Künstler Florian Lang: "Ich bin Nacht-Meidlinger"
Der aus dem Südburgenland stammende Künstler Florian Lang lebt schon seit 18 Jahren in Meidling und führte durch den Bezirk.
MEIDLING. Über die Eröffnung des Café Nahid in der Meidlinger Hauptstraße im Jahr 2014 hat sich Florian Lang sehr gefreut. Allerdings besucht er das Café eher am Abend oder in der Nacht, da der 1978 geborene Künstler sein Atelier im 3. Bezirk hat, deshalb oft nur am Abend oder am Wochenende in Meidling anzutreffen ist. Aus diesem Grund, bezeichnet er sich selbst als „Nacht-Meidlinger“.
Dennoch ist ihm der 12. Wiener Gemeindebezirk in der langen Zeit, in der er hier schon lebt, ans Herz gewachsen. Auch gefällt es ihm, in seiner Freizeit etwas Ruhe zu haben und nicht in einem Bezirk innerhalb des Gürtels zu wohnen. Meidling ist für Florian Lang ein Rückzugsort.
Vorbild Theresienbad
Der Südburgenländer kam zum Studieren nach Wien, wo er an der Akademie der Bildenden Künste begann - verbrachte aber nicht die ganzen Jahre in Wien: Lang studierte auch an der Glasgow School of Art und an der Marmara-Universität in Istanbul.
Seine letzte große Ausstellung „Down by the water“ war Ende Mai in Wien zu sehen. Daran arbeitete er fast zwei Jahre, wobei die letzten Monate vor dem Termin vor allem für das Organisieren dieser Ausstellung in Anspruch nahmen. Meist ist es so, dass er vor Eröffnungen einer Ausstellung wenig Atelierzeit hat und vieles im Alleingang vorbereiten muss.
Langs Kunst besteht vor allem aus Collagen und des Weiteren macht er viele Videoanimationen, so hat er beispielsweise auch die Videos für seine frühere Band „Le Toy“ selbst hergestellt. Das Thema Wasser findet sich in seinen Werken immer wieder.
„Meidling hat sich sehr verändert, wird cooler“
Oft standen ihm hier auch die keramischen Wandmosaike des Theresienbads in der Hufelandgasse Vorbild, um Wasser in seine Kunst miteinfließen zu lassen. Schwimmen geht er zwar auch, aber nicht ins Theresienbad, da ihm hier das Becken zu klein ist.
In den letzten 10 Jahren, so Lang, hat sich Meidling sehr verändert - diese Veränderung ist nach ihm noch nicht abgeschlossen.
„Meidling wird immer cooler und hipper. Hier ist auch das Stichwort Gentrifizierung zu nennen, welche man nun auch in Meidling langsam aber sicher beobachten kann.“ Schade findet es der Wahl-Meidlinger, dass aus dem Meidlinger Markt nicht mehr herauszuholen war: Einige Lokale und Geschäfte haben schon wieder zugesperrt, andere wiederum haben sehr eigenwillige Öffnungszeiten.“ Dennoch haben sich einige Restaurants und Lokale zu Langs Lieblingslokalen entwickelt, welche er immer wieder gern besucht - auch abseits des Meidlinger Marktes.
Antiquitäten und Unterführungen
Angetan haben es Lang auch die vielen kleinen Antiquitätenläden in Meidling, wo er immer wieder vorbeischaut, um sich Inspiration zu holen und eventuell auch, dass eine oder andere Stück mitzunehmen, um es dann in seinen Werken verwenden zu können.
Lang geht gerne spazieren - es gibt in Meidling sehr viele schöne, allerdings versteckte Gebäude.
Besonders von den Unterführungen durch die Häuser ist Lang begeistert - lange Zeit habe er nicht gewusst, dass es diese überhaupt gibt. „Ich gehe meist nicht den schnellsten, sondern den schönsten Weg nach Hause in meine Wohnung. Dann freue ich mich immer, wenn ich neue Gebäude entdecke - moderne Architektur hat mich schon immer interessiert.“
Fernsicht ist wichtig
Natürlich treibt es Lang auch in andere Bezirke. Da er sehr gerne schnorchelt, zieht es ihn in die Donau - er war sehr verwundert darüber, wie vielfältig die Tier-und Pflanzenwelt hier ist. Aber auch die Nebenbezirke von Meidling sind nicht zu unterschätzen.
Besonders gerne mag der Meidlinger den Ausblick von der Gloriette, welche ein fixer Bestandteil bei seiner Laufrunde ist: „Für mich als Künstler ist das ‚Fernschauen‘ enorm wichtig. Wenn ich den ganzen Tag so nah an Bildern oder auch am Computer sitze, ist es gut, den Augen eine Entlastung zu gönnen. Und wo hat man einen besseren und schöneren Blick über Wien?“, lacht Lang.
Der 40-Jährige lebte eine zeitlang auch in Budapest, da kam es ihm gelegen, dass seine Wohnung nicht unweit vom Meidlinger Bahnhof liegt und er somit rasch hin und her fahren konnte. Die nächste Ausstellung im September ist in Budapest. Auch wenn Lang die Stadt sehr gerne mag, alt werden möchte er hier nicht: „Irgendwann hätte ich gerne ein Haus am Land, vielleicht auch im Südburgenland.“
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