Bezirk Mödling
Mödlinger Waisenhaus als Ort voller Geschichte(n)

Das Hyrtlsche Waisenhaus in Mödling war einst das größte Waisenhaus der Welt. Der Mödlinger Walter Jirka hat sich die Erforschung des Areals und seiner Geschichte zur Aufgabe gemacht.

MÖDLING. "Das Waisenhaus hatte weltweit einen sehr guten Ruf als unglaublich moderne Erziehungsanstalt, deshalb kamen bald Kinder aus aller Welt - selbst Amerika oder Asien - als sogenannte Zahlzöglinge nach Mödling", erzählt Walter Jirka über "sein" Waisenhaus. "Das muss man sich so vorstellen, dass in Chicago eine Familie mit einem Kind eine besondere Betreuung gesucht haben und dann hat's geheißen: Gehen sie nach Europa nach Mödling".

Bewegte Geschichte

Jirka hat sich ganz der Erforschung der ehemaligen Hyrtlschen Waisenanstalt in Mödling verschrieben und kennt diese wie kein anderer. 1886 mit Platz für 44 Kinder erbaut, entwickelte sich rasch das größte Waisenhaus der Welt mit über 700 Kindern und das Areal erstreckte sich weit über die heute erhaltene Fläche hinaus - auch die Kirche ließ Josef Hyrtl eigens für das Waisenhaus errichten. In der NS-Zeit wurde die Waisenhaus-Stiftung aufgelöst, und ein Heim für schwersterziehbare Kinder eingerichtet, ab 1945 war das Gebäude u.a. eine Polizeistation der sowjetischen Besatzer. Nach dem Staatsvertrag wurde dararus dann ein Landesheim für behinderte Kinder inkl. Sonderschule, das 1978 in die Hinterbrühl übersiedelte. Heute beheimatet das Areal verschiedene Werkstätten, vor allem aber die HLM-HLP Mödling.

Seiner Zeit voraus

Das ursprüngliche Waisenhaus war seiner Zeit jedenfalls weit voraus, und genoss einen hervorragende Ruf, wie Jirka berichtet: "Das Haus war mehr als nur eine Unterkunft. Es gab Berufs-Werkstätten, in denen die Kinder verschiedene Berufe kennenlernen konnten, Akademiker übten am Nachmittag mit den Kindern und halfen bei Hausaufgaben, es gab einen riesigen Sportplatz sowie moderne Großküchen und einen Wirtschaftshof, der das Waisenhaus praktisch zum Selbstversorger machte". Auch ein Schwimmbad gehörte zum Waisenhaus.

"Deswegen konnten alle Waisenhauskinder schwimmen, eine absolute Seltenheit in der damaligen Zeit",

so Jirka.

Bereits 3 Bücher hat Jirka zum Thema Waisenhaus veröffentlicht. | Foto: Hirss
  • Bereits 3 Bücher hat Jirka zum Thema Waisenhaus veröffentlicht.
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Noch viel zu entdecken

Walter Jirka beschäftigt sich seit 2010 mit dem Waisenhaus, täglich kommt er hier her und arbeitet sich durch die rund 7.500 erhaltenen Akten. So entstanden auch bereits 3 Bücher, eines davon nur über die Waisenhauskirche. Und regelmäßig treten dabei neue Fakten zutage, wie Jirka berichtet: "Im 2. Weltkrieg wurden 330 Kinder vom Spiegelgrund in das Waisenhaus überstellt und überlebten. Noch dazu sind in diesem Zusammenhang die Akte mitgegangen und dadurch einzigartig erhalten geblieben. Die Unterlagen der 800 ermordeten Kinder und weitere vom Spiegelgrund wurden dagegen vernichtet".

Regelmäßig kommen auch große Gruppen zu Waisenhaus-Führungen. | Foto: Jirka
  • Regelmäßig kommen auch große Gruppen zu Waisenhaus-Führungen.
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Aufgelöst hat sich - aus Altersgründen - im Vorjahr der bereits seit 1912 bestehende "Verein der Freunde Des Waisenhauses", dem zu verdanken ist, dass der heute noch existierende Teil des Areals erhalten geblieben ist. Die Bestände des Archivs werden nun ins Stadtarchiv übersiedeln, und Walter Jirka selbst wird weiterhin unermüdlich an der Erforschung des Waisenhauses arbeiten. Zudem hält er Vorträge und bietet (Voranmeldung unter walter.jirka@kabsi.at) auch regelmäßige Führungen an. Zu diesen kommen oft auch Angehörige ehemaliger Zöglinge, die dann unter Jirkas kundiger Führung auch ein Stück persönlicher Geschichte erforschen.

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