Reiterhöfe im Bezirk
"Wir kämpfen weiter. Aufgeben ist keine Option"
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die damit verbundenen Verordnungen treffen auch Betriebe, Pferdehalter, -sportler und -züchter mit besonderer Härte und erschüttern sie und ihren gewohnten Alltag bis ins Mark. Wir haben uns bei Reiterhöfen im Bezirk erkundigt wie sie diese schwierige Zeit erleben.
BEZIRK MATTERSBURG. Der "Siedlerhof" in Stöttera ist seit Jahren für seine gute Arbeit mit Kindern bekannt. Durch die Corona-Krise sind für den, bis dahin gut laufenden Stall, die Einnahmen eingebrochen – die Futter- und Unterhaltskosten für die 23 Schulpferde werden dadurch zum Problem.
"Eigentlich verdienen sich meine Tiere ihr Futter sozusagen selbst. Aufgrund der Pandemie ist das seit Monaten nicht oder zeitweilig nur sehr eingeschränkt möglich. Vor allem die Zeiten in denen ich den Unterricht völlig aussetzen musste haben viel gekostet", so die Eigentümerin des Reit- und Einstellbetriebes "Siedlerhof" Andrea Neuberger.
"Die laufenden Kosten wie Hufschmied, Tierarzt und Futter laufen weiter. Dazu kommt, dass die Tiere weiterhin bewegt werden müssen. Ohne Schulbetrieb ist das natürlich eine große Herausforderung", bestätigt auch Reitlehrerin Margarete Donner den Ernst der Lage und betont "Schulbetriebe erhalten sich schon in normalen Zeiten schwer es ist immer eine Gratwanderung zwischen überleben und nicht überleben. Es ist ein hartes Geschäft. Wer fair zum Tier ist und pädagogisch wertvoll arbeitet wird nicht reich. Wir machen es nicht des Geldes wegen."
Angst vor nächstem Lockdown bleibt
In den Sommermonaten bietet der "Siedlerhof" in Stöttera zusätzlich zum normalen Schulbetrieb auch Ferienlager an. "Wir haben dann um die 10 bis 12 Kinder am Hof. Das ist immer ein großer Spaß. Ob wir dieses Jahr ein Lager abhalten können oder zumindest die beliebten Kinderpartys am Wochenende wissen wir noch nicht", so Neuberger die die Kinder (bereits im Vorschulalter ab drei Jahren) in ihrem Reitstall mit der "Hippolini"-Methode unterrichtet.
"Wir haben viel Geld in Ausbildung und Material gesteckt, um den Kindern das tolle Konzept der 'Hippolini'-Kurse bieten zu können und jetzt können wir – wegen der Corona-Krise – im Moment nichts davon fortführen", so Donner.
"Ein neuerlicher Lockdown wäre für uns das Schlimmste das passieren kann", ist die Eigentümerin des Reit- und Einstellbetriebes "Siedlerhof" besorgt. "Man will sich von keinem Pferd trennen. Das kommt für mich nicht in Frage. Ich habe am Hof vom Fohlen bis hin zum 30-jährigen Opa alle Altersklassen vertreten. Tiere die nicht mehr im Schulbetrieb tätig sind müssen von den anderen mitgetragen werden. Sie haben sich ihre 'Pension' ja auch verdient", so Neuberger.
Jeder Euro zählt
Die Hilfszahlungen von Seiten der Regierung sind für den Reitstall lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein – belaufen sich die Kosten für eine Heulieferung alleine schon auf mehrere tausend Euro. Eine Freundin der Reitstallbetreiberin hat deshalb zur Unterstützung ein Spendenkonto (Andrea Neuberger AT85 5100 0910 2872 4300) eingerichtet. "Ich war völlig überrascht von der Aktion aber ich bin auch sehr dankbar dafür. Im Moment hilft uns jeder Euro weiter", so Andrea Neuberger die hofft bald wieder viele Kinder mit ihren Tieren glücklich machen zu können.
"Unser Alltag hat sich verändert"
Von den coronabedingten Einschränkungen war auch der "Krebsenbachhof" in Mattersburg betroffen. Derzeit werden an die 80 Islandpferde in kleinen Herden auf dem Hof gehalten. Der Umgangston am Hof wird familiär gehalten.
"Der Alltag hat sich auch für uns verändert. Die Leute verbringen bei uns am Hof ihre Freizeit und das ist jetzt nur eingeschränkt möglich. Man darf nur so lange bleiben wie man etwas bei seinem Pferd zu tun hat. Natürlich ist das hart denn es bilden sich Freundschaften und man sitzt sonst gerne noch beisammen und plaudert miteinander", so Betreiberin Sabine Haider-Kurz.
"Reine Schulbetriebe haben es jetzt schwerer"
Wirtschaftlich betrachtet wirkt sich die Corona-Krise für den Betrieb weniger dramatisch aus als für reine Schulbetriebe. "Wir haben am 'Krebsenbachhof' hauptsächlich Einsteller als Hauptgeschäft. Das wurde durch die Krise zum Glück nicht beeinträchtigt. Der Schulbetrieb läuft dazu nur zusätzlich", erzählt sie.
In Mattersburg kommt ebenfalls das "Hippolini"-Konzept für den Unterricht zum Einsatz – die spielerische Begegnung mit dem Tier und die vielen Erlebnismöglichkeiten stehen auch hier im Mittelpunkt der Reitpädagogik. Mit geführten Touren können am "Krebsenbachhof" bereits die Kleinsten Pferdefreunde den richtigen Umgang mit Pferden lernen.
Die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln sind auf dem Pferdehof kein Problem. "Alleine aufgrund der Pferde ergibt sich schon automatisch ein Abstand von zwei Metern zueinander" lacht die Hofbetreiberin.
"Es sind schwierige Zeiten und man lebt damit. Natürlich bemüht man sich anderen Betrieben, die nur vom Schulbetrieb leben, so gut es geht zu helfen", so Sabine Haider-Kurz abschließend.
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