Skisprung
"Hitze-Skispringen" mit Mödlinger Topleistungen

- Stadtadler Tim Miksch (9) aus Brunn am Gebirge ist Vizelandesmeister.
- Foto: Jürgen Feichter/Stadtadler
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Wenn die Thermometer in Mödling 32 Grad zeigen, dann gehen knapp 70 Kinder ernsthaft Skispringen: Die Stadtadler, der einzige Skisprungclub in Niederösterreich, Wien und dem Burgenland, feierten die erste „WienAIR“ gefeiert, die erste Skisprung-Landesmeisterschaft in dieser Dimension.
BEZIRK MÖDLING. Ein neunjähriger Brunner hat sich bei der "WienAIR" den Vizemeistertitel geholt, zwei weitere Mödlinger haben zum ersten Mal Wettkampfluft geschnuppert. Einziger Wermutstropfen: Weil Wien und das Umland noch immer keine Nachwuchs-Mattenschanze hat, muss der international erfolgreiche Skisprung-Nachwuchs aus dem Ballungsraum in die Steiermark pilgern - auch für die Wiener Landesmeisterschaft.

- Stadtadler Tim Miksch (9) aus Brunn am Gebirge ist Vizelandesmeister.
- Foto: Jürgen Feichter/Stadtadler
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So laut und euphorisch war es auf den Ganzssteinschanzen, der ältesten noch erhaltenen Sprunganlage in Österreich, lange nicht mehr: 250 Skisprungfans feiern die neuen, kleinen und größeren Wiener Landesmeister. Auch der slowakische Nachwuchskader und die Skisprungclubs SC Erzbergland, WSV Murau, ESV Mürzzuschlag und WSV Ramsau sind zur „WienAIR" angereist und haben sich mit den Stadtadlern spannende Wettkämpfe geliefert.
„Hut ab wie enthusiastisch, professionell und leidenschaftlich die Stadtadler zum ersten Mal so ein großes Skisprungfest für den Nachwuchs ausrichten“, meinen Ski Austria-Nachwuchsreferentin Jacqueline Stark und der sportliche Leiter am Schigymnasium Stams Harald Haim bei der Siegerehrung einstimmig. "Eure österreichweiten und sogar internationalen Nachwuchs-Erfolge sprechen sowieso schon seit einiger Zeit für sich. Aber heute haben wir gesehen, mit wieviel Euphorie Ihr unseren Skisprung-Nachwuchs auch zelebrieren könnt.“
Brunner Überflieger
Tim Miksch, ein neunjähriger Stadtadler aus Brunn am Gebirge, macht sich zum Vizelandesmeister. „Ich war selbst ein bisschen überrascht, wie gut ich gesprungen bin“, gibt der junge Sportler nach seinen Landungen bei 24,0 und 24,5 Metern zu. Vor ihm ist nur Paul Kaman, der achtjährige Stadtadler aus Himberg in der Region Schwechat. „Da wär’ aber noch mehr gegangen. Mein zweiter Sprung war nix“, meint der Überflieger selbstkritisch, obwohl ihm Weiten von 25,0 und 24,5 Metern gelungen sind. Mit Maximilian Culen (8) aus Maria Enzersdorf in der Altersklasse darunter auf Platz 6 und Karl Hennerbichler (9) aus Perchtoldsdorf auf Platz 6 in der sogenannten B-Klasse haben zwei weitere Mödlinger erste Wettkampf-Erfahrung gesammelt.

