Der Streit - eine Untersuchung am offenen Herzen:
Ein "Quickie" über Geschlechterfragen
MÖDLING. Welches Geschlecht hat das Unglück über die Menschheit gebracht? Das wird in der Komödie "Der Streit" des französischen Rokoko-Dichters Marivaux verhandelt.
In der deutschen Fassung von Vanja Fuchs, die derzeit am Mödlinger Stadttheater zu sehen ist, bekommt der Titel den vielsagenden Zusatz "Untersuchung am offenen Herzen". Es wird versucht, diese Frage in einem "Experiment" zu klären: Vier völlig isoliert aufgezogene junge Menschen - zwei Männer, zwei Frauen - werden aufeinander losgelassen und von einem Fürstenpaar (Ildiko Babos und Anselm Lipgens) dabei beobachtet, wie sie in Zeiten von KI, Selfie und allgemeiner Distanziertheit miteinander umgehen. Vanja und Peter Fuchs inszenieren die Marivaux'sche Geschlechterfrage als 70minütigen atemlosen "Quickie" ohne Pause. und ohne Antwort, denn - so urteilt schließlich das Fürstenpaar - jedes Geschlecht hat seine "Tücken". Die unsteten Männer, die sich schnell miteinander "verbünden" und die Frauen, die sich schon beim ersten Aufeinandertreffen in eine Art Zickenkrieg verstricken, werden von Adrian Stowasser und Stanislaus Dick sowie von Viktoria Hillisch und Anais Marie Golder in hinreißender Hilflosigkeit verkörpert. Es braucht offenbar noch ein wenig „Entwicklung“ durch die beiden Roboter-Erzieher. Darum heißt es für alle vier: Zurück in den Brutkasten!
Empfehlenswerter schneller Theaterabend, den man mit viel Gesprächsstoff bei mehreren Getränken ausklingen lassen kann.
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