Weniger Stau, aber viel mehr Verkehr

¶ZEDERHAUS/FLACHAU. Seit Öffnung der zweiten Röhre des Tauerntunnels am 30. Juni 2011 ist der KFZ-Verkehr auf der A10 massiv gestiegen, wie eine aktuelle Untersuchung des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) zeigt.
Bei den Zählstellen Niedernfritz (Gemeindegebiet Hüttau im Pongau) und Zederhaus (Lungau) waren im Juli und August durchschnittlich um 22 Prozent mehr Fahrzeuge unterwegs als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. „Der Ausbau und Neubau von Autobahnen verursacht zusätzlichen Verkehr. Das hat sich auf der Tauernautobahn wieder bestätigt. Hier wurde regelrecht eine Verkehrslawine losgetreten“, fasst VCÖ-Expertin Bettina Urbanek die Erkenntnisse zusammen. Für die kommenden Monate rechnen die Experten des VCÖ ebenso mit einer erhöhten Frequenz. Auch bei der ASFINAG ist man sich dessen bewusst: „Es ist richtig, die Verkehrszahlen auf der A10 sind gestiegen. Die Prognosen für 2012: LKW plus 2,5 Prozent, PKW plus 1,5 Prozent“, erklärt Pressesprecherin Alexandra Vucsina-Valla und fährt fort: „Grundsätzlich muss dazu gesagt werden, dass trotz des Anstiegs die Staustunden durch die zweite Röhre des Tauerntunnels um 70 Prozent zurückgegangen sind.“

Die Bürgermeister zählen auf
die Lärmschutz-Umsetzung
Der zunehmende Verkehr drückt sich nicht nur in objektiven Zahlen aus, sondern schlägt sich auch in der subjektiven Wahrnehmung der Anrainer nieder, berichten die Bürgermeister der Gemeinden Flachau, Thomas Oberreiter, und Zederhaus, Alfred Pfeifenberger. „Mein subjektives Empfinden und das der Bevölkerung ist, dass es seit dem Tunnel-Vollausbau lauter geworden ist. Damit haben wir allerdings gerechnet“, sagt Oberreiter dazu und fährt fort: „Im Ortsteil Reitdorf sollen ab 2015 erhöhte Lärmschutzwände und eine Einhausung in Leichtbauweise entstehen. Das wurde uns seitens der ASFINAG zugesichert. Wir hoffen auf die baldige Realisierung.“
Sein Lungauer Kollege Alfred Pfeifenberger, Bürgermeister von Zederhaus, bestätigt dies. Er habe sich nach Bekanntwerden der Untersuchungsergebnisse bei Anrainern, die in unmittelbarer Nähe zur Autobahn wohnen, erkundigt. Auch die Zederhauser berichten von spürbaren Veränderungen und zunehmendem Lärm.
In der Lungauer Kommune soll ab 2013 mit dem Bau der „Einhausung Mitte“ auf einer 1,5-Kilometer langen Strecke im Ortsgebiet begonnen werden, das sei laut Ortschef bereits zugesichert. Weitere Maßnahmen im Süden der Gemeinde werden laut Vereinbarung folgen. Von deren Umsetzung geht Pfeifenberger aus.
Auf Anfrage der Bezirksblätter versichert die ASFINAG: „Alle Lärmschutzmaßnahmen sind in Abstimmung mit den Gemeinden im Zeitplan.“

VCÖ ist für zwei- bis dreimal höhere Sondermauten
Als Alternative zu den Infrastrukturmaßnahmen schlägt der VCÖ unter anderem eine zeitlich gestaffelte Maut auf Sondermautstrecken vor, um die Belastung auf die gesamte Woche zu verteilen. So solle die Maut auf der A10 (derzeit zehn Euro) an bekannt reisestarken Tagen doppelt bis dreimal so hoch sein.
Damit sei laut ASFINAG künftig allerdings nicht zu rechnen. Eine Mautanhebung, zum Beispiel in St. Michael im Lungau, wird es nicht geben.