Zugbrücken-Mentalität nein danke!
Der Süden Wiens und der Bezirk Mödling gehören seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Zuzugsgebieten. Die enorm hohe Lebensqualität, die Nähe zu Natur- und Landschaftsräumen und die nahezu perfekte Infrastruktur haben dazu geführt, dass sich auf beiden Seiten der NÖ/Wiener Landesgrenzen Menschen gerne angesiedelt haben.
Aber ein Lebensraum ist nur solange attraktiv, als er nicht durch ein Zuviel an Menschen und Bauten zerstört wird.
Diese Erkenntnis hat zum Beispiel in Perchtoldsdorf dazu geführt, dass weite Teile des Ortsgebietes seit 2007 nur mehr mit Ein- oder Zweifamilienhäusern bebaut werden dürfen.
Ganz aktuell ist die letzte Bauland-Erweiterungsfläche im Ortsteil Theresienau im Ausmaß von ca. 73.000 m² gerade einmal für 60 bis maximal 80 Wohneinheiten vorgesehen.
Ein Monsterbau mit 450 Wohnungen, wie er nun im Kaltenleutgebnertal geplant ist, stellt allerdings genau das Gegenteil dessen dar, was der gemeinsamer Lebensraum jetzt braucht und treibt den Perchtoldsdorfer Bürgermeister Martin Schuster auf die Barrikaden: "Blindwütiges Expandieren von Wohnsilos in den Wienerwald, wo es weder Infrastruktur noch öffentliche Verkehrswege in geeignetem Ausmaß gibt, ist meiner Meinung nach ein Irrweg. Auch der jüngst geäußerte Vorschlag von Herrn Bezirksvorsteher Wurm, die Ampeln für die NiederösterreicherInnen auf „Rot“ zu schalten, ist wohl nur als skurriler und hilfloser Versuch zu bewerten, vom eigentlichen Thema abzulenken."
Und das eigentliche Thema lautet:
Ein gemeinsamer Lebensraum kann nur gemeinsam entwickelt und gestaltet werden. Über alle ideologischen, politischen und verwaltungstechnischen Grenzen hinweg. Das gegenständliche Problem ist kein Problem „Niederösterreich gegen Wien“ sondern ein Problem aller Menschen in der Region!
Martin Schuster hält fest:
"Völlig zu Recht hat sich Herr Bezirksvorsteher Wurm immer vehement für eine Reduzierung der Anzahl der Wohnungen des Projektes Waldmüle eingesetzt.
Seitens der Bezirksvertretung und des damals verantwortlichen Stadtrates wurde die Reduktion um 50% öffentlich zugesagt.
Dass nunmehr doch 450 Wohnungen gebaut werden sollen, wurde von Herrn Bezirksvorsteher Wurm auch entsprechend bedauernd kommentiert.
Bei der Erstellung des Wiener Bebauungsplanes hat man weder auf die umgebende Widmung Rücksicht genommen noch die notwendige Umsicht gezeigt, seit über 100 Jahren bestehende Wasserreche und Eigentumsverhältnisse entsprechend aufzuarbeiten.
Die in ganz Europa übliche Möglichkeit, in aufgelegte Bebauungspläne Einsicht zu nehmen, wurde den Nachbarn schlicht verweigert.
Es gibt bis heute in keiner Weise ein Konzept, den mit Sicherheit entstehenden Verkehr anders als mit individuellen KFZ abzuwickeln.
Auf die Schreiben an die beiden zuständigen Stadträte Ludwig und Vzbgm. Vassilakou wurde bis dato leider nicht geantwortet.
Schusters Vorschlag zur Lösung des Problems und für ein konfliktfreies Miteinander in der Zukunft:
Sofortiger Planungsstopp des Projektes Waldmühle und eine Neuausrichtung des Projektes unter Einbeziehung der AnrainerInnen, Nachbargemeinden und Experten.
Umsetzung eines verbindlichen auf Infrastruktur und Verkehrsbelastung ausgelegten Entwicklungsplanes für die Gesamte Region.
Ähnlich wie in Deutschland und der Schweiz in gleich gelagerten Fällen üblich: Einführung eines demokratisch legitimierten Gremiums, um Grenzüberschreitend Projekte ab einer Größenordnung von z.B. über 200 Wohneinheiten bzw. entsprechende Betriebsstandorte o. ä. abzustimmen.
Abstimmung der örtlichen Bebauungspläne sowie der Raumordnungsüberlegungen über alle Gemeindegrenzen hinweg.
Also zusammengefasst: mittelalterliches Säbelrasseln und „Zugbrückenmentalität“ wird uns keinesfalls weiterbringen. "Alle Ampeln auf „Rot“ wird kein Problem lösen. In der sensiblen Region „Wienerwald“ gibt es viel zu tun, fangen wir gemeinsam an. „Weniger“ kann manchmal ungeheuer viel „Mehr“ sein."
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