„Jugendlichen Chancen und Begleitung bieten“

Pfingstgespräche: Staatssekretär Sebastian Kurz, Landesrätin Doris Hummer, Stiftsadministrator Gerhard Eichinger, Landeshauptmann Josef Pühringer, Clemens Sedmak, LAbg. Helena Kirchmayr sowie die ÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer (Stv.) und Michael Strugl (v. r.). | Foto: oövp
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  • Pfingstgespräche: Staatssekretär Sebastian Kurz, Landesrätin Doris Hummer, Stiftsadministrator Gerhard Eichinger, Landeshauptmann Josef Pühringer, Clemens Sedmak, LAbg. Helena Kirchmayr sowie die ÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer (Stv.) und Michael Strugl (v. r.).
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Mit insgesamt knapp 1.100 Besuchern an beiden Tagen verzeichneten die 16. Reichersberger Pfingstgespräche der OÖVP zum Thema „Jugend – Hoffnungsträger oder verlorene Generation?“ gestern und heute im Stift Reichersberg einen Besucherrekord: Am Pfingstmontag verfolgten 800 Besucher in der Stiftskirche die Referate von Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer und Univ.-Prof. DDDr. Clemens Sedmak, am heutigen Dienstag konnte OÖVP-Landesgeschäftsführer LAbg. Mag. Michael Strugl mehr als 250 Besucher begrüßen, die gekommen waren, um die Vorträge von Univ.-Prof. Dr. Mathias Albert, JVP-OÖ-Landesobfrau LAbg. Mag. Helena Kirchmayr, Jugend-Landesrätin Mag. Doris Hummer und JVP-Bundesobmann Staatssekretär Sebastian Kurz im Prälatenkeller des Stiftes Reichersberg live zu erleben.

In einer Gesellschaft, die immer älter werde, werde die Jugend zu einer Rarität, zu einem Schatz, auf den gerade die Politik sehr gut achten müsse, betonte OÖVP-Landesgeschäftsführer Strugl zum Thema der diesjährigen „Pfingstgespräche“. Zentrale Fragen, die sich dabei stellen würden, seien: „Was können wir tun, um die Jugend nicht zu verlieren, sie nicht quasi am Wegrand stehen zu lassen? Was können wir der Jugend vielmehr an Chancen mitgeben? Was schuldet die jetzige Generation der Jugend?“ Die Überalterung, vor allem in den Wohlstandsgesellschaften, seien eine Tatsache, trotzdem dürfe die Diskussion um den demografischen Wandel nicht nur auf Ältere bezogen werden und vor allem sei es problematisch, wenn nun nur Politik für Ältere gemacht werde: Man müsse vielmehr danach trachten, gemeinsam mit Jung und Alt zu Lösungen zu kommen, unterstrich Strugl.

Landeshauptmann Pühringer kritisierte den „Ungeist extremer Kurzfristigkeit“, der alle Krisen der letzten Jahre verursacht habe, etwa die Finanzmarktkrise 2008/2009 oder die aktuelle Schuldenkrise. Die OÖVP stehe für einen anderen Politikentwurf: „Wir wollen bereits jetzt Zukunftsverantwortung übernehmen und uns künftigen Herausforderungen stellen, um die damit verbundenen Risiken erst gar nicht schlagend werden zu lassen“, so Pühringer. Die OÖVP stelle sich nicht nur der Frage, was ist die Interessenslage der Wähler bei der nächsten Wahl, sondern auch, was ist die Interessenslage der Kinder der Wähler bei der nächsten Wahl? Daher gehe es beim Zurückfahren der krisenbedingt entstandenen Defizite und dem Abbau der Schulden nicht nur um das Ansehen auf den Finanzmärkten, sondern vor allem um eine moralische Frage: „Wie groß ist der Rucksack, den wir kommenden Generationen umhängen? In welchem Ausmaß belasten wir kommende Generationen, in welchem Ausmaß engen wir deren Gestaltungsspielraum ein?“, betonte der Landeshauptmann. Insbesondere in den Politikbereichen Finanzen, Arbeit, Wirtschaft, Demographie und Ökologie würden die Auswirkungen gegenwärtigen Handelns und Nicht-Handelns teilweise weit in die Zukunft hineinreichen und die Lebensqualität zahlreicher zukünftiger Generationen tiefgreifend beeinflussen. Daher müssten alle politischen Verantwortungsträger Zukunftsverantwortung schon heute wahrnehmen, verlangte Pühringer.

Der Ethiker und Soziologe Univ.-Prof. DDDr. Clemens Sedmak beantwortete in seinem Referat die Frage „Was wir der Jugend schulden“ mit der Forderung nach „Chancenreichtum“. Und hier seien vier Punkte wesentlich:
-Der Zugang zu Selbstachtung und Selbstwirksamkeit, also die Überzeugung, durch eigenes Tun in der Welt etwas bewegen zu können
-Kulturelles und soziales Kapital für den Start ins Leben – Zugang zu Mentoring und Networking, weil junge Menschen Begleiter suchen würden, die sie ernst nehmen und respektieren
-Die Fähigkeit, aus Situationen Gelegenheiten zu machen, um sich weiterzuentwickeln
- Ernsthafte Teilhabe an der Gesellschaft im Sinne von Mitsprache und Eigenverantwortung zugestanden zu bekommen.

