Jahreskreis 30 - 12: Im Weinkeller
(von Christoph Altrogge)
Er verließ den Raum in einen angrenzenden Gang. Ich folgte ihm. Nach einer gewissen Zeit erweiterte sich der Gang zu einem um einiges breiteren Stollen. An seiner rechten Seite stand ein Holzweinfass neben dem anderen. "Das sind Fässer von ganz früher", erklärte Wilhelm. "Sind teilweise schon über 200 Jahre alt." Er zeigte auf eine eingeschnitzte Nummer auf der Stirnseite eines Fasses und sagte dazu: "Das ist die Literzahl. Darunter befindet sich die Jahreszahl. Früher sind die Fässer vom Eichamt in Retz geeicht worden. Heute macht das der Fassbinder gleich mit."
Wilhelm ging zum Eingang eines schmaleren Stollens, der an der linken Wand gleich ganz vorn abzweigte. "Jetzt kommt das Allerwichtigste", kündigte er mir an. Wir gingen eine Weile durch den in den Sand gegrabenen, schmalen Weg geradeaus. Dann erschien auf einmal auf der rechten Seite ein schmiedeeisernes Gittertor mit allerhand Verzierungen. "Das Allerheiligste", sagte Wilhelm und zeigte darauf. Ich sah durch die Metallstäbe hindurch. Eine mittelgroße, dunkle Halle lag dahinter. "Ach so, das Licht hätte ich jetzt fast vergessen", fiel es ihm ein. Gleich darauf drückte er auf einen Schalter an der Wand. Schlagartig wurde es innen hell. Nun konnte ich auch genauer sehen, was in dem Raum war. Etliche gemauerte Regale standen in ihm. In ihnen wiederum lagen unzählige, mit den Böden nach vorn zeigende, goldgelb und dunkelblau schimmernde Weinflaschen. "Unsere gesamten Weinvorräte", erklärte mir Will-helm. "Der Raum ist übrigens gegen so ziemlich jede denkbare Naturkatastrophe geschützt. Wir haben mal einen Geologen bestellt, der hat uns die Stelle ermittelt. Und nach seinen Messergebnissen haben wir dann den Raum hier graben lassen."
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