Interview
Faszination weitergeben und Wissen teilen

Dr. Robert Krickl: "Es ist eine große Freude Teil einer so produktiven und freundschaftlichen Gemeinschaft zu sein! Das Lob und der Dank geht an sie alle!" | Foto: zVg
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  • Dr. Robert Krickl: "Es ist eine große Freude Teil einer so produktiven und freundschaftlichen Gemeinschaft zu sein! Das Lob und der Dank geht an sie alle!"
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Ein Juwel unter den Facebookgruppen und ein positives Beispiel dafür, wie Sozioale Medien sinnvoll genutzt werden können, ist die Gruppe 'Natur - was, wie, wo?'.  Ein Interview mit dem Gründer Dr. Robert Krickl.

BEZIRKSBLÄTTER: Wie kam dir die Idee für die Gruppe?

DR. ROBERT KRICKL: Mir ging es früher oft selbst so, dass ich bei Wanderungen gerne gewusst hätte, welche Pflanzen oder Insekten ich da gerade sah - auch wenn man in vielen Bereiche vom Fach ist, kann man leider schwerlich ALLES wissen - oder es schade empfand, eine interessante Beobachtung nicht teilen zu können. Ich dachte mir, eine vernetzende Bestimmungs-Plattform wäre doch sehr praktisch, auf der man zusätzlich auch noch Lehrreiches vermitteln könnte.

Hast du extra Fachleute angeworben?

Wie gesagt zähle ich mich in einigen Gebieten selbst zu den solchen und bin durch meine interdisziplinären Tätigkeiten mit sehr vielen in Verbindung – die ich dann auch zur Teilnahme eingeladen habe (dies umfasst unter anderem Kolleg*innen von vielen großen Institutionen, wie dem Naturhistorischen Museum, der Universität Wien, BOKU, Umweltbundesamt, Geologische Bundesanstalt,… um nur einige zu nennen). So war einmal ein Grundstock"von Expert*innen geschaffen, die in letzter Konsequenz für Kontrolle und Richtigkeit von Auskünften sorgen.
Manche haben ihren Weg zufällig und ganz selbstständig in die Gruppe gefunden. Nur recht selten musste ich mich aktiv bemühen, bestehende Lücken in bestimmten Fachgebieten zu schließen. Meist ist es aber gar nicht notwendig, dass sich die Berufsfachleute einbringen müssen, denn es gibt so viele interessierte Teilnehmer*innen, die sich hobbymäßig so intensiv in bestimmte Bereiche vertiefen, dass sie bestens Auskunft geben. So wird das kollektive Wissen optimal zum Wohle aller genutzt.

Wie viel Arbeit steckst du in das Projekt?

Das wird allzu leicht unterschätzt. Hier muss jeden Tag (!) Zeit aufgewendet werden, dass alles funktioniert. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich bisher jeden einzelnen Beitrag überprüft habe. So gibt es keinen Spam und Unpassendes. Auch tue ich mein Bestes, dass Fragen nicht untergehen und bitte in den seltenen Fällen, wo niemand schnell antwortet, Expert*innen direkt um Hilfe. Der Anspruch ist, dass alles bestmöglich beantwortet wird und sich die Mitglieder wohlfühlen.

Was waren die außergewöhnlichsten Entdeckungen?

Das fällt mir jetzt schwer… Es sind einige sehr tolle Fotograf*innen in der Gruppe und es gibt regelmäßig so unglaubliche Schnappschüsse, die man gar nicht für möglich halten würde. Manchmal sind die Sichtungen auch dokumentarisch interessant, weil sie die Anwesenheit bestimmter Organismen an bestimmten Orten belegen – ich erinnere mich da beispielsweise an den Fall einer aus Asien eingeschleppten Vogelart, die wir in einer bis zu diesem Zeitpunkt hierfür nicht bekannten Region Frankreichs (wo ein Gruppenmitglied auf Urlaub war) identifizieren konnten. Auch seltene genetische Variationen werden immer wieder dokumentiert – wir hatten heuer beispielsweise den lehreichen Fall einer leuzistischen Dohle im Grenzgebiet Brunn/Maria Enzersdorf. Leuzismus ist eine Defekt-Mutation, die sich dadurch bemerkbar macht, dass Tiere auf mehr oder weniger großen Teilen des Körpers keine farbstoffbildenden Zellen besitzen. Bei dem abgelichteten Exemplar waren die weißen Federn wunderschön symmetrisch verteilt, wodurch es fast wie die Gefiederfärbung einer unbekannten Art wirkte.
Tatsächlich rätselten die Leute bei einem ersten Foto mit einer Zuordnung zu rund einem Dutzend unterschiedlicher Vogelarten, ehe durch ein zweites samt lehrreicher Auskunft Klarheit geschaffen werden konnte.

Du hast einmal gesagt, Du musst noch deinen Lernauftrag nachkommen. Was denkst du könnte in den Schulen verbessert werden, damit Lernen als etwas Positives erlebt wird?

Ja, beidem: Lehr- und Lernauftrag 😉 Ich gebe Dir recht, dass das Wort „lernen“ heutzutage in der breiten Bevölkerung eher negativ belegt ist. Die Frage finde ich sehr interessant – noch dazu weil sie zufällig ein Kernelement meiner Tätigkeit anspricht: ICH finde Lernen etwas sehr Schönes. Für mich persönlich sind das lauter kleine Entdeckungen – im besten Fall mit Aha-Momenten. Eine Veränderung der öffentlichen Sichtweise kann meiner Meinung nach vor allem durch das aktive Vorleben und leidenschaftliche Aufzeigen eines in dem Sinne alternativen Zugangs (d.h. wie Du sagst: Darstellung als etwas Positives) erfolgen. GENAU aus diesem Grund habe ich meine Berufung auch zum Beruf gemacht: halte viele öffentliche Vorträge, organisiere Ausstellungen, schreibe Bücher, mache vor allem viele Projekte in Schulen und Kindergärten u.v.m. um den Leuten die reiche Geschichte unserer Heimat und faszinierende Natur vor unserer Haustüre näher zu bringen. Ich bin selbst bis in die letzte Faser fasziniert und möchte das gerne weitergeben – einerseits das Wissen und andererseits die Einstellung, dass es schön ist Neues zu erfahren und man hierzu gar nicht in die Ferne schweifen muss. Letztendlich gibt es ja - als eine virtuelle "Verlängerung" dieser Leidenschaft - nicht zuletzt auch die besagte facebook-Gruppe.
Zuletzt noch eine Bemerkung: Weil die Fragen ja sehr auf mich fokussiert waren, muss ich dennoch betonen, dass die Gruppe DURCH UNS ALLE lebt - durch die vielen schönen Fotos von begnadeten Fotograf*innen, interessante Auskünfte von Fachleuten und laufend spannenden Fragen. Es ist eine große Freude Teil einer so produktiven und freundschaftlichen Gemeinschaft zu sein! Das Lob und der Dank geht an sie alle!

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