100 Jahre Burgenland
"Erzählen hält am Leben"
TADTEN/WIEN. Mit seiner einzigartigen Landschaft und der Gastfreundlichkeit zieht das Burgenland viele Besucher und Liebhaber an. Den Wiener Autor Ludwig Roman Fleischer hat es vor Allem der Seewinkel angetan, was ihn zur Veröffentlichung des Buches "Hundert Jahre Seewinkel" über "historisches, neu bearbeitetes Märchen- und Sagengut und Familiengeschichten" hinreißen lies. Im Interview erzählt er von der Entstehung des Werks und der persönlichen Verbundenheit zum Seewinkel.
Bezirksblätter: Worauf gründet die Verbindung zum Burgenland – im Speziellen zum Seewinkel?
Ludwig R. Fleischer: Mein Schwiegervater war geborener Tadtner (1924) und verbrachte auch seine Kindheit dort. Er war ein wunderbarer Anekdotenerzähler. Seine beiden jungfräulichen Schwestern Theresia und Maria (die Hebamme, an die sich noch heute viele erinnern) verlebten ihre letzten zwanzig Jahre gemeinsam im Vaterhaus. Auch ihnen verdanke ich unzählige Gschichterln. Dank meiner halb-tadtnerischen Frau Eva bin ich mit etlichen Tadtnern in angeheirateter Weise verwandt. Da sind auch ein paar Winzer dabei, deren Weine wir sehr gerne trinken.
Sie schreiben von der „Liebe zu Land und Leuten“ – wann steht der nächste Besuch an, mit welchen Plänen/Zielen?
Der nächste Seewinkelaufenthalt wird in drei Wochen sein. Sobald der Frühling die Muskeln spielen lässt, machen wir wieder so manche wochendliche Radltour im Seewinkel und ergänzen in Tadten unsere Weinvorräte. Der jährliche - 2020 leider coronabedingt entfallene - Höhepunkt unsere Seewinkelaufenthalte sind stets die Tadtner Kellertage. Mit meinem "Verwandten" Dani Lorenschitz und seiner Frau werde ich über Details einer möglichen Buchpräsentation in Tadten reden; dabei wird uns seine Mama Inge Lorenschitz mit kulinarischen Spezialitäten wie ihrem unvergleichlichen "Bsoffenen Kapuziner" - einem in Wein getränkten Guglhupf - verwöhnen. Danis Oma Tilde wird mir wieder ein paar Seewinkler Vokabeln beibringen.
Worin zeigt sich diese „Liebe“? Was schätzen Sie am Seewinkel so sehr?
Die herrliche Seewinkler Landschaft beherbergt unter anderem Wildpferde, Flamingos, Pelikane und Reiher. Die Seewinkler sind außergewöhnlich gastfreundlich, und zwar in einer aufrichtigen, nie auf Verdienst abzielenden Weise. Und sie können - wie eben mein Schwiegervater und die beiden Großtanten es konnten - wundervoll Gschichterln erzählen.
Sie nehmen sich im Buch einer Vielfalt an Themen an, in welchem Bereich davon liegt Ihre größte Leidenschaft?
Es macht mir große Freude, Menschen zu beschreiben. Etwa solche wie die beiden Tanten (die ja wirklich gelebt haben) oder den Oberlehrer Komanovits Lorenz aus Wandorf (heute ein Vorort Soprons), den ich erfunden habe. Dazu bin ich leidenschaftlicher Hobbyhistoriker, und das Burgenland gibt ja zeitgeschichtlich einiges Hochinteressantes her.
Wollen Sie uns vielleicht ein für Sie ganz besonderes Statement aus den Erzählungen in Ihrem Buch mitteilen, dass wir zitieren können?
Aus der Geschichte "Das Erbe": "Erzählen hält am Leben. Jemand, über den nichts mehr erzählt wird, der ist wirklich gestorben, der ist wahrhaftig tot." Das sagt ein sprechendes Tadtner Haus, das zum Verkauf ansteht, weil es seine Erben nicht haben wollen.
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