Geplante Hilfe kommt zu spät
Ottakringer Café Ritter hat Insolvenz angemeldet
Das Ottakringer Café Ritter hat Insolvenz angemeldet. 22 Gläubiger und 13 Dienstnehmer sind betroffen. Laut Kreditschutzverband sollen sich die Verbindlichkeiten auf 940.000 Euro belaufen.
OTTAKRING. Seit 1907 hat das Café in der Ottakringer Straße geöffnet. Martina Postl hat das heruntergewirtschaftete Kaffeehaus übernommen, in den Originalzustand versetzt und am 13. Dezember 2016 wieder eröffnet. Der Erfolgsweg war vorgezeichnet - dann kam Corona.
Die weltweite Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen haben das Café Ritter in finanzielle Schwieigkeiten gebracht. Wie alle Gastronomiebetriebe war auch das Ritter in den vergangenen Monaten mehr zu- als aufgesperrt. 940.000 Euro an Verbindlichkeiten haben sich angehäuft - ein Sanierungsverfahren wurde gestartet. Mit einer Quote von 20 Prozent soll eine Fortführung gelingen.
Bisher keine Hilfsgelder geflossen
Brisant an der Pleite des Café Ritter ist die Tatsache, dass im Oktober 2020 von der Stadt Wien verkündet wurde, dem Traditionsbetrieb finanziell unter die Arme zu greifen. Passieren sollte dies in Gestalt der "Stolz auf Wien"-Beteiligungs GmbH, einem Tochterunternehmen von Wien Holding und Wirschaftskammer Wien. Gegründet wurde die GmbH mit dem Ziel, sich temporär an Unternehmen am Standort Wien zu beteiligen, deren Existenz aufgrund der Corona-Krise gefährdet ist.
So weit so gut. Geholfen hat es im Fall des Café Ritter nichts. Denn bis heute ist kein Geld geflossen. Der Investitionsbeirat hat zwar eine positive Empfehlung ausgesprochen, doch aufgrund einiger noch nicht positiv beantwortete Sachverhalte wurde die Beteiligung formal noch nicht abgeschlossen.
FPÖ kritisiert SPÖ
Dafür hagelt es Kritik von der FPÖ. Der Klubobmann der FPÖ-Wien, Gemeinderats- und Landtagsabgeordneter Maximilian Krauss, kritisiert die „Stolz auf Wien“-Beteiligungs GmbH, die Wiener Unternehmen, die aufgrund der Corona-Krise einen eklatanten Finanzmittelbedarf haben, "sehenden Auges bankrott gehen lässt".
Die Kriterien für die Inanspruchnahme derartiger Finanzmittel seien klar definiert: Es müsse eine positive Zukunftsprognose geben, ein starker Teil der Wiener Identität sein, volkswirtschaftliche Bedeutung vorweisen, eine hohe Relevanz für die Wirtschafts- und Innovationsstrategie Wien 2030 haben und eine relevante Anzahl an Arbeitsplätzen sichern.
„All diese Kriterien erfüllt das Traditions-Cafe Ritter, das von der ‚Stolz auf Wien‘ Beteiligungs GmbH Anfang Oktober 2020 eine positive Empfehlung ausgesprochen bekommen hat. Viereinhalb Monate später meldete das Cafe die Insolvenz an. Unternehmen, die um Förderungen ansuchen, werden dann so lange ‚geprüft‘, bis sie am Ende zugrunde gehen. Das ist sinnbildlich für SPÖ-Projekte, die viel Geld kosten aber keinen realen Nutzen bringen“, sagt Krauss.
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