Obdachlose zeigen die Stadt: Eine Stadtführung der besonderen Art

"Hedy" auf Tour: Charismatisch und voller Leidenschaft.
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MARIAHILF/NEUBAU. "Ich bin ich, ich steh' da, ich bin einmalig, geh' ma!" Direkt und geradeaus, charismatisch und mit jeder Menge Leidenschaft führt "Hedy" ihre Zuhörer durch die Wiener Innenbezirke. Vorbei an den sonst heiß begehrten Touristenzielen, quer über die "Mariahilfer" drüber, "Hedy" hat ein Auge für ganz besondere Fleckerl. "Hedy" ist 58 und obdachlos, seit drei Jahren lebt sie in einem Unterschlupf im Wienerwald. Im Rahmen des gemeinnützigen Vereins "SUPERTRAMPS" bietet sie einmal wöchentlich Touren durch Wien an - Touren der besonderen Art.

"Es kann jeden passieren"

In südaustralischen Adelaide geboren, kam sie als eineinhalb Jährige nach Niederösterreich, lebte ein Leben, was unsereins als "normal" bezeichnen würde. "Hedy" arbeitete ihr Leben lang als Selbstständige, war politisch aktiv, davon in den 1990ern vier Jahre als Clubchefin der "Alternativen Grünen" in der Josefstadt. Ihr "Weg durch's Establishment", wie sie es nennt. Als ihre Mutter dann einen Schlaganfall erlitt, kurz darauf verstarb, musste "Hedy" ihren Job aufgeben.

Der Weg ins AMS, nach ihrer Meinung "der größte Fehler meines Lebens", brachte nur noch mehr Ernüchterung. Da sie als langjährige Selbstständige "die berühmten 52 Wochen", welche man braucht um Anspruch auf Mindestsicherung zu erhalten, nicht vorweisen konnte, stand "Hedy" am Ende mit nichts da. Seit Herbst 2013 lebt sie im Wienerwald in ihrem selbst gebauten Unterschlupf. "Es kann jeden passieren", bemerkt die 58-Jährige.

"Mir haben die Bücher das Leben gerettet"

Wer glaubt, "Hedy" würde sich für ihre Geschichte schämen, der irrt gewaltig. Wenn sie einer ihrer rund 25 Personen starken Gruppen durch Wien führt, sprudelt es nur so aus ihr heraus. Es sprudelt und sprudelt. "Hedy" ist mit Leib und Seele dabei. Nur an ganz speziellen, für sie sehr bedeutsamen Orten macht sie Halt und erzählt ihre Geschichte - das Esterhaus zum Beispiel, eine Litfaßsäule oder ein Bücherkasten. "Mir haben die Bücher das Leben gerettet", erzählt die 58-Jährige. Seitdem ihr Neugeborenes nach nur wenigen Wochen einen Kindstod erlitt, lese sie täglich eine Stunde, nur so habe sie es durch diese "furchtbare Zeit" geschafft.

In ihrer ganz eigenen Art spricht sie ihre Zuhörer immer wieder an, thematisiert Umweltproblematiken, die Gleichstellung der Frau und das Pensionssystem. Gleichzeitig warnt sie immer wieder davor nicht in "Sozialromantik" zu verfallen. Nächstes Jahr könne sie endlich in Pension gehen, dann wolle sie endlich wieder einem "geregelten" Leben nachgehen.

"Selfies" zum Abschied

Als Schlusswort richtet sie sich noch einmal an ihre überwiegend jungen Zuhörer: "Ihr seids die Jugend, macht's was! Macht's was euch Spaß macht, scheißt's euch nichts!" Vielen der Anwesenden geht "Hedys" Geschichte sehr nahe, es werden "Selfies" gemacht und zum Abschied gibt's von vielen noch eine ausführliche Umarmung.

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