„Der Teufel und Gott“ - Buchpräsentation im Bergerhaus

Mare Kandre: "Der Teufel und Gott" | Foto: © Septime Verlag
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  • Mare Kandre: "Der Teufel und Gott"
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Lesung von Charlotte Karlsson-Hager

GUMPOLDSKIRCHEN: Als Charlotte Karlsson-Hager 2012 im Zuge ihres Doktoratsstudiums in Skandinavistik ihre Dissertation mit dem Titel „Stoffe des Alten Testaments in der schwedischen Prosaliteratur des 20. Jahrhunderts“ schrieb, stieß sie auf das Buch von Mare Kandre „Der Teufel und Gott“.

Sie war von dem Werk der schwedischen Schriftstellerin so begeistert, dass sie beschloss, dieses ins Deutsche zu übersetzen und dadurch auch einer deutschsprachigen Leserschaft zugänglich zu machen.

Im Mittelpunkt der Geschichte des Romans steht der Teufel, ein kleines, abschreckendes und von allen verstoßenes Kind, das von den Menschen gejagt wird und vor dem man sich bekreuzigt, wenn er aufgrund seiner Sehnsucht nach Gemeinschaft mit ihnen Kontakt aufzunehmen versucht

Ihm gegenüber steht Gott, ein kleiner dicker, verzogener Bengel, der es vorzieht, sich seiner mangelhaften Schöpfung durch einen langen Schlaf zu entziehen.

Mit dem Erwachsenwerden erkennt der Teufel die wahre Natur des Menschen, er begründet die Hölle und wendet sich dem Handwerk des Feuerschürens zu. Doch die Menschen sind weiterhin mit Ausbeutung und Zerstörung der Welt beschäftigt, sodass die Erde einer Umweltkatastrophe entgegen steuert – der Apokalypse.

Es ist dies das erste Werk der Autorin, das in deutscher Sprache erschienen ist und ab 1. September 2014, veröffentlicht durch den zunehmend erfolgreichen österreichischen Septime Verlag, im Buchhandel erhältlich sein wird

Mit einer Lesung der Übersetzerin Charlotte Karlsson-Hager, die in Gumpoldskirchen ansässig ist, wurde am Freitag, dem 29. August 2014 das Werk der schwedischen Autorin Mare Kandre erstmalig im deutschsprachigen Raum im Bergerhaus in Gumpoldskirchen vorgestellt.

Bürgermeister Ferdinand Köck und Kulturreferentin, Vizebürgermeisterin Kristina Binder begrüßten die zahlreichen Gäste, die Kulturbeauftragte der Schwedischen Botschaft, Daphne Springhorn, war ebenfalls anwesend. Unter den Gästen: Der ehemalige Bezirkshauptmann von Mödling, HR. Dr. Hannes Nistl.

Bei Schwedischem Buffet und Gumpoldskirchner Königswein klang der interessante Nachmittag im Bergerhaus aus.

Mare Kandre - Der Teufel und Gott

Roman.
Aus dem Schwedischen von Charlotte Karlsson-Hager
Der Teufel, ein kleines, abschreckendes und von allen verstoßenes Kind, wird von den Menschen gejagt und man bekreuzigt sich, wenn er aufgrund seiner Sehnsucht nach Gemeinschaft mit ihnen Kontakt aufzunehmen versucht. 

Ihm gegenüber steht Gott, ein kleiner dicker, verzogener Bengel, der es vorzieht, sich seiner mangelhaften Schöpfung durch einen langen Schlaf zu entziehen.
Mit dem Erwachsenwerden erkennt der Teufel die wahre Natur der Menschen, sie sind bösartig, und wendet sich dem Handwerk des Feuerschürens zu. 

Währenddessen regiert der Mensch und ist mit Ausbeutung und Zerstörung beschäftigt. Die Welt steuert einer alles umfassenden Umweltkatastrophe entgegen. 

