Tempo 140 ist schon jetzt Realität
BEZIRK MÖDLING. Mit dem Vorschlag, das Tempolimit auf den Autobahnen flexibel auf 140 km/h zu erhöhen, ließ der neue Verkehrsminister Norbert Hofer aufhorchen. Die Bezirksblätter haben einen Autobahn-Check gemacht.
Oft geschnupft
"Wer mit 130 auf der Autobahn fährt, wird oft und gerne geschnupft. Nur Laster und Männer mit Hut waren langsamer unterwegs." So lautete das Fazit einer Testfahrt der BB-Redakteure Thomas Santrucek und Peter Zezula auf der A2 zwischen Neunkirchen und Mödling. Rund 57 km waren die beiden mit konstanten 130 km/h unterwegs und wurden dabei 48 Mal überholt. Profis am Lenkrad, wie Taxiunternehmer Ivica Miloradovic, sehen aufgrund dieser "gelebten Realität" eine mögliche Erhöhung kritisch: Schon jetzt fährt man oft so, dass die Messtoleranz des Radars mitbedacht wird, viele stellen den Tempomaten ohnehin schon auf 140. Bei einer Erhöhung wären es 150-155. Ich kenne auch genug Leute, vor allem solche, die beruflich unterwegs sind, die eine Geldstrafe in Kauf nehmen, solange der Führerschein nicht weg ist und entsprechend zu schnell fahren." Bei Tempo 140 wären solche Lenker dann vielleicht grundsätzlich mit knapp 170 km/h unterwegs", befürchtet Miloradovic: "Ich bin kein Fan dieser Idee, und sehe keinen Grund für eine Veränderung." Darin bestätigt ihn auch seine reichliche Erfahrung auf den Autobahnen im Nachbarland: "In Deutschland fühle ich mich auf der Autobahn nicht immer sicher." Laut ÖAMTC wäre eine Anhebung des allgemeinen gesetzlichen Tempolimits aufgrund der StVO (§ 43 Abs 4 ) schon jetzt möglich - wenn keine Bedenken hinsichtlich der Verkehrssicherheit bestehen. „Dementsprechend wird eine Anhebung nur bei optimalen Bedingungen möglich sein, weshalb es wohl einer situationsangepassten elektronischen Anzeige mittels Wechselverkehrszeichen bedarf“, so Aydemir Gündüz, Stützpunktleiter der Dienststelle Brunn/Gebirge. „Damit ist aber auch zu erwarten, dass es auf den betreffenden Strecken mitunter auch zu Herabsetzungen des Tempolimits unter 130 kommen wird“, gibt er zu bedenken.
Nur bestimmte Abschnitte
Christian Höbart, FP-Nationalratsabgeordneter aus Guntramsdorf, steht dem Versuch positiv gegenüber und beruhigt jene, die sich vor möglicher Tempobolzerei auf den Autobahnen fürchten: "Grundsätzlich soll das Tempo ja nicht generell erhöht werden, sondern, geregelt über Telematiksysteme, nur dann, wenn es Witterung, Verkehrsaufkommen und Streckenverlauf auch zulassen. Im Wechselgebiet sieht es da sicher anders aus, als auf einer vierspurigen Geraden." In der Region könnte sich Höbart den flexiblen 140er etwa ab dem Knoten Guntramsdorf Richtung Süden vorstellen: "Dort wäre es von der Strecke her möglich, aber natürlich auch nur, wenn es der Verkehr zulässt".
Wie eine mögliche Änderung des Tempolimits aussehen könnte, steht außerdem noch lange nicht fest: "Jetzt sind erst einmal die Experten am Zug".
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.