Landesgericht St. Pölten
Mediziner von Missbrauchsvorwurf freigesprochen
Massive Konsequenzen für seine Praxis hatte die Anzeige gegen einen Arzt aus Niederösterreich, dessen Ex-Frau von Vergewaltigungen während ihrer Ehe, sowie von sexuellem Missbrauch an ihrer unmündigen Tochter sprach.
NIEDERÖSTERREICH. Bereits vor dem Prozess am Landesgericht St. Pölten erhielten zahlreiche Medien Informationen, nach deren Veröffentlichung der bekannte Mediziner mit einem massiven Patientenschwund zu kämpfen hatte. Mittlerweile wurde der 64-Jährige von allen Vorwürfen freigesprochen, zumal der Schöffensenat unter der vorsitzenden Richterin Doris Wais-Pfeffer erhebliche Zweifel an den Aussagen der Belastungszeugen hatte (nicht rechtskräftig).
Laut Ex-Frau wurde Tochter missbraucht
Laut Anklage habe sich der Mann zwischen 2001 und 2005 an der, in die Ehe mitgebrachten Tochter sexuell vergangen. Die damalige Volksschülerin sei unter anderem morgens immer wieder ins Bett des Ehepaares gekommen und, laut Ex-Frau, habe der Mann das Kind missbraucht, während sie ein Kakaofläschchen in der Küche zubereitet habe. Auch in der Nacht, wenn das Mädchen Angst hatte, sei es unter die Decke zwischen Stiefvater und Mutter gekrochen. In ihrer Urteilsbegründung erklärte Wais-Pfeffer, dass es einerseits nicht nachvollziehbar sei, warum das Kind sich auch zum Stiefvater legte und andererseits die Mutter von den Übergriffen nichts bemerkt habe. Darüber hinaus bekäme ein Kind in diesem Alter wohl kaum noch ein Fläschchen zum Frühstück.
Probleme führen auf Übergriffe zurück
Als die Tochter nach Jahren gesundheitliche Probleme bekam, suchte sie Hilfe unter anderem auch bei Therapeuten. Schließlich führte sie ihre Probleme auf die angeblichen Übergriffe des Stiefvaters zurück, der diese vehement bestritt. Widersprüche auch in ihren Aussagen bestärkten die Zweifel des Senats, zumal es zahlreiche Mails gab, in denen die Stieftochter ihrem angeblichen Peiniger Glückwünsche und ähnliche Nachrichten zukommen hatte lassen.
Unglaubwürdigkeit der Frau
Im Zuge der Anzeige im vergangenen Jahr erhob auch die Mutter schwere Vorwürfe. Ihr Ex-Mann habe sie noch während der Ehe bis 2014 mehrfach vergewaltigt. Nicht nachvollziehbar für das Gericht war in dem Zusammenhang, warum die Frau ab 2016 abermals eine Beziehung mit dem Arzt einging, sogar nachweislich mit ihm auf Urlaub fuhr. Wais-Pfeffer betonte die Unglaubwürdigkeit der Frau, die sie mit ihren Ansprüchen auf den Zivilrechtsweg verwies. Während der Mediziner nach dem Urteil die Verteidigerin Mercedes Vollmann-Schultes erleichtert umarmte, gab Staatsanwältin Barbara Kirchner vorerst keine Erklärung ab.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.