Walter Zeh: Ein Chorleiter voll Leidenschaft
Walter Zeh war 32 Jahre lang Teil des Staatsopernchors und hat bis heute nichts von seiner Begeisterung verloren.
NEUBAU. Vor Kurzem hat er seinen 75. Geburtstag gefeiert, ans Aufhören denkt er aber noch lange nicht. Warum auch, wenn das, was man macht, "keine Arbeit, sondern Entspannung" ist. So denkt Walter Zeh über seinen Beruf, oder besser: seine Berufung. Er ist nicht nur Sänger, sondern eine Größe der österreichischen Chor- und Musikszene.
In den 1970er-Jahren wurde Walter Zeh in den Staatsopernchor berufen und war in den 32 Jahren, die er dort verbracht hat, auch als Solist zu hören. Dass es so gekommen ist, war nicht ganz so verwunderlich, stammt Zeh doch aus einer Neubauer Sängerdynastie. Schon seit Vater war Mitglied im Neubauer Männergesangverein, wie der traditionsreiche Chor, der seit 1870 besteht, ursprünglich geheißen hat. Heute ist er nicht mehr nur Männern zugänglich und heißt schlicht Chor Wien Neubau. Dabei war die Aufnahme von Frauen vor rund 30 Jahren mehr der Not denn der Tugend geschuldet: Es hätte schlichtweg zu wenige Sänger gegeben, erinnert sich Zeh. Aber natürlich ist er froh darüber, dass es so gekommen ist. Denn wer mit Begeisterung dabei ist, sei stets bei den Neubauern willkommen. Überhaupt hört man Zehs Begeisterung nicht nur an seiner – zugegebenermaßen schon beim Reden bemerkbar – schönen Stimme, sondern auch daran, wie er über das Singen spricht.
Singen als Ausgleich
Denn auch wenn die klassische Chorliteratur natürlich noch die gleiche sei, wie in den 1970er-Jahren, habe sich am Image des Chors und des Singens doch einiges verändert. So ist er etwa begeisterter Zuseher der ORF-Unterhaltungsshow "Die große Chance der Chöre". "Natürlich gefällt mir nicht alles, aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache. Aber ich finde es hervorragend, dass das Interesse an solchen Formaten offenbar groß ist", so Zeh. Er selbst ist nach wie vor mit zwei Chören befasst: einerseits dem Philharmonia Chor Wien, den er mitbegründet hat und der heuer sein zehnjähriges Jubiläum gefeiert hat, andererseits ist er seit fast 20 Jahren künstlerischer Leiter des Neubauer Chors.
Als solchen kennt man ihn auch im Bezirk – aber nicht nur. "Ich bin in Neubau geboren und hier aufgewachsen. Man kennt sich einfach." Aber eine Sache falle ihm an seinem Heimatbezirk in den vergangenen zehn Jahren besonders positiv auf. "Der Bezirk hat sich sehr verjüngt. Früher war es ein sehr alter Bezirk", sagt Zeh. Überall sehe man junge Menschen, im Stiegenhaus stehen Kinderwägen. Das sei vor einigen Jahren noch nicht so gewesen. "Kein Wunder: Für junge Menschen, die urban leben wollen, sind die Bezirke 6, 7 und 8 einfach perfekt."
Voller Elan bei der Arbeit
Und nachdem er im Sommer ohnehin immer unterwegs sei, fehle ihm das Grün auch nach 75 Jahren in Neubau dennoch nicht. "Wenn ich bei den Salzburger Festspielen bin, reicht mir ein freier Tag, an dem ich Schwimmen oder Bergsteigen gehe, um Energie zu tanken", sagt Zeh. Ansonsten genieße er seine Arbeit wie eh und je.
Und dabei habe er stets nur das Positive von allen, mit denen er je gearbeitet hat, mitgenommen. "Aufgrund meines Alters finden sich darunter auch einige bekannte Größen", sagt Zeh. Beispiele dafür sind Claudio Abbado oder Zubin Mehta. Einer ist ihm besonders wichtig: Riccardo Muti. "Einer der ganz Großen der Jetzt-Zeit", sagt Zeh. Und Ähnliches sagt man inzwischen auch über den Neubauer Walter Zeh, denn er ist definitiv einer der ganz Großen seines Faches.
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