Daniel Glaser im Interview
Ottakrings Radbeauftragter steht auf Tempo 30
Ottakring hat einen neuen Radbeauftragten. Bezirksrat Daniel Glaser (SPÖ) folgt seiner Kollegin Ruth Manninger mit viel Elan und Sympathie für das Fortbewegungsmittel auf zwei Rädern.
WIEN/OTTAKRING. Ein Antrittsinterview ist keine leichte Sache. Zum einen muss man das Vergangene rechtfertigen und Zukünftiges lobpreisen. Daniel Glaser ist selbst begeisterter Radfahrer und hat für viele Anliegen und auch Kritik Verständnis. Im Gespräch schildert er seine Vision vom verbesserte "Radbezirk Ottakring".
Gratulation zur neuen Aufgabe „Radbeauftragter Ottakring“. Was kann man sich unter diesem Amt vorstellen?
DANIEL GLASER: Als Radfahrbeauftragter des Bezirksvorstehers besteht meine Aufgabe darin, dass ich für alle Anliegen und Fragen, die das Thema „Radfahren in Ottakring“ betreffen, erste Ansprechperson bin. Ziel ist es die Anliegen und Fragen zu sammeln und zu bündeln um sie anschließend mit der Bezirksvorstehung abzustimmen und zu bearbeiten.
Sie wollen die Arbeit ihrer Vorgängerin Ruth Manninger weiterführen. Wo liegen die Erfolge der vergangenen Jahre?
Meine Vorgängerin Ruth Manninger, hat in den vergangenen Jahren sehr gute und vertrauensvolle Beziehungen zur Rad Community aufgebaut. Darauf kann und möchte ich aufbauen. Weiter werde ich auch die von Ruth initiierten und inzwischen regelmäßig stattfinden gemeinsamen „Befahrungen“ mit der Radlobby weiterführen. Ein Termin dafür ist bereits fixiert.
Was hat der Bezirk für die Radfahrer geschafft?
Die Öffnung fast aller Seitengassen der Thaliastraße für Radfahren gegen die Einbahn. Auch die Entschärfung der Unfallhäufungspunkte in der Hasnerstraße und eine Radverbindung Paltaufgasse-Weinheimergasse-Heigerleinstraße.
Kann man mit dem Rad auf Ottakrings Straßen mit Kindern gefahrlos unterwegs sein?
Leider nicht überall, aber auf den baulich getrennten Radwegen und in der Hasnerstraße ist das möglich.
Wo sind, aus ihrer Sicht, Ottakrings größte „Rad-Baustellen“? Wo muss der Bezirk zwingend besser werden?
Gute Radinfrastruktur besteht erstens aus einem gut ausgebauten und leistungsfähigen Hauptnetz und zweitens einem engmaschigen Erschließungsnetz. An beiden Aspekten muss gearbeitet werden. Für Ottakring bedeutet das konkret: Zusätzlich zur Hasnerstraße noch eine weitere radiale Hauptverbindung (Ost-West). Zusätzlich ein bis zwei durchgehende tangentiale Hauptverbindungen (Nord-Süd). Und die Verbesserung des Erschließungsnetzes durch viele punktuelle Maßnahmen, wie Radfahren gegen die Einbahn oder Verkehrsberuhigung.
Befürworten sie die Maßnahme „Rechtsabbiegen bei Rot für Radfahrende“? Wird es flächendeckend auf Ottakring ausgerollt?
„Rechtsabbiegen bei Rot für Radfahrende“ funktioniert in vielen Städten sehr gut und ich bin überzeugt, dass es auch in Ottakring gut funktioniert. Ich bin dafür, dass es in Ottakring - überall dort wo es die Verkehrssicherheit zulässt – umgesetzt wird.
Der Gürtel, die Thaliastraße und die Hasnerstraße sind Hotspots für Unfälle, in denen Radfahrer involviert sind.
