Nachbarschaftszentrum Hernals feiert 25. Geburtstag
Eva Bertalan, Chefin des Nachbarschaftszentrums Hernals, über Kurse, Freiwillige und Herausforderungen.
HERNALS. Die bz-Wiener Bezirkszeitung hat mit Eva Bertalan, Leiterin des Nachbarschaftszentrums Hernals, über die Freuden und Schwierigkeiten ihrer Arbeit gesprochen.
Seit wann gibt es das Zentrum?
EVA BERTALAN: Das Nachbarschaftszentrum feiert heuer seinen 25. Geburtstag. Ich bin bereits seit 17 Jahren hier.
Ihre erfolgreichsten Projekte?
Was ich an der Arbeit des Nachbarschaftszentrums spannend finde, ist, dass es sich immer wandelt. Wenn es funktioniert, sind wir an dem dran, was die Leute wollen. Die Menschen kommen zu uns, erzählen uns etwas und daraus entstehen oft Ideen zu Kursen oder Aktionen. Im Idealfall hören wir also einfach hin, was uns die Leute aus der Nachbarschaft sagen. Manchmal ist es eine Fähigkeit, die sie mitbringen und weitergeben möchten oder sie äußern einen Wunsch und wir kennen jemanden der genau dazu passt. Oder wir helfen einfach bei der Umsetzung.
Zum Beispiel?
Meine Schwester hat mit ihren Kindern unsere Eltern-Kind-Runde besucht und davon gesprochen, dass sie zwar gerne öfter zu Hause basteln würde, aber dabei eben auch viel Dreck entstehe. Ein paar Mütter waren sofort auf ihrer Seite. Also haben wir ihnen einen Raum zur Verfügung gestellt. Die Gruppe gibt es jetzt seit elf Jahren. Dort wird gesungen, gespielt und gebastelt. Im Idealfall hören wir also einfach darauf, was uns die Leute aus der Nachbarschaft sagen.
Sprachkurse stehen oft auf Ihrem Programm.
Ja, die sind wieder aktuell. Es kommen ganz oft Menschen mit Migrationshintergrund zu uns, die Anschluss zu ihrer Nachbarschaft haben wollen. Die wollen nicht zu Hause sitzen, sondern mit Menschen in Kontakt kommen. Da ist es immer ein guter Aufhänger, die Sprache zu lernen. Als dann viele Flüchtlinge zu uns nach Wien gekommen sind, wurden auch die Deutschkurse gefragter. Dadurch haben wir mein derzeitiges Lieblingsprojekt aus der Taufe gehoben: das Deutsch-Café. Viele Leute wollen beim Deutschlernen helfen, trauen sich aber eine Gruppenleitung nicht zu. Würde ich mir auch nicht. Aber mich hinzusetzen und mit jemandem ein paar zusätzliche Wörter Deutsch zu üben, das schon.
Wie viele Freiwillige helfen?
Wir haben 35 treue Freiwillige, die ein- bis zweimal im Monat vorbeikommen. Für die Besucher ist das Deutsch-Café einfach offen. Wer kommt, der kommt. An den stärksten Tagen hatten wir schon 60 Menschen hier. Wir koordinieren die Teilnehmer und stellen ihnen Lernmaterial zur Verfügung. Wir haben gehäkeltes Obst, Sprachspiele, Ausfüllblätter, was auch immer das Herz begehrt. Und dann schauen wir halt, wer passt gut zusammen.
Haben Sie genug ehrenamtliche Helfer?
Wir können immer mehr brauchen, auch für andere Bereiche wie die Nachhilfe, den Flohmarkt oder den Second-Hand-Laden. Die Arbeit mit Freiwilligen ist auch wichtig, denn das sind die Leute, die bereit sind, ihre Lebensumwelt zu gestalten. Die sitzen nicht zu Hause und sagen: "Es ist alles so grauenvoll. Irgendjemand soll gefälligst etwas ändern." Diese Personen machen etwas.
Wirkt sich der Standort in der Hernalser Hauptstraße auf die Besucherzahlen aus?
Da wir ein Gassenlokal an einer gut frequentierten Straße haben, glaube ich das schon. Das beeinflusst auch, wer zu uns kommt. Zu uns kommen teilweise auch Menschen aus Dornbach oder aus dem 18. Bezirk. Unser Einzugsgebiet ist groß.
Sie sind auch für Währing zuständig? Dort gibt es ja kein eigenes Zentrum.
Ja. Wenn es um Beratungen oder Unterstützung, etwa beim Stellen von Anträgen, geht, sind wir für Hernals und Währing zuständig. Und zu den Gruppen darf sowieso jeder kommen, der mag. Der Einzugsbereich ist hier sicher eher das Grätzel in der Gürtelgegend – egal, ob das jetzt der 16., 17. oder 18. Bezirk ist.
Wie finanziert sich das Nachbarschaftszentrum?
Wir gehören zum Wiener Hilfswerk und das Projekt der Nachbarschaftszentren wird von der Stadt Wien unterstützt. Es geht sich aber nicht alles aus, wir brauchen Spenden. Deshalb ist unser Flohmarkt auch wichtig. Menschen aus der Umgebung spenden uns ihre Sachen und der Erlös wird dann in neue Bastelmaterialien etc.investiert. Wir wurschteln uns halt durch. Es ist immer wieder faszinierend was mit sehr wenig geht.
Wer sich jetzt ehrenamtlich engagieren möchte oder an den Kurse des Nachbarschaftszentrums interessiert ist, erfährt darüber mehr auf www.nachbarschaftszentrum.at
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