- Foto: Jürgen Feichter/Stadtadler
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Bei den gleichaltrigen Mädchen krönt sich Helena Fessl (9) aus Wien-Döbling mit Sprüngen auf 18,5 und 17,5 Meter zur Landesmeisterin in ihrer Altersklasse. „Ich war schon sehr nervös vor meiner ersten Landesmeisterschaft, aber das hab’ ich zum Glück schnell vergessen.“ Flora Balaz, eine siebenjährige Stadtadlerin aus Wien-Donaustadt, ist dabei die jüngste Siegerin, obwohl sie erst vor vier Monaten mit dem Skispringen begonnen hat. „Das ist meine erste Goldmedaille und jetzt darf ich am Siegerfoto ganz vorne stehen“, freut sich die jüngste Landesmeisterin über Sprünge auf 11,0 und 13,0 Meter. Paul Wasserbauer (8) aus Wien-Simmering krönt sich mit 12,0 und 11,0 Metern zum Landesmeister unter den jüngsten Burschen. „So heiß war es bei den letzten Trainings nie, aber das macht mir nichts."
Auf der größten Schanze zeigen dann Kinder und Jugendliche ab elf Jahren ihre Flugqualitäten. Fridolin Hauser (12) aus Wien-Hernals springt zwei Mal 48,0 Meter und damit in seiner Alterklasse zum Landesmeistertitel. „Mein jüngerer Bruder Albin ist vorher gestürzt, das hat mich kurz aus der Vorbereitung auf meiner Sprünge gebracht. Aber ihm gehts gut und mir natürlich auch als Landesmeister.“ Simon Kleineidam, der 13-jährige Stadtadler aus Wien-Landstraße, schnappt sich den Titel eine Altersklasse darüber mit Weiten von 52,5 und 49,5 Metern. „Reden wir lieber nicht über meine Sprünge. Ich kanns viel besser, aber die Goldene nehm’ ich natürlich trotzdem.“ Und für die „Hobbyadler", also die erwachsenen Wienerinnen und Wienern, die ebenfalls hobbymäßig Skispringen, siegt Thomas Wadsak (22) aus der Inneren Stadt mit 55,0 und 54,5 Metern.
Große Ehre für den Skisprung-Nachwuchs
Seine kleine Schwester hätte ihn vermutlich geschlagen, springt sie mit erst 16 Jahren doch mittlerweile im Kader des Österreichischen Skiverbands und als erste Stadtadlerin im Continental Cup. Meghann Wadsak hat stattdessen das Freizeichen für die Skispringerinnen und Skispringer gegeben. Der erste Wiener Jugendweltmeister und Jugend-Olympiasieger im Skispringen, Louis Obersteiner (19) aus der Donaustadt hat sich als Servicemann für die Kinder und Jugendlichen zur Verfügung gestellt. Beide Top-Stadtadler haben außerdem gemeinsam mit dem Neo-Wiener Mario Innauer (33), zurückgetretener Weltcupspringer vom SV Innsbruck-Bergisel und seit fast zwei Jahrzehnten unübertroffener Schanzenrekordhalter in Mürzzuschlag, den Kindern und Jugendlichen die Medaillen und Trophäen übergeben. Und sogar die höchste Stelle im Skispringen, der Internationale Skiverband, war mit FIS-Sprungrichter und Kulm-Sportchef Jürgen Winkler als Teil der Punktejury für die Kinder und Jugendlichen vertreten.
„Wir haben uns vorgenommen, dass sich die österreichischen und - diesmal sogar die slowakischen - Skisprung-Kinder und Jugendlichen bei der 'WienAIR' wie die Stars bei einem Weltcup-Springen fühlen sollen. Der Gänsehaut, der Spannung und dem Jubel bei der Siegerehrung nach sind wir dem dank wahnsinnig vieler Helferinnen und Helfer hoffentlich ganz nahe gekommen“, bedankt sich Stadtadler-Vorsitzender Florian Danner bei den gut 200 Vereinsmitgliedern, die nicht nur angefeuert sondern auch in der Organisation kräftig angepackt haben, und bei den Partnern Volksbank, Blaguss, Spark, Manner und Wiesbauer.
Dass ausgerechnet Kinder und Jugendliche aus dem Großraum Wien solche Erfolge im Skispringen feiern, ist außergewöhnlich. Die Stadtadler sind nach wie vor der einzige Skisprungclub Österreichs ohne eigene Trainingsmöglichkeit. Seit Jahren kämpfen sie für eine Nachwuchs-Schanze im Ganzjahres-Mattenbetrieb in Wien oder dem Umland. Derzeit fahren die Trainerinnen und Trainer jedes Wochenende mit den Kindern in die Steiermark, nach Oberösterreich, Salzburg oder Kärnten zu den nächstgelegenen Schanzen und trotzdem kommen aus dem Verein in den letzten Jahren erstmals österreichische Nachwuchs-Staatsmeisterinnen und Staatsmeister und sogar Jugend-Olympiasieger und Jugend-Weltmeister. "Mit einer eigenen Nachwuchs-Mattenschanze könnten wir dem riesigen Interesse der Kinder, die in Wien und Umgebung Skispringen möchten, endlich nachkommen“, meint Danner. "Die Euphorie bei der 'WienAIR‘ hat hoffentlich allen gezeigt, dass sich die Kids das längst verdient hätten.“
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