netzzeit-Matinée im Off Theater
D.A.R.K. Das All im Reiskocher
Präsentation am 1. Dezember 2023 im Off THEATER in Wien
Uraufführung am 2. Februar 2024 im Zirkus des Wissens in Linz
D.A.R.K. – DAS ALL IM REISKOCHER
A Kind of Comedy
Der Zirkus des Wissens der Johannes-Kepler-Universität Linz, dessen Zirkusdirektor Airan Berg ist, hat sich der Beauftragung und Aufführung interdisziplinärer Projekte zwischen Kunst und Wissenschaft verschrieben. In ihm hat netzzeit einen kongenialen Partner für dieses Projekt gefunden.
PRÄSENTATION IN WIEN
Matinée am Freitag, 1.12.2023 um 11.00 Uhr im Off THEATER, Kirchengasse 41, 1070 Wien
EINTRITT FREI! – Anmeldungen unter michael.scheidl@netzzeit.at.
Der Premiere am 2. Februar 2024 in Linz geht eine Präsentation des Projektes im Wiener Off THEATER voraus. Dabei laden die beteiligten Schauspieler*innen zu einer szenischen Lesung des Stückes ein und im Anschluss bitten Wissenschaftler*innen nach einer kurzen Podiumsdiskussion zum Publikumsgespräch.
Szenische Lesung
Personen und ihre Darsteller:
Das All|Eszter Hollósi
Miranda | Julia Frisch
Georg | Max Modl
Homo Utilis | Eric Lingens
Im Anschluss Podiumsdiskussion mit Wissenschaftler*innen von der Johannes-Kepler-Universität und aus Wien: Wilhelm Bergthaler, Martin Hoffmann, Irmgard Krisai-Greilhuber und
Friedrich Schwarz (mehr Infos unten).
URAUFFÜHRUNG UND FOLGEVORSTELLUNGEN IN LINZ
Premiere am 2. Februar 2024 im Zirkus des Wissens (Johannes-Kepler-Universität Linz, Altenberger Straße 69, 4040 Linz)
Spieldauer ca. 1 Stunde 20 Minuten, 12 Folgevorstellungen bis einschließlich 13. Februar inklusive Vormittags- und Nachmittagsvorstellungen für Schulen (geeignet für junges Publikum ab 12).
Regie|Michael Scheidl
Bühne und Kostüme|Nora Scheidl
Visuals: Max Scheidl
Personen und ihre Darsteller: w.o.
Michael Scheidl über das Stück
Vor bald 39 Jahren haben meine Frau, die Bühnen- und Kostümbildnerin Nora Scheidl und ich netzzeit, ein Werkzeug zur Herstellung von Musiktheater, gegründet.
Nach 35 Jahren Theaterarbeit haben wir keine Förderanträge mehr an die Gemeinde Wien gestellt und netzzeit mit dem Festival Out of Control 2021 aus der Theaterlandschaft genommen.
Dies war einerseits einer gewissen Müdigkeit geschuldet, einen Kunstbetrieb mit all seinen administrativen und repräsentativen Verpflichtungen zu leiten und der Mühsal der Akquisition von Geldmitteln. Andererseits wollten wir auch nicht zu jenen gehören, die öffentliche Gelder im fortgeschrittenen Alter weiter in Anspruch nehmen und sie somit für die jungen Theaterschaffenden blockieren, die dadurch in ihrer künstlerischen Entwicklung benachteiligt wären.
Auch müsste netzzeit, wenn als Werkzeug nicht überhaupt schon zu abgenutzt, jedenfalls eine gründliche Überarbeitung durchmachen – eine Frage, die noch nicht ganz beantwortet ist.
Für uns schuf der Wegfall der unternehmerischen Bürde einen neuen Freiraum für künstlerische Arbeit und eröffnete die Möglichkeit zu einem Auftrag von Airan Bergs Theater „Zirkus des Wissens“. Dabei handelt es sich um eine interdisziplinäre Kunststätte auf dem Gelände der Johannes-Kepler-Universität in Linz, die vorrangig dem Ziel verpflichtet ist, vor allem jungen Menschen Lust auf wissenschaftliche Arbeit zu machen und deren Image, dass es sich bei dieser um eher trockene und theoretische, um langweilige und spaßbefreite Tätigkeiten handelt, zu entkräften.
