Gastspiel 2024

Wie Robin Hood im Sommer das Musiktheater erobern möchte

"Robin Hood – Das Musical" kommt als Sommergastspiel 2024 ins Linzer Musiktheater. Vom 10. bis zum 28. Juli ist die Legende vom König der Diebe erstmals in Österreich zu sehen. Die BezirksRundSchau war am Freitag bei der Premiere in Zürich im Theater 11 dabei und durfte vorab Einblicke in die Produktion erhalten.

LINZ/ZÜRICH. Das Publikum hat im Theater 11 Platz genommen. Noch bevor das Musical "Robin Hood" startet, applaudieren die Gäste. Der irische Sänger und Komponist Chris de Burgh betritt den Saal. Auch er wird sich die Schweizer Premiere ansehen. Für das Musical komponierte der Weltstar gleich acht neue Songs. Zur Hymne von Robin Hood wird sein Welt-Hit „Don’t Pay the Ferryman“ in einer deutschsprachigen Adaption. Leitmotivisch führt dieser als „Freiheit für Nottingham“ durch das ganze Stück – Definitiv ein Ohrwurm, der den Besucherinnen und Besuchern auch nach der Vorstellung im Kopf herumschwirrt. 

Dreistündige Reise durch den Sherwood Forest

Ebenso eindrucksvoll wie die Musik ist das Bühnenbild von Hans Kudlich. Geschickt führt eine bewegliche Riesenrampe durch die einzelnen Szenen und sorgt für Dynamik. Langweilig wird es für das Auge auf keinen Fall: Auch die Kostüme, die Conny Lüders designte, sind ein Blickfang und gehen weit über traditionelle Mittelalter-Umhänge hinaus. Die Einführung in das rund dreistündige Musical-Abenteuer ist sehr ausführlich gestaltet, die Handlung nimmt später aber Fahrt auf. Insbesondere die Musik – neben Chris de Burgh steuerte auch Dennis Martin Songs bei – garantiert Tempo. Kleiner Wermutstropfen: Zeitweise funktionierten die Mikros der Darstellenden nicht. Nichtsdestotrotz glänzten Sabrina Weckerlin als Lady Marian sowie Philipp Büttner als Robin von Loxley in den beiden Hauptrollen. Spätestens bei ihrem Liebes-Duett im Sherwood Forest war es um das Publikum geschehen. Büttner wird auch in Linz auf der Bühne stehen und dem König der Diebe Leben einhauchen. Lady Marian muss dahingegen anders besetzt werden, da Weckerlin im Juli bereits ein anderes Engagement hat – Definitiv keine leichte Aufgabe, einen ebenso stimmgewaltigen Ersatz zu finden.

Robin Hood – Ein moderner Held?

Alles in allem möchte das Musical Robin Hood so präsentieren, wie das Publikum den König der Diebe bislang nicht kannte – modern. Das gelingt bedingt, bedenkt man das konservative Frauenbild und den Kitsch, die die Gattung "Musical" immer noch prägen. Dramaturgisch stehen sich ebenfalls traditionell Gut und Böse gegenüber: Robin Hood muss es mit seinem Kindheitsfreund Guy von Gisbourne aufnehmen. Fortschrittlich thematisiert das Stück wiederum seelische Erkrankungen, indem der Titelheld vom Kreuzzug mit einer posttraumatischen Belastungsstörung zurückkehrt und lernt, damit umzugehen.

Standing Ovation bei der Premiere in Zürich

Als der letzte Ton von "Robin Hood – Das Musical" verklungen war, belohnte das Publikum die Darstellenden mit Standing Ovation, was in der Schweiz durchaus nicht der Norm entspricht. 
Obwohl der Abend von einer kürzeren Dauer hätte profitieren können, begeisterten die Mitwirkenden mit ihrer Leidenschaft, die bei der Premiere in den mitreißenden Tanz- und Gesangsnummern zum Ausdruck kam. Mit den virtuosen Choreografien von Kim Duddy ist ein aufregendes Gesamtkunstwerk entstanden. Die Übernahme aus Fulda, wo die Produktion 2022 Uraufführung feierte, zählt zweifellos zu einem der besten Musicals, das im Musiktheater Halt machen wird. Die Regie übernimmt in Linz Musicalchef Matthias Davids. Die Spielzeiten sind von Dienstag bis Freitag um 19.30 Uhr sowie Samstag und Sonntag um 15 und 19.30 Uhr. Karten gibt es online unter: landestheater-linz.at