Thayatal: Retz-Hardegg 59
Kaja, Ruine: Umgangssprachlich auch als Feste Kaja bezeichnet. Gut erhaltene Burgruine. Östlich der Ortschaft Merkersdorf, nördlich von Niederfladnitz gelegen, ungefähr auf halber Strecke zwischen Niederfladnitz und Hardegg. Dort befindet sie sich inmitten des Waldes des Nationalparkgeländes, auf einem Felssporn nahe der Thaya.
Die gesamte Anlage ist ungefähr 100 Meter lang und nicht ganz 25 Meter breit. Der Wehrturm, die Reste der Zinnenmauer und die Zugbrücke prägen die Silhouette. Einst führten zwei Zugbrücken, die durch den heute verschwundenen Torturm auf dem Felsen in der Mitte des Burggrabens getrennt waren, zum Burgtor im heute noch erhaltenen Torturm. Über die Vorburg des 14. Jahrhunderts gelangt man zum ältesten Teil der Ruine, der höher liegenden Hochburg des 12. Jahrhunderts mit ihrem Berchfrit mit Hocheinstieg und dem Palastrakt.
Geschichte: 1196 erstmals urkundlich erwähnt, als Festung errichtet. Ursprünglich Sitz der Kuenringer, aus welchen die Herren von Kaja (damals "Chiowe") als Nebenlinie hervorgingen. Die Kuenringer waren bedeutende Ministerialen der Babenberger, der politischen Vorgänger der Habsburger. Babenberger-Herzog Friedrich I. siegelte im Jahre 1196 auf der Burg Urkunden vor 30 Adligen und 24 Rittern.
Im Jahre 1360 verkaufte Niklas von Kaja die Burg an Herzog Rudolf IV.. Dieser verpfändete sie bald darauf an die Maidburger Grafen von Hardegg. Um diese Zeit verstarb auf der Burg Kaja auch Graf Burkhard II., der der Kanzler Kaiser Karls IV. war.
Mitte des 14. Jahrhunderts wurde das Bauwerk landesfürstlich, das heißt, es gelangte in den Besitz der Habsburger.
Gegen Ende des 14. Jahrhunderts eroberten Johann und Heinrich von Lippa, die Führer des tschechischen Adels, die Burg Kaja. Unter ihnen hatte die Burg lange Zeit den Ruf eines "Raubritternestes" inne. Die Eroberer bedrängten von der Burg aus die Dörfer der Umgebung und verbreiteten unter der Bevölkerung Angst und Schrecken.
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts während der Hussitenkriege Sammelpunkt mährischer Söldnerscharen. Im Rahmen kriegerischer Handlungen in dieser Zeit starke Beschädigungen.
Im 15. Jahrhundert überließ Herzog Albrecht V. die Burg Ulrich von Eitzing. Der Legende zufolge soll Eitzing beim Spiel mit Herzog Albrecht V. die Immobilie gewonnen haben.
Eitzing machte sich sofort an die umfassende Restaurierung der Burg, die aufgrund der Kriege zu Beginn des 15. Jahrhunderts nach wie vor stark in Mitleidenschaft gezogen war. Besonderen Wert legte er dabei auf starke Befestigungen. Sodass sie ihre Funktion als Festung bis zum Ende des 16. Jahrhunderts beibehielt. Beim Wiederaufbau wurde er vom Wiener Hof finanziell kräftig unterstützt.
Im 16. Jahrhundert verlegten die Eitzinger ihren Wohn- und Herrschaftssitz von der Burg Kaja auf das Schloss Niederfladnitz. Gründe dafür dürften die einsame Lage und die in dieser Zeit gestiegenen Ansprüche an Wohnkomfort gewesen sein. Da die Burg nun verlassen war, setzte ihr allmählicher Verfall ein. Auch der bald stattfindende Dreißigjährige Krieg dürfte dazu sein Übriges getan haben.
Im Jahr 1589 kamen die Burg Kaja sowie die Herrschaft über eine Tochter der Eitzinger an das Adelsgeschlecht Trautson.
Im Jahre 1781 gelangte die Burgruine Kaja in den Besitz der Fürsten von Auersperg.
Im 19. Jahrhundert ließen die Auersperger die Burgruine restaurieren.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts konnte die Burgruine schließlich durch die Initiative des Burgen- und Schlössererhaltungsvereines restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Ein sehr engagierter Burgverwalter in dieser Zeit, welcher längst schon selbst zu einem feststehenden Begriff in der regionalen Heimatgeschichte geworden ist, war Johann Sura, ÖBB-Bediensteter aus Retz. 1969 begann er in seiner Freizeit mit der Restaurierung der Burgruine.
Gewürdigt wurden die Initiativen unter anderem am Nationalfeiertag 1993, als in der Burgrui-ne eine Gedenktafel für HR Dr. Alfred Granner enthüllt wurde. Granner hatte sich als Grün-der des Burgen- und Schlössererhaltungsvereines zeitlebens sehr für das Objekt eingesetzt.
Heute gehören neben dem Burggelände selbst eine jahrhundertealte Linde im Burghof, Palas, Brunnen, Waffenkammer, Rittersaal, Kapelle, Verlies sowie Sonderausstellungen und Dokumentationen über den Nationalpark Thayatal und die Geschichte der Burg zu den für Touristen zugänglichen Sehenswürdigkeiten. Rittersaal, Kapelle und Burghof können darüber hinaus für Hochzeiten und Feiern gemietet werden. Auch bietet sich von der Burgruine aus eine sehr gute Aussicht über die Nationalparkterritorien der zwei Länder.
Die Feste Kaja eignet sich ebenso hervorragend als Ausgangspunkt für Wanderungen durch das Thayatal. So ist etwa die Ruine Neuhäusl (Die gleich über die Thaya hinweg liegt und sich somit von der Burg aus gut erblicken lässt.) eine halbe Stunde, das Schloss Karlslust eine Dreiviertelstunde und die Burg Hardegg zwei Stunden entfernt. (Alle Angaben sind grobe Schätzungen.)
Die Erreichbarkeit der Burg ist einerseits per Fuß sehr gut. Sie liegt an einem Knotenpunkt meherer Wanderwege. Laut Reiseführern erreicht man die Burgruine am günstigsten von Merkersdorf aus. Vom Ort Niederfladnitz aus liegt die Burg ungefähr eine halbe Stunde Fußmarsch in den Wald hinein entfernt.
Auch die Anfahrtsmöglichkeiten mit dem Auto oder per Reisebus (Autobusparkplatz in unmittelbarer Nähe) sind gegeben.
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