Jahreskreis 29 - 20: Sonntagabend - Das Feuerwerk

(von Christoph Altrogge)

Es war schon Nacht geworden, als ich gegenüber vom Eingang der Post auf dem Hauptplatz ankam. Auf dem gesamten Hauptplatz schienen fast schon die Stehplätze knapp geworden zu sein. Solche Unmassen von Gästen hatten sich eingefunden. Einzig auf der Straße vor der Ostseite des Platzes herrschte noch etwas mehr Bewegungsfreiheit.
Ich beschloss, nach einer Stelle zu suchen, von der aus man das Schauspiel günstiger mitverfolgen konnte. Ich trat daher vom Fußweg herunter und begann mich zunächst in Richtung Nordseite des Platzes zu bewegen. Nebenbei bekam ich mit, wie Stadtamtsdirektor Piglmayr am Mikrophon das Wort ergriff. Er bat darum, die obere Hälfte des Hauptplatzes zu verlassen, da es während des Feuerwerks gefährlich werden konnte.
Ich blieb schließlich auf der breiten Fußwegecke zwischen dem Spielwarengeschäft und der Sparkasse stehen. Hinter mir begann bereits die Herrengasse. So wie auf der Straße standen auch an diesem Ort die Zuschauer noch etwas weniger dicht beisammen. Außerdem konnte man mühelos das gesamte Rathaus erkennen, vor welchem das Feuerwerk stattfinden würde.

Ungefähr zwanzig Minuten ohne besondere Ereignisse waren vergangen. Stadtamtsdirektor Piglmayr hatte übers Mikrophon noch mehrere Male dazu aufgerufen, den oberen Hauptplatzteil aus Sicherheitsgründen zu verlassen. Gleichzeitig hatte er darauf hingewiesen, dass von weiter unten die Sicht auf das Feuerwerk um sehr vieles besser sei. Nach dem letzten Aufruf war weit vorn etwas Bewegung in die Massen gekommen. Ich konnte nicht genau erkennen, was an der Stelle vor sich ging. Ich vermutete jedoch, dass die Feuerwehr, die sich wie in jedem Jahr um die technische Abwicklung des Spektakels kümmerte, eine großräumige Absperrung vornahm.
Mit einem Male ging im Ratssaal das Licht an. Der Bürgermeister erschien an einem zentral in Richtung Hauptplatz gelegenen Fenster als pechschwarzer Schattenriss. Direkt hinter ihm musste sich eine Lichtquelle befinden. Aufgrund der zentralen Lage des Fensters hoch über dem Hauptplatz drängten sich Assoziationen mit einem mittelalterlichen Turmausrufer auf.
Eine Sekunde später erschien auch die Silhouette von Gemeindetechniker Bandl am Fenster. Offensichtlich stellte er das Mikrophon für die bevorstehende Rede des Bürgermeisters ein.
Kurz darauf verschwand Bandl wieder von der Bildfläche und der Umriss des Bürgermeisters blieb allein zurück.
"Liebe Gäste unserer Stadt! Werte Bürgerinnen und Bürger!" begann er einen Augenblick danach seine Festabschlussansprache. "Liebe Mitarbeiter beim Weinlesefest! Ich darf allen, die beim diesjährigen Bezirksweinlesefest in irgendeiner Funktion mitgearbeitet, Wagen gestaltet, Festabzeichen verkauft oder durch den Ankauf eines Festabzeichens unsere Großveranstaltung unterstützt haben, sehr herzlich danken.
Ich danke aber auch allen unseren Bürgerinnen und Bürgern und allen Gästen, die durch ihr Dabeisein mitgewirkt haben, diese Weinwerbeveranstaltung zu einem vollen Erfolg werden zu lassen.
Durch gemeinsame Arbeit wollen wir auch künftig versuchen, für unsere Grenzregion, insbesondere auch im Hinblick auf die Weinwirtschaft und den Fremdenverkehr, Positives zu leisten.
Ich danke sehr herzlich für die wirklich hervorragende Gestaltung des Festzuges und darf meiner Hoffnung Ausdruck verleihen, dass Sie auch in Zukunft so viel Engagement diesbezüglich zeigen werden.
Abschließend darf ich mich noch einmal bei Ihnen allen sehr herzlich für Ihr Kommen bedanken, und ich würde mich freuen, Sie alle beim 41. Bezirksweinlesefest 1995 wieder hier in der Weinstadt Retz begrüßen zu dürfen."
Beifall erklang. Danach erlosch das Licht im Ratssaal. Im Sekundentakt wurden darauf auch Bereich für Bereich sämtliche Lampen auf dem Hauptplatz gelöscht. Auch die Scheinwerfer auf dem Verderberhaus, die das Rathaus anstrahlten, gingen aus. Einen kurzen Augenblick später war das einzige Licht auf dem Platz, das noch brannte, die grüne Glühbirne in der Mitte des Heurigenbuschens am Rathausturm.
Danach herrschte eine Weile Ruhe. Mit einem Male fiel Feuerregen von der Kante des Rathausdachturmes herunter.
Gleichzeitig setzte Hintergrundmusik aus dem Lautsprecher ein. Diese war fast so laut vernehmbar wie das Explodieren der Raketen selbst.
Wieder danach geschah einen kurzen Moment nichts, als plötzlich eine einzelne Rakete in die Höhe stieg. Sie explodierte am Himmel, hinterließ dabei ein elektrisierendes Knistern. Die Rakete breitete ihre Sterne, in die sie am Himmel zerfiel, wie ein riesiger Schirm aus. Immer weiter blähte er sich auf. Das Gebilde drohte auf die Menschenmassen herabzustürzen. Kurz bevor es sich dem Erdboden näherte, verlosch es jedoch. Spaghettiförmige Rauchsignaturen in der gleichen Form wie die herabstürzenden Sterne blieben zurück. Eine weitere Rakete stieg empor, explodierte. Auch sie bildete wieder eine Art riesiger Glocke. Ihr gesamter unterer Rand setzte sich aus blauen Sternen zusammen, während der restliche Körper aus weißen Sternen bestand. Überall waren Begeisterungsausrufe zu vernehmen.

