Ökologin Melanie Dammhahn
Zum Forschen von Madagaskar nach Ottakring
Melanie Dammhahn ist neue Leiterin des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI).
WIEN/OTTAKRING. Seit 1982 am Wilhelminenberg untergebracht, genießt das Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie heute internationale Anerkennung – nicht zuletzt durch die Biologin Melanie Dammhahn. Wir haben mit der bekannten Forscherin über die Arbeit in Ottakring gesprochen.
Was wird am FIWI gemacht?
MELANIE DAMMHAHN: Wir erforschen die Grundlagen der Ökologie, des Verhaltens und der Physiologie von Wildtieren. Damit werden wichtige Grundlagen für Natur- und Artenschutz gelegt. Mit Wildtieren sind alle Lebewesen, welche Knochen haben und bei uns vorkommen, gemeint. Wir sind stark auf Säugetiere fokussiert.
Für wen forschen Sie?
Unsere Forschung ist frei – sprich wir betreiben weitestgehend Grundlagenforschung.
Wie kommen Wildtiere mit der Veränderung des Lebensraumes durch den Menschen klar?
Das größte Problem ist, dass Veränderungen heute so schnell gehen. Wildtiere haben schon immer Veränderungen erlebt. Dass es jetzt so schnell geht, ist aber relativ neu.
Wie passen sich die Wildtiere an?
Evolutionär braucht es viele Generationen, um sich anzupassen. Das ist meist zu langsam, um mit den Änderungen des Menschen mithalten zu können.
Welche Arten schaffen es dennoch?
Wenn es um Plastizität (Anm.: Fähigkeit der Organismen, sich der Umwelt in der Entwicklung und bei konkreten neuen Bedingungen anzupassen) geht, dann sind Tiere, welche nicht an verschiedene Lebensräume gebunden sind, im Vorteil – also Tiere mit sehr breiten Reaktionsnormen. Mit einer solchen Fähigkeit kann man natürlich besser mit dem Mensch Schritt halten.
Sie haben viele Jahre auf Madagaskar winzige Primaten erforscht, was macht Wien und den Wilhelminenberg interessant?
Es ist eine spannende und vielfältige Stelle. Landesgrenzen sind in diesem Beruf aber grundsätzlich nicht wichtig. Der Wilhelminenberg ist ein wunderbarer Ort zum Forschen. Die Lage hier oben reizt mich durchaus. Ich bin nämlich kein wirklicher Stadtmensch.
Gibt es eine Wildtierart, welche für Wien charakteristisch ist?
Es gibt in Wien eine Feldhamsterpopulation. Diese Tiere sind anderorts schon ausgestorben.
Sie forschen auch an den Auswirkungen der Rückkehr des Wolfes. Haben solche Raubtiere noch Platz in unserem Leben?
Die Landschaft hat sich verändert. Dass sich Rudeln bilden, zeigt aber, dass sie Platz haben. Hier herrscht ein klassischer Mensch-Tier-Konflikt. Das sehen wir weltweit und die Gesellschaft muss gemeinsam entscheiden, wie sie ihn löst.
Was liegt Ihnen als FIWI-Leiterin mehr? Schreibtisch- oder Feldarbeit?
Ich bin noch in den Anfangsmonaten und versuche das große Netzwerk des FIWI kennenzulernen. Mich zieht es aber schon immer wieder nach draußen.
Das ist Melanie Dammhahn
Melanie Dammhahn absolvierte das Diplomstudium der Biologie an der Eberhard-Karl Universität in Tübingen, Deutschland und der University of Sussex, U.K. Darauf folgte das Doktoratsstudium an der Georg-August Universität und am Deutschen Primatenzentrum, Leibniz-Institut für Primatenforschung in Göttingen. 2020 habilitierte Dammhahn im Fach Tierökologie an der Universität Potsdam, wo sie nach wie vor als Privatdozentin am Institut für Biochemie und Naturwissenschaften tätig ist.
Neben der Tier- und Verhaltensökologie gilt Dammhahns Forschungsinteresse der evolutionären Ökologie sowie der Lebensgeschichtstheorie und Gemeinschaftsökologie, insbesondere bei Säugetieren. Dammhahns Forschungsprojekte sind interdisziplinär und umfassen die Bereiche Verhaltensbiologie, Kognition, Evolution sowie Ökologie. Langfristige Feldstudien führten die Biologin unter anderem nach Madagaskar und Kanada. Melanie Dammhahn bringt umfangreiche Erfahrungen und Qualifikation in der Lehre für Tier- und Verhaltensökologie, Naturschutzbiologie und ökologische Statistik mit. Von 2017 bis 2018 hatte sie eine Vertretungsprofessur für Tierökologie an der Universität Greifswald inne.
Melanie Dammhahn ist Mitglied der International Society for Behavioral Ecology (ISBE), der Society for Tropical Ecology (gtö), der Deutschen Zoologische Gesellschaft (DZG) sowie der Ethologischen Gesellschaft und der Gesellschaft für Primatologie (GfP).
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