir lassen ihnen Zeit. Es ist ein langer Prozess, bis sie Vertrauen finden und eine Beziehung aufbauen. Erst wenn die Jugendlichen ein Gefühl der Sicherheit haben, können sie über ihre Erfahrungen sprechen", erzählt WG-Leiterin Kerstin Dötzl. Oft zeigen sich die Traumatisierungen jedoch nachts in Form von körperlichen Symptomen wie Krämpfen. Zusätzlich zur Rund um die Uhr-Betreuung kommt daher auch regelmäßig eine Psychologin ins Haus.

Möglichkeiten aufzeigen

Den Betreuern geht es vor allem darum, das Selbstwertgefühl der Jugendlichen zu stärken. "Die meisten von ihnen haben von Klein auf mitbekommen, dass Mädchen weniger wert sind. Das versuchen wir aufzubrechen. Wir wollen den Mädchen ihre Möglichkeiten aufzeigen. Sie können in die Schule gehen und eine Ausbildung machen, dürfen verhüten, müssen nicht heiraten", sagt Kotopulos. Die Jugendlichen in der WG "Ohana" gehen teils noch in die Pflichtschule, andere haben als Gastschüler einen Schulplatz bekommen, holen einen Hauptschulabschluss nach und lernen Deutsch. Engagement und Neugierde sind riesig. Negin möchte gerne Ingenieurin werden. Über das Projekt "Amigo" sind zudem rund 90 Freiwillige als Buddies tätig. So entstehen neue Freundschaften, Freizeitbeschäftigungen, es passieren Kennenlernen und Integration.

Mehr Wohngruppen geplant

608 unbegleitete minderjährige Fremde leben aktuell in der Grundversorgung in Oberösterreich. Sie werden großteils in kleinen Wohngruppen betreut, rund zwei Dutzend der Jugendlichen finden bei Pflegeeltern ein Zuhause, weitere rund 300 leben in Bundesquartieren. Immer noch sind aber mehr als 1500 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Traiskirchen, wo keine geeigneten Bedingungen vorherrschen. "Kinder und Jugendliche, die alleine zu uns geflohen sind, brauchen unsere besondere Hilfe und Unterstützung", sagte Landesrat Rudi Anschober bei seinem Besuch der Wohngruppe. Schon im März sollen daher zwei weitere Wohngruppen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge bezogen werden. Für die nächsten Monate ist ein schrittweiser Ausbau geplant.

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