Zahl der Patienten steigt
Neunerhaus-Gesundheitszentrum an Kapazitätsgrenze
Die Margaretner Sozialorganisation "Neunerhaus" warnt vor einem Engpass bei der Gesundheitsversorgung obdachloser und nichtversicherter Menschen.
MARGARETEN. Die Coronakrise hat Österreich weiterhin fest im Griff. Die Fallzahlen steigen an und die Gesundheitsversorgung steht mehr und mehr unter Druck. Das spüren auch obdachlose und nichtversicherte Menschen, für die es nur sehr wenige Anlaufstellen im Gesundheitssystem gibt.
Eine dieser Anlaufstellen ist die Margaretner Sozialorganisation Neunerhaus. Doch nun warnt das Neunerhaus, dass die Kapazitäten seines Gesundheits-zentrums am Limit sind und vor einem Engpass der medizinischen Versorgung.
Anlaufstelle für Bedürftige
„Wir haben seit Ausbruch der Coronakrise auf die Fortführung unseres Präsenzangebots gesetzt und unsere Arztpraxis immer offen gehalten, um die medizinische Versorgung unserer Zielgruppe in vollem Umfang sicherstellen zu können", sagt Elisabeth Hammer, Neunerhaus-Geschäftsführerin.
Doch der Andrang wird in der kommenden Zeit immer größer und größer werden. "Man kann sagen, wir sind nicht nur wichtiger Pfeiler im System, sondern de facto Teil der sozialen Infrastruktur – leider. Wir stoßen an unsere Grenzen“, warnt Hammer.
Das Neunerhaus-Gesundheitszentrum in der Margaretenstraße 166/1 ist seit Jahren eine verlässliche Anlaufstelle für armutsbetroffene Menschen ohne Krankenversicherung. Allein im Jahr 2019 versorgten die Neunerhaus-Ärztinnen und -Ärzte 5.300 Menschen, davon 240 Kinder.
40 Patienten pro Tag
2020 ist Pandemie-bedingt auch hier alles anders, allein in der Neunerhaus-Arztpraxis gab es im ersten Halbjahr einen Patienten-Anstieg von 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Derzeit behandeln wir in unserer Arztpraxis um die 40 Personen pro Tag, in der Zahnarztpraxis sind es im Durchschnitt 25. Schon seit dem Sommer arbeiten wir so viel wie sonst nur zur Grippezeit", erläutert Daniele Unterholzner, Neunerhaus-Geschäftsführerin.
"Mittlerweile sind unsere Kapazitäten voll, es kommt vor, dass wir Menschen auf den nächsten Tag vertrösten müssen, weil Zeit und Personal nicht reichen. Das ist besonders dramatisch, wenn man bedenkt, dass viele von ihnen unversorgt auf die Straße zurückkehren“, so Unterholzner.
Neues Gesundheitstelefon leistet Unterstützung
Seit Beginn der Pandemie konnte das Neunerhaus nicht nur all seine Hilfsangebote für obdach- und wohnungslose sowie nichtversicherte Menschen aufrechterhalten, sondern hat sein medizinisches Leistungsspektrum um ein wesentliches Angebot ergänzt: Mit dem Gesundheitstelefon leistet das Neunerhaus seit Ende März einen großen Beitrag, um die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen.
Derzeit sind täglich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – darunter auch immer ein Arzt oder eine Ärztin – täglich telefonisch für Corona-Verdachtsfallabklärung und Beratung erreichbar, wenn nötig auch mit Audiodolmetsch. Das Angebot ist eine Kooperation mit dem Fonds Soziales Wien und im Auftrag der Wiener Gesundheitsbehörde. Das Gesundheitstelefon richtet sich an Mitarbeiter der Wohnungslosenhilfe, der Flüchtlingshilfe und der Frauenhäuser, die dadurch in ihrer Arbeit unterstützt werden und Hilfestellung in medizinischen Fragen bekommen.
„Damit wir obdachlosen und nichtversicherten Menschen auch weiterhin die dringend benötigten Behandlungen und Beratungsgespräche bieten können, sind wir vor allem auf Spenden angewiesen, aktuell mehr denn je", sagt Unterholzner.
Spenden und Gutes tun
Wer das Neunerhaus finanziell unterstützen möchte, kann das einfach und unkompliziert online machen unter www.neunerhaus.at/spenden
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