Aus Liebe zur Natur
"Falter sind schön anzusehen und zu unterscheiden"

- Gemeinsam mit der Hilfe von Freiwilligen aus der Bevölkerung beim Monitoring möchten Cimadom und seine Kolleginnen und Kollegen den Fortbestand der heimischen Tagfalter bewahren.
- Foto: Kathrin Haider
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Während in anderen Ländern bereits langjährige Erfahrungswerte und Statistiken hinsichtlich Falterpopulationen aufliegen, gilt das aktuelle sogenannte European Butterfly Monitoring Scheme (eBMS) in Österreich als erstes heimisches Monitoring dieser Gattung.
BURGENLAND. Die RegionalMedien Burgenland trafen Arno Cimadom, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel zu einem eigenen kleinen Tagfalter-Monitoring im Gebiet der Langen Lacke bei Apetlon.
Zusammenarbeit mit Citizen Science
Das eBMS hat das Ziel, europaweit mittels Monitoring Daten über Tagfalter zu sammeln und sie damit nachhaltig zu schützen. Dabei sind Freiwillige eingeladen, sich zu beteiligen und nach zuvor definierten Methoden Tagfalter in ihrer jeweiligen Umgebung zu beobachten und zu zählen – sogenannte Citizen Scientists.
Langzeittrends für Artenschutz

- Ist es bei einigen Falterarten die Flügelform zeichnen andere ihre Farbe und markante Punkte aus.
- Foto: Kathrin Haider
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Von den etwa 215 in ganz Österreich nachgewiesenen Tagfalterarten kommen aktuell um die 115 im Neusiedler See-Gebiet vor. Dementsprechend sind im Gebiet des Welterbe-Naturparks Neusiedler See-Leithagebirge unter der Leitung von Andrea Grabenhofer bereits rund 10 Freiwillige in der zweiten Saison unterwegs und auch der Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel und die Biologische Station in Illmitz beteiligen sich personell am heimischen Monitoring. Die Datengrundlage für das Monitoring liefern Helmut Höttingers Beobachtungen aus den letzten vier Jahrzehnten. Langzeittrends können demnach auch im aktuellen Projekt erst nach etwa 5 bis 10 Jahren ausgewertet werden.
Warum gerade Tagfalter?
"Tagfalter sind eine Insektengruppe, bei der durch wiederholte und standardisierte Untersuchungen Aussagen über langfristige Veränderungen der Lebensgemeinschaften gut möglich sind, sie sind sogenannte Zeigerorganismen. Außerdem sind sie schön anzusehen und besitzen auffällige Merkmale und damit verbunden individuelle Ansprüche", so Cimadom.

- Natürliche, artenreiche Wiesen sind für Falter und ihre Raupen beste Nahrungsquelle und somit optimales Habitat.
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Dementsprechend würden Tagfalter auch gut Rückschluss darauf ziehen lassen, in welchem Zustand sich eine Wiesenfläche befindet. Gibt es etwa nur Kohlweißlinge ließe dies auf intensive monokulturelle Landwirtschaft deuten, während zum Beispiel im Gebiet des Nationalparks Neusiedler See - Seewinkel eine extreme Artenvielfalt sowohl an Tagfaltern als auch an anderen Insekten herrsche. Solche natürlichen Wiesen sind als Futterquelle viel artenreicher.
Wanderfalter und andere Spezialisten
Bestimmte Arten, wie die Ameisenbläulinge halten sich lediglich in einzelnen Gebieten auf, in diesem Fall die Zitzmannsdorfer Wiesen. Dabei lässt der Name auf die Futterquelle schließen, so zum Beispiel der Enzian-Ameisenbläuling. Dieser braucht sowohl eine bestimmte Futterpflanze als auch die richtige Ameise in der Nähe, damit aus der Larve schließlich das adulte Tier – der uns bekannte fliegende Schmetterling – entstehen kann.

- Manche Tagfalter sind an eine bestimmte Pflanze gebunden.
- Foto: Kathrin Haider
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Zum einen sei es wichtig, dass die Schmetterlinge ausreichend Futterpflanzen für die Larven finden und zum anderen Nektar als Nahrung im Adultstadium. Dies ist auf artenreichen natürlichen Wiesen gegeben, weshalb die Mahd nicht zu früh durchgeführt und nicht nur Monokulturen angepflanzt werden sollten. Heimische Salbeiarten, Hauhechel oder verschiedene Kleearten sind etwa gute Futterpflanzen für Tagfalter und sind als Gartenpflanzen auch schön anzusehen. Die Raupe entwickelt sich aus dem Ei, wird zur Puppe und im letzten Schritt zum bekannten Schmetterling. Der letzte Lebensabschnitt dreht sich wie bei den meisten Insekten jedoch nur um wenige Wochen und dient rein der weiteren Fortpflanzung. Es gibt außerdem einige Arten, die sogar mehrere Generationen in einer Saison ausbilden. Überwintern können entweder das Ei, die Puppe oder das adulte Tier, Raupen würden den Winter nicht überstehen. Admiral und Distelfalter sind Vertreter der sogenannten Wanderfalter, die zum Teil wie Zugvögel weite Strecken, wie etwa die Alpen, zurücklegen, was natürlich einer extremen Anstrengung entspricht. Ziel ist jeweils die Eiablage und dabei können wiederum mehrere Generationen verschiedene Etappen in einer Saison zurücklegen.
Tipps für Schmetterling-freundliche Wiesen
- nicht, spät oder in Teilen mähen
- kein englischer Monokultur-Rasen
- Wegesränder auf Feldwegen usw. erst im Herbst oder in Teilen mähen (Initiativen auf Westseite des Sees bzw. Biodiversitätsflächen/Brachen bereits gegeben)
- eBMS-Folder gibt es im Nationalpark-Infozentrum in Illmitz oder unter butterfly-monitoring.net zum Download
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