Alt und Jung als Wohnbuddys
Wenn Junge im Seniorenheim wohnen
Der Deal im Haus St. Klemens: günstig wohnen und dafür ein paar Stunden pro Woche Zeit schenken.
PENZING. Im Caritas Haus St. Klemens finden Studierende eine günstige Wohnmöglichkeit. Für 200 Euro Miete haben sie nur eine Auflage: Sie müssen sich sieben Stunden in der Woche ihren betagten Mitbwohnern widmen. "Ich hätte in Wien nie so ein günstiges Zimmer gefunden", ist sich Jus-Studentin Julia sicher. Die 21-Jährige verbringt gerne ihre Freizeit mit den älteren Bewohnern. "Wir profitieren alle voneinander. Ich male oder bastle mit ihnen, oder wir gehen spazieren oder spielen Karten.". Auch der Philosophie- und Theologie-Student Stefan ist begeistert von der Wohnform. "Die sieben Stunden gehen so schnell vorbei, wir verbringen oft auch mehr Zeit mit den Menschen. Wenn wir einmal mehr lernen müssen, ist es auch in Ordnung, ein wenig kürzer zu treten", so der 25-Jährige. Und auch untereinander sind die Studtenten gut miteinander vernetzt und befreundet.
Wertvolles Miteinander
Auch Lieselotte Dabsch genießt die Betreuung durch die sogenannten Wohnbuddys. "Meine Familie hat nicht immer Zeit für mich. Und auch dem Pflegepersonal fehlt oft die Zeit, sich mit uns zu unterhalten, obwohl alle hier total engagiert und nett sind. Die jungen Leute haben diese Zeit", erzählt die 80-Jährige, die vor kurzem ihren Geburtstag gefeiert und einen Laptop geschenkt bekommen hat. Und sie fragt gleich, ob ihr nicht ein Wohnbuddy helfen kann, weil sie mit Internet und Co noch nicht so ganz firm ist. Für alle anderen Bewohner steheh auf Wunsch Tablets zur Verfügung. Dafür wurde ein EDV-Projekt ins Leben gerufen, das ebenfalls von den Studierenden betreut wird. "Und wenn mein Handy mal zu leise klingelt, weil ich es verstellt habe, dann frag ich einen der jungen Leute", so die pensionierte Lehrerin.
Win-win-Situation für alle
Christian-Thomas Kari leitet das Pflegewohnhaus in der Edenstraße 21. Er freut sich über den jungen Zuwachs unter den Bewohnern. "Bei uns wohnen mittlerweile nur noch Menschen, die Pflege benötigen. Davor haben wir auch kleine Appartements an Menschen vermietet, die noch kaum Unterstützung benötigten. Das bieten wir nicht mehr an, die meisten Räume sind bereits leer. Diese vermieten wir nun an die Studierenden. Davon profitieren wir alle", so der 49-Jährige.
Vermittelt werden die Wohnbuddys von WGE - Gemeinsam Wohnen. "Die WGE trifft eine Vorauswahl, die Studenten kommen dann auch noch zu uns sich vorstellen. Wenn es passt, können sie eines der Zimmer beziehen", so Kari. Die Appartements sind etwa 35 Quadratmeter groß, haben einen kleinen Balkon, eine Küche und kosten 200 Euro im Monat. Mit inbegriffen sind Strom- und Heizgebühren, auch der Haustechniker, sollte einmal etwas nicht funktionieren.
Info: www.wohnbuddy.com
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