»… doch im Laufe der Zeit zeigte sich in den Sündern eine neue Art von Durchtriebenheit und es wurde immer schlimmer, es hatte den Anschein, als würden sie ihre Taten aus reiner Bosheit und nicht aus Verzweiflung begehen. Und der Teufel musste nun bei Tag und Nacht arbeiten, ohne Unterlass.
Kaum hatte er einen Neuankömmling ins Feuer geschickt, kam schon der nächste Sünder durch den Gang angekrochen…«

Bis eines Tages Ini, seine bucklige Freundin aus Kindertagen auftaucht, um als Sünderin den Flammen übergeben zu werden. Der Teufel beginnt die Sinnhaftigkeit seines Handelns und die grundsätzliche Schuldfrage erneut zu überdenken. 

Gott scheint in der Zwischenzeit längst vergessen zu haben, warum er die Welt erschaffen hatte, als er zu spät erkennt, dass die Menschheit die Natur und somit sich selbst restlos vernichtet hat und sich eine Apokalypse anbahnt. 


Mare Kandre (1962 - 2005) war zweiundzwanzig Jahre alt, als sie 1984 mit ihrem Debüt, der Kindheitsschilderung „I ett annat land“ (In einem anderen Land), Aufsehen erregte. Mit ihrer dichten, bildergesättigten Sprache wurde sie zu einer der eigenwilligsten Autorinnen ihrer Generation.
Nach Werken wie Bebådelsen (Die Verkündigung), Bübins unge (Bübins Kind) und Aliide, Aliide, die sich auf unterschiedliche Weise mit dem Erwachsenwerden auseinandersetzen, verfasste Mare Kandre eine Reihe von Romanen sowie Prosalyrik, deren Wurzeln in Mythos und Sage zu finden sind. In diesen kraftvollen Texten mit ihrer sinnlichen, flüssigen Sprache wird das Schwarze zunehmend von drastischem Humor und Satire durchzogen. Mit Djävulen och Gud (Der Teufel und Gott) entwirft Mare Kandre eine alternative Schöpfungsgeschichte und gleichzeitig eine zivilisationskritische Zukunftsvision. Mit Quinnan och Dr. Dreuf (Die Vrau und Dr. Dreuf), einer rasanten Reise durch die schmerzhafte und unsichtbar gemachte Geschichte der Frau, erreicht ihr satirisches Schaffen einen fulminanten Höhepunkt. Der von der Kritik hochgelobte Prosalyrikband Deliria ist Dokument eines sowohl verzweifelten als auch freudvollen Glaubens an die visionäre Kraft des Poetischen und die Notwendigkeit der elementaren Lebenskräfte und zugleich Ausdruck der Zivilisationskritik. 
 In ihren Werken experimentiert Kandre spielerisch mit den Genres und fordert sich künstlerisch immer wieder aufs Neue heraus. Bestiarium spielt im England des 17. Jahrhunderts und kommt als düsterer, mystischer Schreckroman in Gestalt der "gothic novel" daher. Im Erzählband Hetta och Vitt (Hitze und Weiß) hingegen hinterlassen Ereignisse der Zeitgeschichte ihre Spuren. Kandre wagt es, das selten Ausgesprochene zu erkunden und lässt dabei aktuelle Konflikte mit Sage und Mythos zusammenfließen. In Kandres letztem Roman Xavier, der als Parabel über die Angst vor der Entscheidung verstanden worden ist, befindet sich der Protagonist in einem alptraumhaften, labyrinthischen Haus auf der Suche nach der Frau, von der er glaubt, dass sie ihn bestärken und erlösen kann.
"Es scheint, als habe Schreiben für Kandre bedeutet, unfreiwillig die Grenzen des Erlaubten zu überschreiten. Es war notwendig, zu sprechen. Für das so Gesagte angeklagt zu werden, war unausweichlich."
Mare Kandre starb 43-jährig bei einem Unfall.
Quelle: Tomas Götselius in Dagens Nyheter

Beigefügte/s Foto/s von Alfred Peischl ©
Fotonachweis bei Veröffentlichung erbeten!

AP4_9196: Mag. Dr. Charlotte Karlsson-Hager, Bürgermeister Ferdinand Köck, Vizebürgermeisterin Kristine Binder, Jürgen Schütz (Septime-Verlag), Daphne Springhorn, Kulturbeauftragte der Schwedischen Botschaft, Michael Rechtberger (spendete den Wein), Bezirkshautmann i. R. Dr. Hannes Nistl und GR Helga Dworan.

Foto von Mare Kandre, © Hansson
Buchumschlag, © Septime Verlag

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