Gottesdienst mit Gedenkfeier für die Gründergeneration des Burgenlandes
Segnung der Burgenlandkapelle
Das Burgenland wird heuer 100. Eingestimmt wird darauf in zahlreichen Beiträgen und Publikationen. Mit der Errichtung einer Burgenlandkapelle durch Familie Paul Rittsteuer aus Neusiedl am See will man die Leistungen der Gründergeneration des Burgenlandes, dem Schleier der Geschichte, der Vergessenheit, entreißen.
NEUSIEDL AM SEE. "Es gibt viele Jubiläumsveranstaltungen, doch diejenigen Menschen, die eigentlich in der Anfangszeit tatsächlich Kopf und Kragen riskiert haben, werden kaum mehr namentlich erwähnt", sprach Landesrat a.D. Paul Rittsteuer vor einer großen Schar, die zum Gottesdienst zur Burgenlandkapelle gekommen waren.
Gott in der Eucharistie danken
Zum Gedenk-Gottesdienst, zelebriert von den Priestern Generalvikar MMag. Michael Wüger, Dechant Franz Unger und Monsignore Franz Hillinger kamen viele Anwohner aus Neusiedl und den Nachbargemeinden des Bezirks. SPÖ-Bürgermeisterin Elisabeth Böhm sowie die ÖVP-Landtagsabgeordneten Bürgermeister Klubobmann Markus Ulram und Gerald Handig, Landtagspräsident a.D. Rudi Strommer sowie der Mitbegründer der Partnerschaft Oberbürgermeister Dieter Görlitz aus Deggendorf und der Industrielle Paul Unterweger aus Tirol wurden ebenfalls begrüßt.
Für das Burgenland
Der Apotheker Adalbert Wolf und der Rechtsanwalt Karl Amon, beide aus Neusiedl am See, sind untrennbar mit der Anfangszeit des Burgenlandes verbunden. Mit dem Staatsvertrag von Saint Germain vom 10. September 1919, wurde das Burgenland offiziell Österreich zugesprochen. Ungarn versuchte jedoch mit allen Mitteln, dies zu verhindern. Ungarische Freischärler leisteten gegenüber den österreichischen Truppen bewaffneten Widerstand. Es sollten noch zwei Jahre, bis zum Dezember 1921 dauern, bis es zur tatsächlichen Angliederung des Burgenlandes an Österreich kam.
Die Héjjas-Banditen
Aus den Erzählungen seiner bettlägrigen Großmutter erfuhr der junge Paul von den Drangsalierungen der Héjjas-Bande, Freischärlern, die besonders im Neusiedler Raum Gewaltakte gegenüber der Zivilbevölkerung und Plünderungen verübten.
Paul Rittsteuers gleichnamiger Onkel musste wegen seiner "deutschen Gesinnung" bereits 1919 nach Österreich flüchten, und wurde bei Verwandten in Bruck an der Leitha aufgenommen. Pauls Großmutter ging allwöchentlich zeitig in der Früh voll Angst durch den Martalwald, um ihren Sohn mit Essen zu versorgen. Die Angst vor der Héjjas-Bande war nicht unbegründet, denn noch am 24. September 1921 kamen unweit der heutigen Kapelle fünf Soldaten ums Leben.
In der Natur, Gottes Spur
Die schützenden Hände als Dach über der Kapelle sind symbolisch für das Burgenland. Das Mit-Verdienst von Wolf und Amon ist es, dass das Burgenland zu Österreich gekommen ist.
"Und zum Nationalismus sei vermerkt, dass jede Nation den Glauben hatte, eine bessere Nation zu sein. Jedoch hatte man aus der Geschichte gelernt, dass extremer Nationalmus nur ins Verderben führt", so Rittsteuer.
Der unvergessliche Hugo Portisch sagte einmal: "Wenn man Geschichte verstehen will, muss man das Wissen haben, denn nur dadurch kann man Schlüsse für die Zukunft ziehen".
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