Wahlkampf in Ottakring: Vom Vorstadt-Aufstand keine Spur
Wieder Platz eins für die SPÖ? Von den Oppositionsparteien sind die Ottakringer zurzeit noch nicht überzeugt.
OTTAKRING. „Scheiß auf die Wahlen!“ Mit dicken, weißen Buchstaben auf schwarzem Hintergrund sind die Plakate überklebt, die den Gürtel bei der U6-Station Josefstädter Straße säumen. Rechts vom U-Bahn-Ausgang grinst Manfred Juraczka von der Wiener ÖVP, links Joachim Kovacs von den Bezirks-Grünen von den Dreieckständern. „Na stimmt ja“, sagt Ottakringerin Veronika Luchs, die an der Bim-Station auf die Linie 2 Richtung Friedrich-Engels-Platz wartet. „Ist eh alles dasselbe. Ob Grün, Schwarz oder Rot, nichts ändert sich. Man muss sich nur die Mieten beim Yppenplatz anschauen. Nicht einmal die Grünen machen etwas“, so die 31-Jährige. Um fast ein Viertel sind seit 2010 die Mietpreise im Bezirk angestiegen. Spitzenreiter: das kreative Grätzel rund um den Markt.
FPÖ-Sperrzone am Yppenplatz
Von der U-Bahn-Station weiter in Richtung Yppenmarkt prangt der Spruch „Morgen mach ich blau“ als Graffito von einer Mauer in der Friedmanngasse. Passend platziert: Gleich gegenüber hängt ein riesiges HC-Strache-Plakat. Blaumachen will Ottakringerin Karoline Schinkl am Wahlsonntag nicht, Blau wählen aber auch nicht. Die 54-Jährige kommt gerade mit einem Sesamkringel in der Hand aus der Bäckerei Gül am Yppenplatz. „Lassen’s mich mit dem HC in Ruh’! Die Blauen bringen sowieso nix zusammen.“
Stadt- schlägt Bezirkspolitik
Bei den vergangenen Bezirksvertretungswahlen 2010 war die FPÖ mit 24 Prozentpunkten zwar zweitstärkste Fraktion, Plakate mit der blauen Parteichefin im Bezirk, Dagmar Belakowitsch-Jenewein, finden sich jedoch keine im Brunnenviertel. Plakatiert wird von den Blauen erst abseits der Bobo-Szene in Richtung Johann-Nepomuk-Berger-Platz. Aber auch dort setzt man ganz auf Strache statt auf die Positionierung der Bezirkspolitiker.
ÖVP-Kampfgebiet Wattgasse
Die ÖVP schlägt in dieselbe Kerbe: Vom jungen Ottakringer Parteichef Stefan Trittner keine Spur, von den Plakaten strahlt Manfred Juraczka – und das auch erst weiter stadtauswärts auf der Ottakringer Straße, weit weg vom Szeneviertel. „Stopp den Autofahrer-Schikanen!“ fordern an der Kreuzung Ottakringer Straße/Wattgasse drei ambitionierte Jung-ÖVPler ganz in Gelb gekleidet auf einem ebenso knallgelben Plakat. Hier, wo die großen Wohnbauten beginnen und der Öffi-Ausbau noch etwas hinterherhinkt, beginnt die schwarze Kampfzone. Mit dem Ja zum Bau der Garage in der Wattgasse bei der Bürgerbefragung konnte die ÖVP, aktuell auf Platz vier, punkten. Trotzdem: Stehen bleibt zumindest beim Wahlkampftrupp kaum jemand.
Rot trifft Grün
„Vorstadtaufstand!“ ist wieder zurück Richtung Josefstädter Straße auf einer abgebröckelten Fassade in der Gaullachergasse zu lesen. Gegenüber grüne Poller und rote Plakate mit SP-Bezirkschef Franz Prokop, passend zur derzeitigen rot-grünen Zusammenarbeit im Bezirk. Ob die SPÖ ihren Platz eins halten kann? Betrachtet man die Verfolger, sieht es eher nicht nach einem Aufstand von Grün, Schwarz oder Blau aus.
Mehr Infos zur Wien-Wahl 2015
Umfangreiche Berichte, Interviews und Analysen zum Wahlkampf in Ottakring finden Sie täglich aktuell unter www.meinbezirk.at/wahl-ottakring.
Was die anderen 22 Bezirke bewegt: Die heißesten 66 Wahlkampfthemen von der Inneren Stadt bis zur Donaustadt gibt es auf www.meinbezirk.at/wien2015.
Meinungen zur Wien-Wahl finden Sie täglich auf unserem Blog Wahlk(r)ampf.
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