Und so kam es dazu, dass ich mein Spektrum mit „Das All im Reiskocher“ um das des dramatischen Schriftstellers erweitern konnte. Ich konnte und durfte ja bei einigen netzzeit-Auftragswerken mit namhaften Komponisten und Dramatikern, wie Franz Koglmanns „Fear Death by Water“, Franzobels „Der siebte Himmel in Vierteln“, Dimitré Dinevs „Whatever Works“, Ibrahim Amirs „Liebe Hoch 16“ und „Oneway“, sowie Antonio Fians „Kismet und Masen“ als nicht nur akzeptierter, sondern auch willkommener Mitverfasser der Texte oder Miterfinder der diesen Texten zugrundeliegenden Geschichten mitwirken (manchmal ausgewiesen, manchmal auch ohne öffentliche Namensnennung). Darauf aufbauend habe ich nun mein erstes allein zu verantwortendes Stück geschrieben, wenn auch von dem hervorragenden Coaching des „Wiener Wortstätten“-Gründers Hans Escher begleitet.
Der Themenbereich des Stückes gehört zu denen, die derzeit alle aufgreifen: Der Klimawandel, der Raubbau des Menschen an der Natur, der „kolonialistische Umgang des Menschen mit den Ressourcen“ etc.
Allerdings wollte ich nicht eine weitere apokalyptische Menschuntergangsgeschichte schreiben (denn wenn der Mensch in diesem Zusammenhang von „Weltuntergang“ spricht, meint er ja vor allem und letztlich nur seinen eigenen Untergang als Spezies und nicht den der Welt oder des Lebens schlechthin, denn dazu ist er nicht wirklich imstande), sondern eine Boulevardkomödie – allerdings inklusive albtraumhaftem Weltuntergang mit unerwartet optimistischem Ende.
Ich wollte dabei nichts beschönigen oder verharmlosen, aber gleichzeitig auch nichts „hysterisieren“.
Mein Wunsch wäre, dass die Besucher*innen die Vorstellung mit einer guten Balance zwischen „carpe diem“ und – bei aller Ungewissheit, WIE schrecklich es letztlich wirklich werden wird – der Motivation verlassen, alles zu tun, um eine möglichst gut lebbare Gegenwart und Zukunft für die kommenden Generationen zu schaffen.
Seit 2008 beschäftigen wir uns im Rahmen von netzzeit mit dem Klimawandel. Es begann mit dem Projekt „Amazonas“, welches uns in den Regenwald zu den Yanomami führte, Indigenen, die in Nordbrasilien ein großes Regenwaldgebiet besiedeln, das bis weit nach Venezuela hineinreicht.
Gemeinsam mit Schamanen erkundeten wir deren Weltwahrnehmung und erarbeiteten mit ihnen das Musiktheaterprojekt „Amazonas“ mit den beiden Stücken „Der Einsturz des Himmels“ und „Tilt“, in dem wir ihre Weltwahrnehmung der des weißen Mannes am Beispiel Amazonas gegenübergestellt haben. Beteiligt war auch eine Reihe von Wissenschaftler*innen, die sich mit Kolonialismus und Klimawandel auseinandergesetzt haben.
Alles, was damals durch Schamanen und Fachleute über den Klimawandel und den Raubbau durch den weißen Mann in unseren Fokus geriet und alles, was wir an einer alternativen, radikal anderen Weltanschauung im Einklang mit dem Leben und allen seinen Wesen auf diesem Planten von den Yanomami erfahren konnten, ist heute – 13 Jahre später, aber erst im Zuge der klimabedingten immer größeren Katastrophen – im Begriff, langsam im allgemeinen Bewusstsein der westlichen Welt anzukommen.
Uns hat dieses Bewusstsein in fast allen unseren Projekten begleitet und war Teil von ihnen. Dass diese Auseinandersetzung nun, 5 vor 12 (oder 3 nach 12 – das ist eine Frage der Interpretation des status quo) mit „D.A.R.K. – Das All im Reiskocher“ in einer künstlerischen Boulevardkomödie mündet, hätten wir uns anfangs nicht träumen lassen, aber es erscheint uns jedenfalls als wesentlich wichtigerer Beitrag zur Stärkung des Glaubens an eine für uns Menschen lebenswerte Zukunft als so mancher weiterer apokalyptischer Ausblick.