Am heutigen zweiten Tag ortete der Jugendforscher und Autor der Shell-Jugendstudie, Univ.-Prof. Albert, unter dem Motto „Das Ende der Jugend?“ das „Verschwinden einer Lebensphase“: Durch den demografischen Wandel sinke der Anteil junger Menschen konstant, aber vor allem verschwinde die Jugend immer mehr als eindeutig abgrenzbare und bestimmbare Lebensphase: Besonders das Ende der Jugendzeit sei immer schwerer festzumachen, da der Übergang ins Erwachsenenleben eine Phase sei, die immer länger werde, etwa durch längere Ausbildungszeiten und die Schwierigkeiten, einen fixen Arbeitsplatz zu finden. Die Jugend zeichne sich aber laut Shell-Jugendstudie durch trotz Krise gestiegenen Optimismus und Pragmatismus aus. Die Jugend habe den enormen Wert von Bildung erkannt und investiere viel Zeit dafür, jedoch werde die Erkenntnis des Wertverlusts von erworbenen Bildungstiteln als dramatisch empfunden. Gleichzeitig sei das Interesse an Politik gestiegen, vor allem bei den 12- bis 17-jährigen, allerdings hätten Parteien und etablierte Organisationen wenig Anziehungskraft, ein Ausdruck dieser Entwicklung sei der aktuelle Höhenflug der „Piraten“ als „Anti-Parteien-Partei“. Der demografische Wandel werde zu Konflikten führen, etwa wenn politische Entscheidungen zu Lasten der Jungen gehen würden. Prof. Albert sieht aber trotzdem keinen Anlass für Pessimismus, denn der demografische Wandel bringe auch durchaus Chancen.

Zum Thema „Was uns die Jungen wert sind?“ verwies JVP-OÖ-Landesobfrau Kirchmayr darauf, dass Gegensätze wie Spaß und Leistung, der Wunsch eines Auslandsaufenthalts und Heimatverbundenheit, zwischen Stadt und Land sich nicht mehr ausschließen, sondern die Jugend auf der Suche nach einem für sie optimalen Mix sei. Auch Individualität und Solidarität würden sich nicht ausschließen, es gebe viele junge Menschen, die Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen, für Aussteiger, die freiwillig in der sozialen Hängematte hängen würden, gebe es aber immer weniger Verständnis. Zudem fordere die Jugend dringend notendige Reformschritte zur Sicherung ihrer Zukunft, so Kirchmayr: Das Verzögern und Verschleppen notwendiger Reformen, etwa beim Pensionssystem, bringe Frustration. Die Jugend stehe zwar zum Generationenvertrag und anerkenne die Leistung der Älteren, sie fordere aber auch Solidarität für sich. Für die Zukunft seien neben Reformen auch Investitionen in Bildung, Forschung & Entwicklung notwendig sowie Unterstützung auf dem Weg zu Familie und Kindern.

„Wer Mut sät, wird Zukunft ernten“, zeigte sich Jugend-Landesrätin Hummer überzeugt: Tatsache sei, dass die Jugend in absoluten und relativen Zahlen immer weniger werde und damit auch an politischem Gewicht verliere. Laut der aktuellen oö. Jugendstudie hätten 50 % der Jugendlichen in OÖ zumindest teilweise den Verdacht, dass Politik nur für Ältere gemacht werde. Deshalb müsse sichtbare Politik für Junge gemacht und die Jugend müsse auch mehr miteinbezogen werden. Erfreulich sei aber, dass laut oö. Jugendstudie 70 % optimistisch in die nahe Zukunft sehen und 9 von 10 Jugendlichen mit ihrer Situation zufrieden seien. Allerdings würden die vielen Freizeitangebote und die Vielzahl an Ausbildungsmöglichkeiten die jungen Menschen stressen. Die Jungen würden auch keine rosarote Brille tragen: Die Mehrheit der oö. Jugendlichen glaube nicht, dass es ihr so gut gehen werde wie den jetzt Älteren und es sei ihnen bewusst, dass sie Leistung bringen müssten und sie seien auch bereit dazu. Hummer verwies auch auf die zwei Schwerpunkte in der oö. Jugendpolitik: Zum einen solle das Wissen um und das Vertrauen auf die eigenen Stärken forciert werden, zum anderen sollen Weltoffenheit und Neugierde beflügelt werden.

JVP-Bundesobmann und Staatssekretär Sebastian Kurz sah die „Jugend von heute“ als „starke Stimme der Gegenwart für die Zukunft“: Die entscheidende Frage sei, ob den Lebensstandard aufrechterhalten und Wachstum geschaffen werden könne. Für die Jugend sei vor allem die Möglichkeit zur Teilhabe wichtig, weshalb man mit dem „Demokratiepaket“ der JVP verstärkte Angebote zur politischen Mitwirkung durchsetzen wolle. Zugleich würden junge Menschen ein Rüstzeug brauchen, das es ihnen ermögliche, im internationalen Wettbewerb mitzuhalten. Denn es gebe, so Kurz, eine junge Generation, die viel persönlichen Antrieb habe und ihr Leben in die eigene Hand nehmen wolle: Ihnen müsse Leistung ermöglicht und mehr Eigenverantwortung eingeräumt werden, es müsse aber vor allem auch Solidarität gegenüber den Jungen geben.

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