Blockchain-Expedition
Experten diskutierten Zukunft der Blockchain

- Oft kontroversiell, aber immer konstruktiv waren die insgesamt sechs Workshops. Konzipiert und getragen wurden diese von einem mehrköpfigen Projektteam: Regina Gattringer (JKU), Gerald Schatz (LCM), Johann Hoffelner (LCM), Wolfgang Berger (Wolfgang Berger Management Consulting), Thomas Buchegger (LCM), Bernhard Bergmair (LCM) (v. l.).
- hochgeladen von Andreas Baumgartner
LINZ. Rund 70 Gäste erlebten die Präsentation der Ergebnisse des Linz Center of Mechatronics-Think-Tanks (LCM) zur Zukunft der Blockchain-Technologie im Deep Space des Linzer Ars Electronica Centers. Wie entwickelt sich die Blockchain bis 2033? Wird sich diese dezentrale und manipulationssichere Datenbankstruktur zur disruptiven Technologie entwickeln oder ein Nischendasein fristen? In dieser Frage waren sich die Teilnehmer selbst nach der Ergebnispräsentation uneinig. Per Smartphone konnten die Zuseher in einer Blitzumfrage die Relevanz von 16 zuvor präsentierten Kernthesen zur Zukunft der Blockchain bis zum Jahr 2033 bewerten. Die Ergebnisse wurden in Echtzeit präsentiert.
Zwischen Wahnsinn und Feigheit
Paradeunternehmen wie Atos, Energie AG, Engel, Fabasoft, Greiner, Oberbank und voestalpine sowie die Johannes Kepler Universität sowie Wolfgang Berger Management Consulting nahmen daran teil. LCM-Experte Thomas Buchegger bezeichnete in seiner Einführung die Expedition in die Zukunft der Blockchain als "Suche nach der Grenze zwischen Wahnsinn und Feigheit". Die Teilnehmer testeten diese Grenzen ausgiebig und steckten die Gäste bei der Präsentation der Ergebnisse mit ihrer Aufbruchsstimmung an.
Interaktive Abstimmung
Intensiver Erfahrungsaustausch prägte nicht nur den einjährigen Think-Tank, auch die Präsentation der Ergebnisse überraschte mit Interaktivität. In einer per Smartphone durchgeführten Blitzumfrage bewerten die Gäste die Relevanz von 16 – zuvor von LCM-Experten Bernhard Bergmair präsentierten – Kernthesen zur Zukunft der Blockchain bis zum Jahr 2033.
So sah rund ein Drittel die größten Chancen durch die neue Technologie darin, dass damit eindeutige digitale Identitäten – für Personen und Dinge – als Voraussetzung für manipulationssichere Geschäftsprozesse geschaffen werden. Etwa genauso viele erhoffen sich, dass in Geschäftsprozessen Diskretion durch Transparenz ersetzt und Kooperationen ohne Dominanz durch einen Marktteilnehmer möglich werde.
Vertrauen durch Kontrollverlust
Dass sich der Einstieg in die Blockchain-Technologie und Feigheit nicht vertragen, unterstrich auch Klaus Fellner, Assistent der Geschäftsleitung beim Spritzgussmaschinen-Produzenten Engel. „Kundendaten, die auf den Serviceboxen unserer Maschinen gespeichert sind, kommen zu uns zurück. Der Kunde kann nicht kontrollieren, ob Engel wirklich nur die vereinbarten Daten abholt. Die Blockchain macht das transparent. Wir geben damit zwar Kontrolle ab, gewinnen aber Vertrauen beim Kunden.“
300 Expeditionstage
Wie intensiv sich LCM, die Expeditionsteilnehmer aus der Wirtschaft und das Institut für Strategisches Management (ism) an der Linzer Johannes Kepler Universität mit der Zukunft der Blockchain beschäftigt haben, verdeutlicht das Arbeitsprogramm. „Wir haben in 300 Expeditionstagen nicht nur sechs Workshops mit 25 Expeditionsteilnehmern abgehalten, sondern aus 40 Interviews mit führenden Experten über 1.000 Statements analysiert und mehr als 100 relevante Themen identifiziert“, fasst Bernhard Bergmair dieses zusammen.
Die Zukunft hat längst begonnen
Dass die Blockchain längst kein abstraktes Zukunftsthema mehr ist, verdeutlichten die LCM-Experten mit dem Beispiel einer UNESCO-Initiative in Jordanien. Dort wurde binnen sechs Monaten die manipulationssichere Identifikation von 100.000 geflüchteten Menschen mittels Scan der Iris realisiert. Jeder dieser Menschen bekam ein Konto, auf das die UNESCO Geld überweist. Mit diesem Geld können die Menschen etwa in speziell ausgestatten Supermärkten einkaufen. Der Bezahlvorgang erfolgt über den Scan der Iris. „Dieses Beispiel zeigt, dass neue Technologien immer dann Markterfolg haben, wenn sie eine ganz konkrete Problemstellung lösen“, resümierte LCM-Geschäftsführer Gerald Schatz.



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