Erfolgsprojekt Willy*Fred sucht neue Unterstützer
Das selbst verwaltete Haus feiert seinen zweiten Geburtstag und ist aus dem sozialen und kulturellen Leben der Stadt inzwischen kaum mehr wegzudenken.
"Als wir damals den Plan entwickelt haben, wussten wir nicht, ob wir das wirklich schaffen werden", sagt Roland Jankowski. Gemeinsam mit anderen jungen Linzern und zahlreichen Unterstützern hat er ein Haus am Graben dauerhaft aus der Verwertungsspirale von Wohnraum befreit. Im Dezember feierte die "Willy*Fred" getaufte Hausgemeinschaft ihren zweiten Geburtstag und es sei "schön zu sehen, was sich hier schon alles entwickelt hat", so Jankowski.
An Bedürfnisse anpassen
Kern des Erfolgs ist ein ausgeklügeltes Rechtsmodell aus Deutschland, wo im sogenannten Mietshäusersyndikat bereits 123 ähnliche Projekte umgesetzt wurden. Dadurch wird sichergestellt, dass ein einmal erworbenes Haus nicht wieder verkauft werden kann. Der Marktwert des Hauses wird neutralisiert und der Mietpreis eingefroren. Gleichzeitig stellt das Modell sicher, dass die Mieter ihren Wohnraum selbstverwaltet an ihre Bedürfnisse anpassen können. In den vergangenen zwei Jahren hat die Hausgemeinschaft viel Zeit und Geld in die Verbesserung der Infrastruktur investiert und umfassende Sanierungsarbeiten durchgeführt.
Haus öffnen
Rund 30 Menschen leben derzeit im Haus. "Von der 25- bis zur 200-Quadratmeter-Wohnung ist alles dabei. Wir wollen hier jedoch nicht nur wohnen, sondern das Haus auch öffnen und lokal einiges beleben", sagt Gerda Haunschmid. So findet man hier etwa den Kost*Nix-Laden, das Infobeisl, die queerfeministische Vernetzungsstelle "fiftitu%" oder den migrantischen Bildungsverein "das kollektiv".
Rund ein Drittel der Kaufsumme von drei Millionen Euro wurde durch Crowdinvesting aufgebracht. Die Gelder sind ungebunden und jederzeit rückforderbar. Die Geldgeber wechseln daher regelmäßig. "Nach zwei Jahren sind wir nun auf der Suche nach neuen Unterstützern", sagt Jankowski.
Veranlagen ohne Bank
Wer nach Weihnachten ein bisschen Geld übrig hat, kann es im Willy*Fred ohne Umwege über eine Bank als Nachrangdarlehen veranlagen. Ab 500 Euro ist man dabei. "Die Verzinsung kann bis zu zwei Prozent selbst gewählt werden. Viele unserer Unterstützer sind jedoch vor allem froh, dass sie bei uns genau wissen, was mit ihrem Geld passiert", sagt Haunschmid. Von der Miete, die die Bewohner zahlen, gehen ein paar Cent pro Quadratmeter als Solibeitrag an den Dachverein habiTAT. "Das Geld soll als Anschubfinanzierung für weitere Projekte in Österreich dienen", so Jankowski.
Mehr Infos zum Haus und den Direktkrediten gibt’s auf willy-fred.org
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.