„Windräder wollen wir nicht!“

LUNGAU. Rund um Kommerzialrat Albert Moser – Eggerwirt in St. Michael – formiert sich eine Widerstandsbewegung gegen Windräder im Lungau. Die Bezirksblätter trafen Moser zum Vier-Augengespräch.

Bezirksblätter: Welche konkreten Bedenken haben Sie wegen der Windräder, die am Aineck entstehen sollen?
MOSER: „Ich habe echte Zukunftsangst. Ich gehe davon aus, dass die Nächtigungszahlen und Gästeankünfte im gesamten Lungau zurückgehen werden. Ich persönlich fürchte um die Grundlage meines Wirtschaftszweigs und das ist eben unsere unberührte Natur. Ich verwehre mich die Ästhetik unserer Berge durch Windparks vernichten zu lassen. Ich habe, so wie viele andere Lungauer Touristiker auch, viel Herzblut in den Aufbau meines Hotels gesteckt. Das lasse ich mir nicht so ohne weiteres zerstören.“

Bezirksblätter: Worauf stützen Sie diese Befürchtungen?
MOSER: „Die Sensibilität der Urlaubsgäste ist sehr groß, das zeigt die Erfahrung. Die Leute suchen bei uns Ruhe und Erholung. Aus eigenem Erleben zuhause, viele kommen aus Windparkgebieten in Deutschland aber auch in Österreich, wo die Menschen täglich mit Windrädern konfrontiert sind und mir schildern, wie sie sich durch Schattenwurf, Lärm und tote Vögel im alltäglichen Leben gestört fühlen, freuen sie sich auf ihre zweite Heimat Lungau, wo sie das nicht erleben müssen. Und das wollen wir den Gästen für die Zukunft bewahren und deshalb steige ich auf die Barrikaden. In meinem Haus habe ich von über 1.000 Gästen Unterstützungsunterschriften erhalten. Zusätzlich haben 500 Einheimische gegen die Windräder unterschrieben.“

BEZIRKSBLÄTTER: Wie argumentieren Sie Ihre ablehnende Haltung gegenüber den Windradkämpfern?
MOSER: „In einer sehr sensiblen Zeit braucht der Lungau ein Alleinstellungsmerkmal. Dies war bisher unsere unverwechselbare Landschaft, etwas, worauf man immer stolz war. Dies durch Windräder auf den Bergkuppen zu zerstören, wäre falsch. Gerade jetzt, wo die Menschen wieder zurück zum Ursprünglichen finden, sollte man das bewahren, was man hat. In einem vereinten Europa wird es wichtig sein, sich unverwechselbar und einzigartig als Region Lungau zu präsentieren. Burn-out, Technik und Schnelllebigkeit überrollen uns regelrecht. Der Lungau ist eine Zufluchtsoase, die dem entgegenwirken kann. Diese sollten wir uns nicht kaputtmachen, weil drei Windräder im europäischen Energiekonzept keine Rolle spielen.“

Bezirksblätter: Was die Anzahl, die Standorte etc. der Windräder betrifft, jongliert Franz Kok mit anderen Zahlen und Fakten als Sie. Wie erklären Sie sich das?
MOSER: „Wird am Aineck auch nur ein einziges Windrad gebaut, so wäre ein Präzedenzfall geschaffen, der weiteren Projekten Tür und Tor öffnen würde. Ich selbst bin in der Trogalmgesellschaft vertreten. Mir persönlich sind Gespräche und Pläne bekannt, in denen davon die Rede ist, auch am Speiereck eine Windkraftanlage zu bauen. Dabei handelt es sich allerdings um eine andere Betreibergesellschaft. Der Punkt ist der: Ist der Lungau einmal für die Windkraft offen, so ist zu befürchten, dass es nicht bei drei Windrädern bleibt. Wir müssen uns entweder zu einer Tourismusregion Lungau oder zu einer Energielandschaft Lungau bekennen. Beides geht nicht, und ich bekenne mich klar zum Tourismus.“

Bezirksblätter: Die Windrad-Causa steht schon lange im Raum. Warum steigen Sie erst jetzt auf die Barrikaden?
MOSER: „Nachdem das Land Kärnten sowie die Bezirkshauptmannschaft Tamsweg ihre klare Ablehnung signalisiert haben, war das Thema für mich und viele andere meiner Mitstreiter abgehakt, quasi vom Tisch gewischt. Erst die jüngsten Vorstöße der Samsonwind GmbH haben uns wieder wachgerüttelt und hellhörig gemacht.“

Bezirksblätter: Sind Sie eigentlich grundsätzlich gegen die Windkraft?
MOSER: „Nein, es ist mir selbstverständlich klar, dass wir ohne Windkraft die Zu-kunft nicht meistern können. Aber die Sensibilität der Standortfrage ist für mich ein sehr wichtiger Punkt. Gegen windräderbepackte Bergrücken, die weithin sichtbar sind, verwahre ich mich. Ansonsten hat Windenergie sicher ihre Berechtigung. Der Lungau wirbt im Tourismus nachweislich seit 1938 mit Sonne und daher wäre die logische Schlussfolgerung: Der Lungau als sonnenreichste Region sollte mit der Sonne werben und nicht mit Wind.“

Bezirksblätter: Wie sieht die weitere Vorgehensweise aus?
MOSER: „Was das angeht, lassen wir uns nicht in die Karten schauen.
Ich plädiere für nachhaltiges Wirtschaften und Stärken der für die Lungauer Volkswirtschaft so wichtigen Sparte Tourismus. Es wäre ein falsches Signal, jene zu unterstützen, die das schnelle Geld am Aineck-Bergrücken suchen. Sollen die Windräder das neue Wahrzeichen für den Lungau werden?“

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