Margareten
Baustelle auf der Reinprechtsdorfer Straße sorgt für Unmut
Die neue "Reinpi" soll den Bezirk aufwerten. Lärm, Staub und Schäden durch die Bauarbeiten sind für die Wirtschaftstreibenden aber eine Herausforderung.
WIEN/MARGARETEN. Die Umgestaltung der Reinprechtsdorfer Straße ist im 5. Bezirk in aller Munde. Während sich die einen auf die modernisierte Einkaufsmeile freuen, haben andere keinen Grund zum Jubeln. Jörg Lauermann ist dafür ein gutes Beispiel. Seit 23 Jahren betreibt er an der Nummer 60 das Geschäft "Record Shack", das sich auf Vintage-Schallplatten spezialisiert. Er veröffentlicht Platten auch unter eigenem Label.
Die Arbeiten direkt vor der Geschäftstür machen ihm seine Arbeit jedoch madig. "Die schwer zugängliche, teilweise abgesperrte Straße und der Baulärm führen dazu, dass so gut wie keine Kunden mehr in den Shop kommen", erklärt er. Außerdem sei der Staub, der von der Baustelle hineindringt, schädlich für die empfindlichen Schallplatten.
Schäden am Geschäft
Durch die Bauarbeiten wurden zudem zahlreiche Schäden am Ladenlokal verursacht. Der Kanalisationsbau lädierte die Fassade, so Lauermann. Regenwasser griff das freiliegende Holz an, welches jetzt modert. Als im Zuge weiterer Arbeiten der Gehsteig aufgebrochen wurde, sei eine tragende Säule beschädigt worden, infolgedessen senkte sich die Fassade auf einer Seite um fünf Zentimeter.
„Dadurch kam es zu Rissen und Verziehungen, auch die Tür schließt nicht mehr richtig“, schildert der Unternehmer. Inzwischen wurde die Säule mit einigen Holz- und Steinpflöcken provisorisch gestützt, eine Dauerlösung sei das jedoch nicht.
Keine Unterstützung erhalten
Was Lauermann aber fast noch mehr ärgert als die Schäden an der frisch sanierten Fassade: "Niemand will dafür aufkommen, die Verantwortung wird immer weitergeschoben. Ich hätte mir eine unkomplizierte Lösung gewünscht, jemanden, der sich darum kümmert."
Damit kritisiert er neben den Baufirmen auch die Bezirksvorstehung, von der weder Unterstützung gekommen sei noch Informationen darüber, wie lange die Belastungen anhalten werden. "Gerade haben wir die Corona-Krise überwunden. Obwohl uns auch die Inflation schwer zusetzt, schafften wir es trotzdem immer irgendwie zu überleben. Diese Baustelle bringt uns dem ‚Todesstoß‘ allerdings bedrohlich nahe", ärgert er sich.
Er hebt hervor, dass sein Shop zudem regelmäßig von einem internationalen Publikum aufgesucht wird. "Es kommt konstant Kundschaft aus den USA, aus Kasachstan, China, UK, Afrika sowie aus anderen Teilen der Welt extra zu uns, um analoge Tonträger zu kaufen." Aktuell würden diese aber durch die Baustelle abgeschreckt werden.
Auch weitere Unternehmen betroffen
Lauermann ist nicht der einzige, der unter der Baustelle leidet. Johann Paul von der naheliegenden KFZ-Reparaturwerkstätte in der Margaretenstraße 125 fühlt sich ebenso vor vollendete Tatsachen gesetzt und nicht frühzeitig informiert. "Der Kreuzungsbereich Margaretenstraße/Reinprechtsdorfer Straße war während der Umbauarbeiten von 24. Juli bis 4. August komplett gesperrt. Die Zufahrt zu unserer Werkstatt war in diesen Tagen sehr mühsam bis unmöglich."
Er beklagt sich darüber, dass seine Einfahrt weggerissen und er zu kurzfristig darüber in Kenntnis gesetzt wurde. Er hätte einigen Kunden noch am selben Tag den Termin absagen müssen - bei weiterlaufenden Kosten und wegfallenden Einnahmen.
Massive Umsatzeinbußen hat auch Edo Kanoon Hessari von "Edo Friseur" zu beanstanden. Aktuell würden aufgrund der Baustelle viel weniger Kunden seinen Salon aufsuchen.
"Unbürokratische Reparatur"
Bezirkschefin Silvia Janković (SPÖ) gab auf Anfrage bekannt, dass die Geschäftstreibenden von zwei Mitarbeiterinnen der Bezirksvorstehung besucht und über die Neugestaltung unterrichtet worden seien. "Sobald die Bezirksvorstehung Kenntnis von dem Vorfall erlangt hat, informierten wir uns sofort bei der zuständigen Baufirma über den Tathergang."
Auch die MA 28 (Straßenbau) betont, dass etwa eine Woche vor Baubeginn Flugblätter mit konkreten Infos zum Bauvorhaben und Kontaktdaten zuständiger Ansprechpersonen an Anrainer und Wirtschaftstreibende verteilt wurden. Außerdem würden die zuständigen Verantwortlichen der beauftragten Baufirma bereits mit Lauermann in Kontakt stehen und hätten ihm zugesagt, Reparaturarbeiten rasch und unbürokratisch durchzuführen.
Hinsichtlich Johann Pauls Situation äußert sich die MA 28 folgendermaßen: "Um die Zufahrt zur Werkstatt in der Margaretenstraße 125 möglichst einschränkungsfrei aufrechtzuerhalten, wurde eine Ersatzfahrbahn hergestellt, die auch während der Aufbruch- und Umbauarbeiten die Einfahrt ermöglicht. An allen Tagen seit Beginn der Bauarbeiten war die Zufahrt grundsätzlich möglich, lediglich während kürzerer Zeiträume kam es zu Wartezeiten." Paul sei vor der Errichtung der Ersatzfahrbahn von der beauftragten Baufirma entsprechend informiert worden.
Jörg Lauermann und Johann Paul haben die Schäden sowie Einschränkungen durch die Bauarbeiten fotografisch ganz genau dokumentiert. Einige ihrer Fotos siehst du in der Bildergalerie unter dem Artikel.
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