Ein unbequemer „Vereinsmessner“
Der Vereinsmeierei widmen sich Messner, Blaikner und Baumann im aktuellen Kabarett.
LUNGAU. Die Vorstellungen von „Meier sucht Verein“ in Mauterndorf und St. Michael sind bereits seit letzter Woche ausverkauft. Wenn man dem „unbequemen“ Fritz Messner zuhört, dann weiß man warum: Das Kabarett ist zeitkritisch und ernst, aber auch augenzwinkernd und zum Brüllen lustig.
Bezirksblätter: Worüber handelt das aktuelle Programm „Meier sucht Verein“?
MESSNER: „Die Gruppierung vernunftbegabter Wesen in Vereinen. Der satirische Bogen spannt sich von der Rottenbildung des Steinzeitmenschen bis zur Freiwilligen Feuerwehr, von heilsversprechenden Körperschaften zwischen Politik und Esoterik bis zur globalen Internet-Facebooker-Community.“
Bezirksblätter: Was bleibt dem Meier, wenn man ihm den Verein nimmt?
MESSNER: „Die sinnentleerte Einsamkeit. Er fällt in ein großes schwarzes Loch (lacht). Natürlich ist das eine überspitzte Formulierung der Tatsache, dass der Mensch als soziales Wesen in Einsamkeit nur schwer existieren kann. Vereine sind Ausdruck dieser sozialen Neigung, dieses Grundbedürfnisses nach Gemeinschaft.“
Bezirksblätter: Wie viele Mitgliedschaften braucht der Mensch und was bringen sie ihm?
MESSNER: „Im Prinzip braucht er gar keine Mitgliedschaft, um sich sozial zu betätigen, man muss nicht unbedingt in einem Verein sein, um sich in die Gemeinschaft einbringen zu können. Es gibt auch eine große Bandbreite von Vereinen. Auf der einen Seite viele, die wichtige öffentliche Aufgaben erfüllen, zum Beispiel Rettung, Feuerwehr, Kulturverein und andere mehr. Auf der anderen Seite gibt es welche, die nur die Schrulligkeiten mancher Menschen befriedigen, etwa den Überraschungseier-Sammelverein. Den gibt es wirklich.“ (lacht)
Bezirksblätter: Vereinslose Menschen sind oft nicht integriert in die örtliche Gemeinschaft. Was kannst Du dazu sagen?
MESSNER: „Diese Erfahrung habe ich auch schon gemacht. Meistens sind das unbequeme Menschen, die vieles kritisch hinterfragen, was jedoch für die Gemeinschaft sehr wichtig ist. Wenn es ein Mensch ist, der sich anderweitig in die Gemeinschaft einbringt, dann ist das unverständlich. Wenn es jemand ist, der mit der Gemeinschaft eh nix am Hut hat, dann ist es meiner Ansicht nach eine logische Folge dessen.“
Bezirksblätter: Bist Du ein unbequemer Mensch?
MESSNER: „Im oben genannten Sinne bin ich sicher unbequem.“
Bezirksblätter: Du hast bereits zwei Kabarettprogramme hinter Dir und steigst darin manchen Gesellschaftsgruppen immer wieder auf die Zehen. Wirkt sich das in Deinem echten Leben aus, bist Du zu unbequem?
MESSNER: „Wenn es einer Sache, von der ich überzeugt bin, dient, dann bin ich gerne der Unbequeme und halte auch die Folgen aus. Unsere Kabarettprogramme sind natürlich immer unbequem, aber keinesfalls bösartig und vernichtend. Zum Beispiel steigen die Jäger und Bauern, die mit Herz und Seele dabei sind, bei den letzten zwei Programmen sehr gut aus. Unser satirischer Blick richtet sich immer auf die Auswüchse, so auch diesmal bei der Vereinsmeierei. Außerdem nehmen wir drei uns auch selbst immer wieder auf die Schaufel.“
Bezirksblätter: Bist Du selbst in einem Verein?
MESSNER: „Seit meinem 16. Lebensjahr war ich in den verschiedenen Kulturvereinen, natürlich auch bei der Lungauer Kultur. Darüber hinaus bin ich unterstützendes Mitglied bei Hilfsorganisationen, von Ärzte ohne Grenzen bis hin zu Amnesty International. Die aktive Mitgliedschaft bei Vereinen ist durch die vielen Termine mit Kabarett und Musik praktisch nicht möglich.“
Bezirksblätter: Was ist Dir als Kabarettist besonders wichtig?
MESSNER: „Durch Humor und Satire alltägliche Inhalte anders beleuchten und dem Publikum und uns selber ein bisschen den Spiegel vorhalten. Als Kabarettist ist man niemand, der drüber steht, sondern man schreibt ja oft über sich selber, seine Fehler und Unzulänglichkeiten. Man ist Teil des Ganzen.“
Bezirksblätter: Kannst Du das durch ein Beispiel aus dem aktuellen Programm näher erklären?
MESSNER: „Wir drei – Manfred Baumann, Peter Blaikner und meine Wenigkeit – gründen live auf der Bühne gemeinsam mit dem Publikum einen Verein und verstricken uns in eitle Grabenkämpfe, um Funktionen, Titel und glänzende Orden.“
Bezirksblätter: Gib doch unseren Lesern einen kleinen Vorgeschmack, eine Passage aus „Meier sucht Verein“!
MESSNER: „Vielleicht ein Beispiel aus dem Abschnitt über Vereinsleitsprüche: Wir jammern im November schon, wie alte kranke Weiber, über die schlechte Skisaison: Wir sind die Liftbetreiber.“
Bezirksblätter: Wird man als Kabarettist manchmal von der Wirklichkeit überholt oder sogar von dieser übertrumpft?
MESSNER: „Ja, das ist in der Tat so. Wenn ich zum Beispiel an die Schildbürgereien rund um den Bau des Kubus denke, oder an die Art und Weise der ‚Diskussion‘ um die Windräder am Aineck – das kannst du als Kabarettist nicht mehr übersteigern, das ist schon reinste Realsatire.“
Bezirksblätter: Die Karten für „Meier sucht Verein“ sind für die Aufführungen in Mauterndorf (15. Okt.) und St. Michael (26. Nov.) bereits vergriffen. Gibt es einen Zusatztermin?
MESSNER: „Da wir heuer keine freien Termine mehr haben und im Frühjahr die Querschläger mit neuer CD unterwegs sind, wird es im Lungau frühestens im Sommer/Herbst 2012 wieder eine Aufführung des Kabaretts geben.“
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