In der Hasnerstraße sind die Unfälle in den letzten drei Jahren, trotz Zunahme des Radverkehrs zurückgegangen. In der Thaliastraße erwarte ich einen ähnlichen Effekt, da durch die Umgestaltung und die 30er-Zone die Verkehrssicherheit verbessert werden konnte.
Am Gürtel sind es vor allem Unfälle zwischen Radfahrenden und zu Fuß Gehenden. Hier wird mittelfristig nur mehr Platz für Radfahrende, u.U. auch auf Kosten von Fahrspuren für Autos, die Konflikte entschärfen.
Sie sind Raumplaner, welche Maßnahmen könnten die Sicherheit sofort erhöhen? Wie stehen sie zu „Tempo 30“? Eine gute Maßnahme, um Radfahrer und Fußgänger zu schützen?
Als Architekt und Raumplaner bin ich Techniker und orientiere mich an Fakten. Das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis in Bezug auf Verkehrssicherheit hat hier einfach Tempo 30. Das kostet nichts und reduziert zusätzlich auch noch Lärm und CO2-Emissionen. Dass dadurch die Leistungsfähigkeit des Straßennetzes eingeschränkt wird, sehe ich nicht. Sobald nämlich Ampeln vorhanden sind, ist die Leistungsfähigkeit einer Straße, abhängig davon, wie viele KfZ pro Ampelphase die Kreuzung passieren können.
Muss der Radverkehr aus Städteplanersicht einen höheren Stellenwert bekommen?
Wien möchte bis 2030 den PKW-Anteil am Verkehrsaufkommen von jetzt 27 Prozent auf 15 Prozent reduzieren, um die Klimaziele zu erreichen. Im Unterschied zum Gebäudesektor und zur Industrie sind die CO2-Emmissionen im Sektor Verkehr in den letzten 20 Jahren gestiegen und nicht gesunken.
Wie bekommt man mehr Menschen aus den Autos rauf auf das Rad?
Damit aber mehr Menschen von PKW auf Öffis oder aufs Rad umsteigen, muss die Infrastruktur verbessert werden. Zusätzlich zum Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel ist deshalb auch der Radwegeausbau erforderlich. Ulli Sima hat hier in den vergangenen zwei Jahren wichtige Projekte auf den Weg gebraucht.
Würden sie die Aussage „Weniger Parkplätze, mehr Radwege“ unterschreiben?
Dass dadurch Stellplätze wegfallen, liegt auf der Hand. Wenn man sich eine typische Wiener Straße mit einer Breite ca. 19 Metern vorstellt, so ist klar, dass es in der Mitte eine Fahrspur braucht und links und rechts Gehsteige. Wenn man einen Radweg oder einen Radstreifen errichten will, so kann das eigentlich nur in der Parkspur z.B. durch Änderung der Schräg- auf Längsparkordnung passieren.
Die Radlobby und Radfahren in Ottakring (RiO) über oft Kritik, dass in Ottakring der Radwege-Ausbau zu langsam geht? Wie ist ihr Austausch mit den Rad-Organisationen?
Ich finde es total okay, dass die Radlobby und die RiO’s Kritik üben und mehr Tempo fordern, das ist ihre Aufgabe und es sind sehr oft auch sehr gute Anregungen dabei. Aber natürlich gibt es immer wieder Zielkonflikte, wo die Forderungen unterschiedlicher Lobbys nicht alle vollständig umgesetzt werden können. Hier müssen Kompromisse gefunden werden, das gelingt am Besten im persönlichen Austausch und deshalb möchte ich auch weiterhin im regelmäßigen Austausch mit der Rad-Community sein.
Sie sind als überzeugter Radfahrer bekannt. Welche Wege legen sie im Alltag mit dem Rad zurück?
Ich radle mehrmals wöchentlich rund zehn Kilometer in die Arbeit und wieder zurück und auch zu diversen Bezirksterminen fahre ich meist mit dem Rad. In meiner Freizeit fahre ich auch gerne längere Radtouren im Wienerwald und im Sommer würde ich gerne mal mit dem Rad nach Sandl im Mühlviertel fahren, wo ich herkomme.
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