Zurück zur Ursprünglichkeit
Die Mur wird renaturiert. Ronacher hofft auf einen Kompromiss zwischen Effizienz und Natürlichkeit.
ST. MICHAEL/ST. MARGARETHEN/TAMSWEG. Am 16. November findet in Tamsweg im Gasthof Gambswirt von 18 bis 21 Uhr der Flussdialog statt. Dort wird die Zukunft der Mur diskutiert. Johann Ronacher ist der Obmann der Murregulierungsgenossenschaft und vertritt als solcher alle Grundeigentümer entlang des Flussverlaufs. Das Bezirksblatt Lungau hat den St. Michaeler bereits im Vorfeld um seine Meinung gefragt.
Bezirksblätter: Die Mur, wie wir sie heute kennen, wird sich in Zukunft anders präsentieren. Was ist ge-plant?
Ronacher: „Man will die Mur zwischen St. Michael und Tamsweg teilweise aufweiten. Zudem denkt man daran, die Zuflüsse zu renaturieren. Zurzeit sind es vielerorts Beton- und Steingerinne. Das will man nun wieder so natürlich wie möglich gestalten.“
Bezirksblätter: Auf welche Schwierigkeiten wird man bei der Realisierung stoßen?
Ronacher: „In erster Linie wird die Frage des Grundstück-erwerbs ein Problem sein. Um das Projekt durchführen zu können, müssen die Grundbesitzer ihre großteils landwirtschaftlichen Nutzflächen abtreten. Das darf natürlich nur auf freiwilliger Basis sowie ohne Druck und Zwang erfolgen.“
Bezirksblätter: In einem früheren Gespräch mit Ihnen äußerten Sie Bedenken hinsichtlich der Verwendung von für den Naturschutz vorgesehenen öffentlichen Geldern. Erklären Sie diesen Punkt bitte?
Ronacher: „Ich möchte nicht haben, dass eventuelle Einrichtungen für den Fremdenverkehr, zum Beispiel Kneippstrecken bzw. andere Freizeitstationen, aus Mitteln des Naturschutzes finanziert werden. Bei den jetzt geplanten Renaturierungen sollten die Naturschutz-Gelder meiner Ansicht nach ausschließlich für zweckgebundene Maßnahmen eingesetzt werden: Das sind zum Beispiel die Renaturierung der Seitenbach-Einmündungen, die stellenweise Aufweitung des Flusses oder die Renaturierung des Murufers in diesen Bereichen.“
Bezirksblätter: War die Murbegradigung und - verbauung in der Vergangenheit Ihrer Meinung nach ein Fehler?
ronacher: „Die Murverbauung war kein Fehler. Man muss bedenken, dass zu Beginn – um 1870 – die Ernährungs- und Wohnsituation im Murtal katastrophal war. Ein voll gedeckter Tisch war keine Selbstverständlichkeit. Außerdem hatten die Bauern, die damals den Talboden besiedelten, jährlich mehrmals mit Hochwasser zu kämpfen. Aus dieser Situation heraus hat man sich über die Verbauung und Begradigung der Mur Gedanken gemacht. So kam es zur Gründung der Murregulierungsgenossenschaft. Die Genossenschaft erstreckt sich zwischen der Tauernautobahn in St. Michael bis zur Tauracheinmündung in die Mur in Tamsweg. In diesen vergangenen 140 Jahren hat sich die Erkenntnis in diesen Belangen natürlich geändert. Man hätte möglicherweise einige mäandernde Altarme in ihrem ursprünglichen Zustand belassen sollen. Vielleicht finden wir durch den Murdialog einen Kompromiss zwischen effizienter Nutzung der Grundflächen und dem natürlichen Murverlauf.“
Bezirksblätter: Was erwarten Sie sich vom Flussdialog?
Ronacher: „Ich erwarte mir eine konstruktive Diskussion aller Interessensgruppen – Fischerei, Tourismus, Anwohner, Landwirtschaft, Wirtschaft und viele mehr. Es geht um eine sinnvolle Neugestaltung der Mur. Wenn es uns gelingt, ein lebendiges Konzept zu erstellen und dieses zu verwirklichen, dann bin ich mir sicher, dass wir alle etwas von der Renaturierung haben.“
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