Tragödie rund um Babyleiche im Spind
Die heimliche Geburt auf der Arbeitsstelle der Mutter endete tödlich für einen kleinen Jungen.
WAGRAIN/SALZBURG (ar). Am Gerichtsmedizinischen Institut der Uni Salzburg wurde Anfang vergangener Woche die Sektion jener Babyleiche vorgenommen, welche – nach einer geheimen Geburt auf der Toilette – in einen Sack gepackt und in einem Spind versteckt von der Polizei auf der Arbeitsstelle der Mutter in Wagrain gefunden wurde.
Die Sektion ergab, dass der Junge unmittelbar nach der Geburt für wenige Minuten gelebt hatte. Das Baby kam in der 30. Schwangerschaftswoche zur Welt, war zwar noch nicht ganz reif, jedoch lebensfähig. Das behandelnde Krankenhaus Schwarzach kann aus Gründen der Schweigepflicht und auf ausdrücklichen Wunsch der Patientin keine Auskünfte über die psychische Verfassung der Mutter geben.
Verdrängte Schwangerschaft
Im Allgemeinen kommt es jedoch immer wieder zu verdrängten Schwangerschaften, weiß die auf psychisch-problematische Schwangerschaften spezialisierte Psychiaterin Alexandra Whitworth: „In einer derartigen Extremsituation setzen Verdrängungsmechanismen ein, die oftmals unterschätzt werden. Die Schwangeren glauben oft sogar nach Beginn der Presswehen und auf dem Weg in den Kreißsaal felsenfest an eine Magenverstimmung oder Gallenkolik. Untersuchungen zeigen, dass dieses Phänomen unabhängig von Kulturen, Bildung oder sozialen Schichten auftritt“, erläutert Whitworth. Wichtig dabei sei aber, dass man der Mutter eher nicht anlasten kann, wissentlich und voll zurechnungsfähig die geheime Geburt und die mutmaßlich zum Tod führende Kindesweglegung begangen zu haben. Diese Handlungen werden wie in Trance getätigt. Genaueres muss aber ein Gutachter auch in Hinblick auf die mögliche Anklage klären.
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