Vom Nordkap bis nach Sizilien
Ein Professor radelt durch Europa
Johann Günther ist Universitätsprofessor und lehrt an der Hochschule von Wuhan. Das alleine wäre schon spannend. Doch der Wissenschaftler aus der Hinterbrühl im Bezirk Mödling radelte vom nördlichsten bis zum südlichsten Zipfel Europas. Seine Reiseabenteuer sind nun als Buch erschienen. Vorsicht, Spoiler - es gab sogar eine "bärige" Begegnung.
HINTERBRÜHL. "Ich fahre alles mit dem Rad – auch wenn ich Termine in Wien habe", sagt Johann Günther. Der Medienwissenschaftler lehrt an der Jianghan University in Wuhan/China und an der Donauuniversität Krems. Seinen Urlaub verbringt er vorzugsweise auf abenteuerlichen Reisen: Mit dem Zug hat er Tibet durchquert, und zu einer Audienz beim Papst ist er auch geradelt. Das jüngste Abenteuer führte ihn von Europas nördlichstem bis zum südlichsten Punkt. Seine Erlebnisse und Erfahrungen sind soeben als Buch erschienen.
52.000 Höhenmeter
Insgesamt legte Günther 7.800 km und 52.000 Höhenmeter zurück. 60 Tage war er unterwegs – in mehreren Etappen. Pro Tag schaffte der radelnde Professor zwischen 100 und 150 Kilometer.
"Ich bin kein Supersportler, ich fahre auch nicht nach Plan. Ich fahre solange, wie es mich freut",
betont er. Unterwegs war er, außer in Finnland, alleine. "Man wird auch im Kopf frei", schwärmt er.
Die Reise absolvierte er in mehreren Etappen, Start war immer in Hinterbrühl. So ging es zuerst nach Venedig, von Venedig nach Rom und dann weiter in den Süden. Die einzelnen Abschnitte waren auf die letzten fünf Jahre aufgeteilt, das letzte Stück fuhr Günther vergangenen Juli. Besonders schön empfand er die letzten 200 Kilometer vor dem Nordkap. Für ungeübtere Radfahrer empfiehlt der Routinier die Strecke Villach-Grado: Diese führt auf einer aufgelassene Bahntrasse durch das Kanaltal, die alten Bahnhöfe wurden zu Gasthäusern umfunktioniert. Für die Langstrecken hat sich Johann Günther nicht extra vorbereitet – er fährt ohnehin 20 Kilometer täglich, auch im Winter. "Kondition muss man schon haben", sagt er. Bei der Strecke verlässt sich der Wissenschaftler, der derzeit an einem Werk über "Transhumanismus" arbeitet und in China unter anderem auch fahrende Regenschirme entwickelt, auf die Technik: Sein Navi zeigt den Weg.
Auge in Auge mit dem Bär
Auch eine brenzlige Situation musste Johann Günther bewältigen: In Norwegen kreuzte plötzlich 20 Meter vor ihm ein Bär den Weg. Meister Petz setzte sich vor ihm hin und musterte den Österreicher auf dem Fahrrad. "Das ist nicht ohne, da bleibt einem das Herz stehen", erzählt Günther. Er hatte Glück, der Bär identifizierte ihn nicht als Beute und zog weiter. Ansonsten verlief die Reise, abgesehen von drei "Patschen", ohne gröbere Zwischenfälle. Sein Fazit:
"Man sieht mit dem Radl viel mehr von der Landschaft und trifft unheimlich viele nette Leute!"
Seine Erfahrungen und Erlebnisse sind jetzt in Buchform erschienen: "Europaquerung mit dem Fahrrad: Sizilien – Nordkap". Das iPad ist Prof. Günthers ständiger Reisebegleiter: "Ich schreibe jeden Tag", erzählt er. Das Ergebnis ist ein spannendes Buch, das die Leser mit nimmt auf die Tour quer durch Europa. Und wer weiß, wo es den begeisterten Radfahrer als nächstes hinführt?
Spannender Weg zurück
Was im Buch nicht vorkommt, aber laut dem Autor ebenso spannend ist: der Weg zurück in die Hinterbrühl. "Das Heimfahren ist genauso abenteuerlich", lacht er. Mit dem Rad, Bus, Zug und Fähre ging es in nur vier Tagen vom Nordkap zurück ins schöne Niederösterreich. Auch für die Distanz Catania - Hinterbrühl brauchte er nur vier Tage. In Venedig verpasste er den Anschluss-Zug, dann ist Improvisieren angesagt. Aber das gehört dazu – denn: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen.
Das Buch:
Europaquerung mit dem Fahrrad: Sizilien - Nordkap
Eine Radfahrt von der Südspitze Siziliens bis zum Nordkap. Quer durch Europa. Eine Fahrt in Etappen:
• Wien – Rom
• Rom – Pozzallo in Sizilien.
• Wien – Berlin
• Berlin – Kopenhagen
• Kopenhagen – Rovaniemi
• Rovaniemi – Nordkap
Der Leser kann diese Fahrt auf einem imaginären Anhänger des Fahrrads mitmachen.
Das Buch ist ein Medium „on demand“. Der Leser bestimmt, was er/sie lesen will. Vielleicht das ganze Buch oder Streckenabschnitte, die sie interessieren oder zu denen sie einen speziellen Bezug haben.
Die Europaquerung am Rad erfolgte in Etappen. In kleineren und größeren Abschnitten. Der Ausgangspunkt war immer Österreich, das Heimatdorf Hinterbrühl südlich von Wien. Durch Flugzeug und Auto ging in der heutigen Gesellschaft der Respekt zur Distanz verloren. Mit dem doch langsameren Fortkommen am Fahrrad erlebt man mehr von der Landschaft und ihren Einwohnern. Man erlebt die Umgebung viel bewusster.
Gebundene Ausgabe:
Farbdruck, 218 Seiten, 29,30 Euro ISBN: 9798378135295
eBook 8 Euro
Paperback Ausgabe:
Farbdruck, 218 Seiten, 24 Euro ISBN: 9798393304805
Über 400 Abbildungen
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