Zeuginnen der Zeit machen Schule
An der NMS Grundsteingasse besuchte Zeitzeugin Jagoda Lessel die dritten Klassen, um mit den Schülern lebendige Familiengeschichte zu diskutieren.
Jagoda Lessel, gebürtige Serbin, kam als 19jährige Ende der 1960er nach Wien. Sie arbeitete als Krankenpflegerin, qualifizierte sich später als Physiotherapeutin an der Akademie für Physiotherapie in Wien und ist seit den 90er Jahren künstlerisch tätig.
"Meine Geschichte ist nur eines von vielen Beispielen für die Arbeitsmigration, die in den 60ern in Österreich stattgefunden hat. Ich möchte anhand meiner Geschichte den Schülern und Schülerinnen verdeutlichen, dass es viele Arten von Erfolg und Identität geben kann", so Lessel. Als anschauliche Unterstützung hat sie auch Gegenstände ihrer Kindheit und Jugend und Landkarten in die Klasse mitgebracht. Gleichzeitig schlägt der Besuch der Zeitzeugin eine Brücke zur eigenen Familiengeschichte der Schüler.
"Sie haben als Aufgabe bekommen, in der eigenen Familie zu recherchieren. Dabei mussten sie einen Fragebogen ausfüllen und zuvor die Familiengeschichte, die ja oft in aller Welt verstreut zu finden ist, so gut es geht, zusammen zu tragen", erklärt Sonja Finz, Lehrerin und Theaterpädagogin, die die Moderation während der Gespräche in den Klassen leitet.
Migrationsgeschichte als neue Erfahrung
Das Projekt "Zeuginnen der Zeit" und Jagoda Jessel sind heuer bereits zum zweiten Mal zu Gast in der NMS Grundsteingasse. Jedes Modul dauert zwei Stunden, gleichzeitig findet auch ein Theaterworkshop an der Schule statt.
"Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Schüler durch die Beschäftigung mit der eigenen Familiengeschichte und die Gespräche mit der Zeitzeugin Migration als völlig neue Erfahrung, aus einem neuen Blickwinkel erleben", bestätigt Sonja Finz. Eigene Vorurteile werden abgebaut, Verständnis, Toleranz und Wertschätzung für die Geschichte der Eltern und Großeltern werden verstärkt. "Es gibt ja viele Identitäten, kleine und größere, aber vor allem menschliche Erfolgsgeschichten, mit denen man sich identifizieren kann."
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