Jahreskreis 30 - 7: Ankunft im Weingarten
(von Christoph Altrogge)
Eine kurze Weile darauf bog sie auf einen Feldweg ein, der rechts von der Landstraße abzweigte. Etwas holprig bewegte sich das Fahrzeug in das Innere der Weingärten hinein.
Nach einer gewissen Weile zogen am Fenster Reihen vorbei, in denen geerntet wurde. "Dös isses Grundstiackl vuan unsam Föhdnoachboan. Unsas kummt glei ois nechstes."
Gleich darauf brachte sie das Auto am Rande einer kleinen Waldinsel zum Stehen.
Ich öffnete die Tür, schob sie zur Seite und stieg aus. Etwa 20 Minuten hatte die Fahrt gedauert.
Ich sah mich um. Unzählige Reihen von Rebstöcken zogen sich aneinandergefügt am Weg entlang. Ihr Ende verschwamm irgendwo am Horizont. In vier von ihnen direkt vor uns wurde momentan gearbeitet. Immer je zwei Leser pflückten auf unterschiedlichen Seiten von je einer Reihe. Gleich darauf entdeckte ich an der von der Straße aus gesehen zweiten Reihe Wilhelm und seinen Vater. Beide trugen eine traditionelle blaue Weinbauernschürze.
"De oandan Leser san scho seit 'm frih'n Moagn doa, mit Ausnahme vuam Wilhelm halt", erzählte Frau Burgstaller.
Frau Burgstaller wies uns ein. "Nehmts eich doa jeda zwa Kiabl. Hoandschuach un a Schahr san scho herinnen in an'm vuan de zwa. Doann foangts bei dera Reih oa."
Am Kopfende der Reihe erschien eine lange Stange, auf deren Spitze horizontal ein kurzer Stab genagelt worden war als Sitzplatz für Greifvögel. Erste Anzeichen von Herbstfärbung zeigten sich auf den Blättern, erst dann bemerkbar, wenn man ganz nah an sie heranging.
Gleich darauf fiel mir auf, dass der Wein zwischen Drähten emporwuchs, die horizontal in zwei unterschiedlichen Höhen übereinander gespannt waren. In regelmäßigen Abständen waren sie verankert an einem dünnen, mannshohen, nicht entrindeten Rundholz. Wie ich gleichzeitig bemerkte, hatten die anderen Leser ihre Eimer alle an die Drähte gehängt, während sie schnitten. Ich hängte meine ebenfalls dran mittels der aus starkem Draht gebogenen Haken am Henkel, wofür die offensichtlich bestimmt waren. Danach zog ich mir die Handschuhe an und begann zu schneiden.
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