Urbane Feldhamster
Feldhamster in Not
Einst verfolgt-verjagt-getötet, stehen die possierlichen Feldhamster heute unter strengem Naturschutz.
Auf der Suche nach neuen Lebensräumen siedelten sich die flinken Hamster zuerst am Stadtrand an, aber auch hier waren sie nicht in Sicherheit, der massive Siedlungs- und Straßenbau hat sie tiefer in urbane Gebiete getrieben. In Wien konnten sie in wenigen inselartigen Gebieten wie Parkanlagen, Friedhöfen und Gärten überleben. Wiener Friedhöfe sind zu letzten Hamsterbastionen geworden, wo die anpassungsfähigen Nager Zuflucht zwischen Gräbern und Kreuzen finden und zu Stadthamstern werden.
Die kleinen Nager haben sich so gut an die Stadt und Menschen gewöhnt, das sie ihr Verhalten ändern. Auf den Friedhöfen sind sie nicht mehr so scheu, denn die normalerweise dämmerungsaktiven Tiere fühlen sich zwischen Gräbern, Denkmälern und Kreuzen so sicher, dass sie auch tagsüber auf Nahrungssuche gehen. Ihr Speiseplan besteht vorwiegend aus vegetarischer Kost. Aber das Nahrungsangebot am Friedhof unterscheidet sich vom Futter auf den Feldern gänzlich. Das fehlende Getreide wird durch Gräser, Klee, Samen, Beeren, Blätter und so manchen Blumenstrauß ersetzt. Nicht einmal vor dem fettigen Wachs der Grablichter machen sie halt, gefressen wird was ihnen unterkommt.
Auch sind die flinken Nager als Einzelgänger in der Stadt gezwungen sich an die Platzknappheit anzupassen und ihre Baue in geringen Abständen zu graben, während am Land die Höhlen möglichst weit auseinander liegen. Der Bau wird aber immer noch vehement gegen Artgenossen verteidigt, er ist lebenswichtiger Zufluchtsort, Aufzuchtplatz für die Jungen und Rückzugbereich für den Winterschlaf. Bereits im Spätsommer und im Herbst tragen sie Unmengen an Nahrung für den nahenden Winterschlaf in ihre unterirdischen Bauten. In ihren dicken Backentaschen sammeln sie Futter, das bis zu einem Viertel ihres Körpergewichts ausmachen kann. Bis zum Winter können schon 5 kg Vorrat zusammenkommen, mindestens 2 kg benötigen ein Hamster um den Winter zu überleben.
Hamster leben in weit verzweigten unterirdischen Höhlen, die sie in Lößböden graben. Für die Aufzucht der Jungen ist nur das Weibchen zuständig. Eine Hamstermutter kann bis zu drei Würfe mit 5-12 Jungen im Jahr großziehen. Das klingt zuerst viel, aber die Sterblichkeitsrate der Babys ist sehr hoch, ihr Lebensalter mit 2-3 Jahren gering und sie haben viele Fressfeinde, daher sie setzten auf eine hohe Reproduktion zur Arterhaltung. Zu ihren natürlichen Feinden, wie Greifvögel, Füchse, Wiesel kommen in der Stadt noch Katzen und der Autoverkehr. Die städtischen Junghamster bleiben auch länger im Familienverband zusammen, als ihre Artgenossen am Land. Dort verlassen die Jungen sehr früh den Bau, um ein eigenes Revier zu suchen. Ein großes Problem gegen die die Hamster machtlos sind, ist ihre inselartiges Vorkommen. Wahrscheinlich wurden sie in Wien im Zuge von Bautätigkeiten weitgehend isoliert. Durch Straßen und Gebäude von anderen Populationen abgeschnitten, fehlt nun der notwendige genetische Austausch. Die so entstandene Inzucht führt zu Krankheiten, unter anderem werden Augenprobleme beobachtet und langfristig kann es zum Aussterben der Art kommen.
Es liegt in der Verantwortung der Menschen den possierlichen Hamstern unter die Pfoten zu greifen, durch Vernetzung der aufgesplitterten Inselpopulationen mittels Korridoren sowie Habitatverbesserungen und Lebensraumschutz.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
5 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.