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Wissenschaftler*innen bei der Diskussion am 1. Dezember im Off THEATER
Dr. Wilhelm Bergthaler
Umwelt und Industrie prägen den Berufsweg von Wilhelm Bergthaler: Nach dem Studium in Salzburg wird er Anwalt in Linz und gründet 1999 den Wiener Standort von Haslinger / Nagele. Umweltverfahren für Industrie- und Infrastrukturanlagen bilden den Schwerpunkt seiner Tätigkeit. Zudem berät er in vielen Facetten des öffentlichen Wirtschaftsrechts, vom Produktrecht übers Energierecht bis zum öffentlichen Haftungsrecht. Wilhelm Bergthaler lehrt als Universitätsprofessor für Umweltrecht an der JKU Linz; er ist Redakteur mehrerer Fachzeitschriften und durch viele Publikationen ausgewiesen. Im Rahmen der International Bar Association fungiert er als „Co-Chair“ des „Environmental, Health and Safety Law Committee“.
Dr. Martin Hoffmann ist Physiker und Materialforscher, Generalsekretär vom Club of Rome Österreich, Dozent an der Johannes-Kepler-Universität in Linz, sowie Mitglied von Scientists for Future. Er setzt sich in allen seinen Funktionen mit Klimakrise und Nachhaltigkeit auseinander.
Gesamtheitliches und systemisches Denken im Sinne der Arbeiten des Club of Rome ist ihm besonders wichtig. Dafür bildet der vor 50 Jahren erschienene Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ eine Grundlage, in dem zum ersten Mal in einer umfassenden wissenschaftlichen Erhebung über den Raubbau des Menschen an allen Ressourcen eine stichhaltige Prognose über deren Folgen gestellt wurde.
Daran knüpfte der Club of Rome mit der Veröffentlichung des Survival Guides „Earth for All“ im letzten Jahr an und verfasste eine umfassende wissenschaftliche Untersuchung, in der die Möglichkeiten zur Eindämmung der Klimakrise und deren Folgen in zwei Szenarien einander gegenübergestellt werden: Wenn "zu wenig und zu spät" etwas dagegen getan wird oder wenn wir alles, was nötig ist, dagegen tun. Angesichts der Tatsache, dass so gut wie alle Prognosen von „Die Grenzen des Wachstums“ eingetroffen sind, sollte dieser Survival Guide von allen Global Playern sehr ernst genommen werden. Und jeder sollte ihn lesen. Das Buch wird im Rahmen der Veranstaltung vorgestellt und wird auch zum Verkauf aufliegen: https://www.clubofrome.at/earth-for-all-a-survival-guide-for-humanity-ein-neuer-bericht-an-den-club-of-rome/
Dr. Irmgard Krisai-Greilhuber
Irmgard Krisai-Greilhuber widmet sich als Mykologin am Department für Botanik und Biodiversität der Universität Wien in ihrer Arbeit ganz den Pilzen. Sie untersucht diese morphologisch und mithilfe ge-netischer Fingerabdrücke. Sie ist Präsidentin der Österreichischen Mykologischen Gesellschaft und in der Leitung des Österreichischen Biodiversitätsrats.
Sie initiierte den offenen Zugang zur Mykologischen Datenbank und das Citizen Science Projekt Pilz-finder.at. Sie arbeitet bei der The Global Fungal Red List Initiative (ekoo.se) und in der IUCN Species Survival Commission Mushroom, Bracket and Puffball Specialist Group mit.
Dr. Friedrich Schwarz
Friedrich Schwarz (geboren 1957) studierte zunächst Biologie und Erdwissenschaften für Lehramt, anschließend Botanik und Zoologie an der Universität Wien. Er promovierte 1991 mit einer Arbeit über Eigenheiten der Vegetation am Donaudurchbruch zwischen Engelhartszell und Aschach. Seit 1982 war Friedrich Schwarz als Stadtökologe bei der Stadt Linz tätig und organisierte unter anderem die Kartierung der Biotope im Linzer Stadtgebiet. 1990 wurde er Bezirksbeauftragter für Natur- und Landschaftsschutz. 1998 übernahm er die Abteilungsleitung in der Naturkundlichen Station; nach einer organisatorischen Zusammenlegung kam die Leitung des Botanischen Gartens hinzu. Als Chefredakteur der Zeitschrift ÖKO.L gehören Stadtökologie, Naturschutzpraxis und Naturvermittlung zu den Spezialgebieten von Friedrich Schwarz.
Seit November 2022 ist er in Pension und engagiert sich nun verstärkt für den Natur- und Artenschutz beim Naturschutzbund OÖ.
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