Zunächst war eine ganze Weile jeweils nur eine Rakete nach der anderen abgeschossen worden. Ab irgendeinem Punkt des Feuerwerks startete man dann gleich mehrere auf einmal. Fließend hatte man die Zahl der gleichzeitig abgeschossenen Raketen danach immer weiter erhöht. Die ganze Luft war inzwischen erfüllt mit Pfeifen, Zischen und Krachen.
Mit einem Male war der gesamte Himmel rot erleuchtet, dann auf einmal blau, dann wieder grün. Eine riesige Qualmwolke begann das Rathaus einzuhüllen.
Ein fliegender Wechsel bei der Art der Feuerwerkskörper erfolgte. Nachdem seit dem Feuerregen ganz am Beginn des Schauspiels ausschließlich Raketen abgefeuert worden waren, schossen mit einem Male Feuerräder in den Himmel.
Wieder waren Raketen zu sehen, gleich etliche auf einmal, so wie vor den Feuerrädern. Zwischendurch erschien einmal ganz kurz vor einem Himmel aus Blitzen und Rauch das Rathaus wie eine riesige Scherenschnitt-Silhouette.
Raketen stiegen auf, die sich wie riesige Kaulquappen aus Feuer über den Himmel bewegten. Es folgten welche, die sich spiralförmig durch die Luft drehten.
In immer größerer Zahl wurden die Raketen gleichzeitig abgeschossen. Mehrfach folgten Massenabschüsse nach links und rechts. Diese sollten mit langen, feurigen Schweifen scheinbar Düsenjäger nachahmen.
Mit fortschreitender Dauer des Feuerwerks kam irgendwann einmal ein Punkt, ab dem der gesamte Himmel über dem Hauptplatz ständig lückenlos erleuchtet war. Abermals wechselte die Hintergrundmusik. "Also sprach Zarathustra" wurde nun gespielt. Unbemerkt war bereits von Anfang an kontinuierlich eine schleichende Impulsivitätssteigerung der Musikauswahl erfolgt. Mit "Also sprach Zarathustra" kam dann ein Musikstück, das an Bombastizität kaum noch überboten werden konnte. Ein Zeichen, dass sich das Feuerwerk seinem Höhepunkt und damit seinem Ende zunäherte.
Rasch war der leise hämmernde Anfang der Nummer zu Ende. Immer theatralischer wurde danach die Musik, steigerte sich immer mehr. Als sie schließlich auf dem totalen Höhepunkt angelangt war, entflammte mit einem Male hoch oben in der Luft eine riesige "40".
Auf dem Boden brach Jubelgeschrei aus. Etliche Männer warfen vor Begeisterung ihre Hüte in die Luft.

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