Das Mariahilf der Kleinkunst
Selbst an einem kalten Samstag im Winter lässt sich Richard Weihs nicht davon abhalten, einen seiner wöchentlichen Fixpunkte einzuhalten: den Flohmarkt am Naschmarkt.
Er wohnt nicht weit weg, an der Rechten Wienzeile. Auch diesmal fischt er etwas aus dem Angebot: eine Zither. Bereits mit vier Jahren wünschte er sich nichts sehnlicher als dieses ungewöhnliche Musikinstrument. „Gelernt habe ich es dann leider nie“, sagt Weihs und legt die Zither wieder zurück. Dafür spielt er heute exzellent Gitarre.
Ursprünglich stammt der Kabarettist, Autor und Liedermacher Weihs eigentlich aus Wels in Oberösterreich. Aber bereits seit 42 Jahren lebt der 54-Jährige in Mariahilf – und er engagiert sich auch seit Langem in der Grätzelpolitik. Zum Beispiel hat er gemeinsam mit der „Bürgerinitiative Denzelgründe“ den Alfred-Grünwald-Park erkämpft, um Mariahilf etwas lebenswerter zu gestalten. „Leider wurde der Park vor einigen Jahren durch eine scheußliche Plakatwand verschandelt.“ Gleich neben dem Park befindet sich ein Geheimtipp für Wiener Musiker: die „Non Food Factory“. Das Tonstudio des Akkordeonisten Walther Soyka befindet sich in der Laimgrubengasse 19. „Manchmal schau’ ich abends beim Walther vorbei, das ist für mich immer etwas Besonderes“, sagt Weihs. Der letzte Tonträger von Ernst Molden und Willi Resetarits – „ohne di“ – wurde dort aufgenommen.
Weiter geht es in die Joanelligasse. Dort befindet sich direkt beim Jazzcafé Einhorn eine Plakette, die Weihs mit seinen eigenen Händen zum Gedenken an den Musiker Uzzi Förster, verstorben 1995, angebracht hat „Er war wirklich genial, aber leider ein versoffener Hund“, sagt Weihs über den Gründer des Einhorns.
Ein Stückchen weiter die Gumpendorfer Straße hinauf liegt der Fritz Grünbaum-Platz. Grünbaum war ein jüdischer, von den Nazis ermordeter Kabarettist. Hier mag Weihs die Ironie, während er vor der Gedenkplakette im Schatten des Flakturms steht: ein Monument der Nazi-Zeit mit der Adresse Fritz Grünbaum-Platz 1. Die Groteske um die Namensgebung ist auch in Richard Weihs Buch „Mariahilf – das Buch zum Bezirk“
nachzulesen.
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