Otto-Wagner-Areal
Zum Gedenken an die Kinder vom Spiegelgrund
Zum Gedenken an hunderte ermordete Kinder fand auf dem Otto-Wagner-Areal eine Feier statt.
PENZING. Auf dem Gelände des heutigen Otto-Wagner-Spitals befand sich von 1940 bis 1945 die zweitgrößte "Kinderfachabteilung" des Deutschen Reiches. Eine Spezialklinik wurde vorgetäuscht, doch in Wirklichkeit wurden dort kranke, behinderte oder "erblich belastete" Kinder systematisch gequält und ermordet. Am 26. November fand die jährliche Gedenkfeier statt und erinnerte an die Geschichte der Opfer.
Gemeinsam mit Schülern der Gymnasien Astgasse und Linzer Straße führte Bezirkschefin Michaela Schüchner (SPÖ) durch die Feier. Die Schüler hatten Lesungen und Gesangseinlagen vorbereitet. Die Klassensprecherin der 8A Astgasse versprach, dass die Klasse die "Kinder vom Spiegelgrund" immer in ihren Herzen tragen und an sie erinnern werden.
Michaela Schüchner: Berührende und sehr persönliche Worte
Auch die Bezirksvorsteherin fand berührende Worte. Sie führte zum ersten Mal als Bezirkschefin durch die Gedenkveranstaltung und erzählte aus ihrem Alltag als Lehrerin. "Genau hier, mitten in Wien, in diesem schönen Teil von Penzing, sind vor nicht einmal 80 Jahren so unfassbare Gräueltaten geschehen, dass es mir schwerfällt, darüber zu sprechen oder es zu begreifen", so Schüchner. Menschen am Beginn ihres Lebens und junge Menschen am Sprung ins Erwachsenenleben seien hier gefoltert, gequält und ermordet worden.
Per geheimen Runderlass seien damals Hebammen, Ärzte und Ärztinnen dazu verpflichtet worden, jede Auffälligkeit an die Gesundheitsämter zu melden, denn im NS-Staat durften Menschen, die anders waren, Menschen mit psychischer oder physischer Beeinträchtigung, Menschen, die soziale Probleme hatten, das Bild der heilen Gesellschaft unter dem Hakenkreuz nicht stören.
Am Spiegelgrund wurden hunderte Kinder für medizinische Versuche missbraucht. Die genaue Zahl der Opfer lässt sich nicht mehr herausfinden, denn ein großer Teil der Unterlagen wurde vernichtet.
"Mehr als 800 Babys, Kinder und Jugendliche mussten das ertragen. Es waren Kinder! Genau solche Kinder habe ich 18 Jahre lang, bevor ich Bezirksvorsteherin wurde, unterrichtet. Kinder, die körperlich oder geistig behindert waren, vielleicht nicht gut sprechen konnten, erst später zu laufen begannen oder nicht krabbelten", zeigte sich Schüchner in ihrer Rede persönlich betroffen.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
7 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.