Die Bomben am Kordon - Gedenktafel für Mütter und Kinder
Für 66 Menschen, die 1944 bei einem Bombenangriff ums Leben kamen, soll ein Gedenkstein errichtet werden. Die Zeit drängt, der Behördenweg ist schwierig.
PENZING. Edda Peter ist fast 80 Jahre alt. Sie hat sechs Kinder, die schon außer Haus sind. Frau Peter lebt mit ihrem Mann, einer Katze und einem Papagei in der Penzinger Kordonsiedlung. Die Siedlung hinter der Fuchs-Villa erstreckt sich über den Satzberg und bis zur Jubiläumswarte hinauf. Von der Terrasse der Familie Peter aus hat man einen atemberaubenden Ausblick über den Wienerwald und an klaren Tagen sieht man bis zur Rax und zum Schneeberg. Am Fuße des Berges liegt der Campingplatz Wien West. Hier, an diesem idyllischen Plätzchen Wiens, hat vor 74 Jahren, am 26. Juli 1944, eine Tragödie stattgefunden. Und dieses Ereignis beschäftigt Frau Peter bis heute.
Mütter und Kinder im Bombenhagel
Damals, vor 74 Jahren, befand sich am Fuße der Kordonsiedlung, wo heute der Campingplatz ist, ein stillgelegtes Wasserreservoir. Das Gebäude wurde in den Kriegsjahren als Luftschutzbunker verwendet. Am 26. Juli 1944 gab es einen Bombenalarm. Aus der Gegend eilten hauptsächlich Mütter und deren Kinder zum Reservoir, um in Sicherheit zu sein. "Es fiel eine Bombe in unmittelbarer Nähe des Reservoirs. Alles stürzte in sich zusammen und es gab 66 Tote", erzählt Frau Peter. Mütter, Säuglinge und viele Kleinkinder wurden hier begraben. Von jedem Einzelnen sind Namen und Geburtsdaten bekannt. "Doch bis heute hat man nicht einmal eine Gedenktafel zur Erinnerung an dieses furchtbare Ereignis angebracht", erzählt Frau Peter.
Also beschloss sie, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Von Magistrat zu Magistrat kämpfte sich die Zeitzeugin vom Kordon und steht nun vor der letzten, scheinbar unüberwindbaren Hürde. Die einzige zeitnahe und kostenlose Möglichkeit, diese Gedenktafel anfertigen zu lassen, ergab sich über eine Steinmetzschule im Waldviertel. Denn die Kulturabteilung zahlt den Gedenkstein nicht. Im Waldviertel hat man Frau Peter gesagt, dass man den Stein gerne als Schulprojekt im Gedenkjahr gravieren würde. Ab Anfang September könnten die Schüler zehn Wochen am Stein arbeiten. Zehn Wochen, das ist zu kurz. Denn um eine Gedenktafel aufstellen zu dürfen, muss eine Kommission diese bewilligen. Die Kommission tagt aber erst Mitte November. Die Schule kann jedoch ohne Bewilligung nicht zu arbeiten beginnen.
Letzte Hoffnung bis Ende August
Dass die Zeit knapp sei, verstehe man bei der Kulturabteilung der Stadt, der MA 7. "Allerdings lässt sich die Sitzung der Kommission kaum verschieben", so Stefanie Gratzer vom Magistrat. Und die Prüfungen seien notwendig, um sicherstellen zu können, dass etwa die Inschrift am Gedenkstein nicht ideologisch problematisch formuliert wird. Bezirkschefin Andrea Kalchbrenner setzt sich jedenfalls für Frau Peters Anliegen ein und verspricht, noch im August mit dem zuständigen Magistrat ein Gespräch zu dem Thema zu führen.
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