Schutzzonen für Ottakring: Diskussionen über Erhalt alter Häuser
Nach dem Abriss des Ottakringer Landhauses sind Gründerzeithäuser und Schutzzonen im Bezirk Thema.
OTTAKRING. In Ottakring gibt es noch viele Zinshäuser aus der Gründerzeit, also aus den Jahren rund um 1900. Dennoch wackelt immer wieder die Zukunft der alten Gebäude, da Sanierungen hier oft ein teurer Spaß sind, den sich nicht alle Hausbesitzer leisten können oder wollen. Erst vor Kurzem hat der Abriss des Ottakringer Landhauses hohe Wellen geschlagen und eine Novelle des Baurechts auf Landesebene angetrieben.
Denn laut Gesetz muss derzeit ein Abbruch nur in Schutzzonen oder bei Denkmalschutz von der Baubehörde genehmigt werden. Allerdings befinden sich in Ottakring weniger als drei Prozent der schutzwürdigen Häuser in Schutzzonen. Die Bezirksvertretung kann solche bei der Stadt beantragen.
Bei der Initiative Denkmalschutz läuten aktuell bezüglich der Häuser Heigerleinstraße 20–22 sowie Lindauergasse 2 und 4–6 die Alarmglocken: Das einem Palais ähnliche Haus in der Heigerleinstraße 20–22 wurde 1906 von Wenzel König erbaut. Zwar steht es nicht unter Denkmalschutz, hat allerdings einen Eintrag im vom Bundesdenkmalamt herausgegebenen Verzeichnis schutzwürdiger Häuser. Vor einigen Monaten riefen Nachbarn wegen eines Wasserschadens, der sogar von außen bemerkbar war, die Feuerwehr: "Im Winter wurde das Wasser nicht abgedreht", erzählt eine Anrainerin.
Kein Wasser, kein Strom
Deshalb hätten die Mieter in der Folge wochenlang kein Wasser und keinen Strom gehabt, berichtet man. Laut der Initiative Denkmalschutz steht das Haus inzwischen bis auf eine Partei leer. Zwar sind der Baupolizei in der Heigerleinstraße 20–22 bis jetzt keine Aktivitäten angezeigt worden, trotzdem fürchtet man in der Bezirksvertretung den baldigen Abriss. Weil das Haus Privateigentum ist, ist man aber machtlos. Immerhin hat die Bezirksvertretung in der Sitzung am 12. April die Erweiterung einer Schutzzone beantragt, in die auch die Heigerleinstraße 20–22 hineinfällt. Auch über das Gebiet rund um das Amtshaus ist man sich einig. Ob das dem drohenden Abriss noch zuvorkommen wird, wird sich zeigen. Die Eigentümerfirma war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Bei den Häusern Lindauergasse 2 und 4–6 ist der Abriss sicher: Das zuletzt als Stundenhotel geführte und mittlerweile leer stehende Hotel Thalia auf der Nummer 2 wurde 1883 vom Architekten Thomas Hofer erbaut. "Wir planen einen Supermarkt im Erdgeschoß, darüber kommen Büros und Wohnungen", erklärt man bei der Hausverwaltung Rustler.
In der Bezirksvertretung verweist man auf eine Bauordnungsnovelle, die demnächst im Gemeinderat beschlossen werden soll: "Dann wird vor dem Abriss von Häusern, die vor dem Jahr 1945 gebaut worden sind, eine behördliche Bewilligung eingeholt werden müssen", erklärt Bezirksvorsteher Franz Prokop.
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