Neustiftgasse
Sozialmarkt im 7. Bezirk kämpft gegen Teuerungswelle
Die Regale sind leerer als früher: Explodierende Kosten setzen die Sozialmärkte unter Druck. Wie steht’s um die Einrichtung in der Neustiftgasse?
WIEN/NEUBAU. "Wir haben mehr Kundinnen und Kunden, aber nicht mehr Waren", bringt es Peter Kohls auf den Punkt. Für den Leiter des Sozialmarkts in der Neustiftgasse 73–75 sind es – wie für viele – ungewisse Zeiten.
Bereits seit der Corona-Pandemie merkt Kohls, dass deutlich mehr Menschen kommen, um günstig einzukaufen. Um 50 bis 90 Prozent weniger als im herkömmlichen Handel kosten die Produkte in den Sozialmärkten des Wiener Hilfswerks. Wer dort einkaufen will, braucht eine Berechtigungskarte, die extra beantragt werden muss. "Anfang des Jahres hatten wir 3.600 Karten, die für die Märkte im 7. und 14. Bezirk gelten. Jetzt stehen wir bei circa 5.100 Karten – das sind 45 Prozent mehr."
"Uns ist mit allem geholfen"
Die hohe Nachfrage merkt man bereits beim Angebot: "Die Regale sind leerer als früher", so Kohls. Vor allem Obst und Gemüse sowie Fleisch und Wurst sind gefragt. "Aber auch länger haltbare Produkte wie Reis oder Nudeln fehlen. Was länger haltbar ist, wird schwerer gespendet – das wird im Handel früher verkauft." Aber auch bei Hygieneartikeln wird’s oft schon knapp.
Versorgt werden die Sozialmärkte über ein Spenderinnen- und Spendernetzwerk: Dabei sind mehr als 100 Supermärkte und Bäckereien in ganz Wien, die regelmäßig spenden. "Wir haben auch rund 100 Firmen, die palettenweise aus ihren Lagern was schicken – das passiert aber eher unregelmäßig."
Auch einzelne Privatpersonen können unterstützen: "Mit egal was, uns ist mit allem geholfen." Einzige Ausnahme: Selbstgemachtes darf nicht angenommen werden. Vorbeibringen kann man die Spenden ohne vorherige Anmeldung zu den Öffnungszeiten:
- Montag, Dienstag, Mittwoch, Freitag: 10–14 Uhr
- Donnerstag: 10–18 Uhr
Bei größeren Mengen werden die Waren auch gerne vom Team abgeholt.
Teure Transportkosten
Vier Fahrzeuge sind dann im Einsatz, um die Waren an die Sozialmärkte zu verteilen. Logistik ist aktuell auch einer der Preistreiber: Für Milch musste der Preis etwa bereits auf 1,10 Euro angehoben werden – zuvor waren es 80 Cent. "Transport, Kühlung – das alles kostet", so Kohls. "Aber wir wollen die Teuerung an und für sich nicht auf unsere Kundinnen und Kunden abwälzen."
Die Milch soll also die Ausnahme bleiben. Obgleich Kohls nichts ausschließen kann: "Auch unsere Energiekosten sind gestiegen. Aber wir schauen uns in den nächsten sechs Monaten an, wie sich die Preise weiter entwickeln. Im Frühjahr sind wir sicher schon schlauer und haben ein besseres Gefühl für die langfristige Entwicklung." Was sich Kohls für die Zukunft wünscht? "Ich versuche immer, ein optimistischer Mensch zu sein. Bissi durchschnaufen wär halt mal nicht schlecht. Aber wir machen weiter – komme, was wolle."
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