Fast so alt wie die Republik: Mariahilferin Gertrude Schranz im Portrait
Im Haus Mariahilf trifft die bz-Wiener Bezirkszeitung die 99-jährige Gertrude Schranz.
MARIAHILF. Im Jahr 1919 wurde Gertrude Schranz in der niederösterreichischen Marktgemeinde Himberg geboren. Dort besuchte sie auch die Volksschule. Die Hauptschule dann in Wien-Simmering. "Und dann war ich endlich frei", erzählt Schranz. Nach der Schule begann sie zunächst als Apothekenhelferin in Himberg zu arbeiten. Nach drei Jahren wechselt sie in eine Apotheke in der Gumpendorfer Straße.
In der Zwischenzeit lernt sie nämlich ihren Mann Paul kennen und will auch zu ihm nach Wien ziehen. 1943 kommt der gemeinsame Sohn Kurt auf die Welt. "Mit dem Kurt war es dann für mich zeitlich nicht mehr möglich 40 Stunden die Woche zu arbeiten", erklärt Schranz. Deshalb nimmt sie sich eine Auszeit. Ein paar Jahre später beginnt sie als Telefonistin im Messepalast im 6. Bezirk zu arbeiten. Nach 10 Jahren dort, sagt sie der Arbeitswelt endgültig Lebewohl und widmet sich den angenehmeren Dingen des Lebens.
Ständig auf Ausflügen
"Wir waren eigentlich nie daheim, sondern immer unterwegs", so Schranz. Schon immer war sie ein aktiver Mensch: ist schwimmen, Rad fahren und Bergsteigen gegangen. Auch in ihrem weiteren Leben setzt sie das fort. "Wir waren ständig auf Ausflügen", erzählt die Seniorin. Am Neufelder See hatten sie 50 Jahre lang eine Parzelle. "Manchmal bin ich sogar noch schnell vor der Arbeit schwimmen gegangen", schildert Schranz.
Reisen zählt zu ihren Leidenschaften. "Mit dem Wohnwagen sind wir immer überall hingefahren" sagt die 99-Jährige. Mit Sohn Kurt und Ehemann Paul war sie unter anderem zwölfmal in Griechenland und Südtirol sowie fünfmal in Spanien. "Lustig war's in Gibraltar einmal, als mich ein Äffchen gezwickt hat", erinnert sich die Seniorin mit einem Lächeln im Gesicht zurück.
"Probiert es aus"
Nach dem Tod von Schranz' Eheman Paul vor cirka 10 Jahren lebt sie noch eine Weile in der gemeinsamen Wohnung in der Fischerstiege in der Inneren Stadt weiter. Bis sie gesundheitliche Probleme bekommt.
Ihr rechtes Bein muss amputiert werden. Danach wechselt sie zwischen Krankenhäusern und Seniorenhäusern hin und her. Seit sieben Monaten wohnt sie nun im Haus Mariahilf.
So aktiv wie früher ist sie leider nicht mehr. Dennoch kann sie stolz auf ihre 99 Jahre sein, die sie womöglich auch der vielen Bewegung in ihrem Leben zu verdanken hat. Ihr Rat an die jüngeren Generationen: "Erlebt alles für euch selber, probiert es aus."
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