Wenn das "Kastl" das ganze Leben bestimmt
Internetsucht: Wenn aus dem alltäglichen Gebrauch ein Zwang wird. Besonders Eltern sind gefordert.
NAARN. Das Internet kann durch die jederzeit verfügbaren "Suchtmittel" wie Computer, Tablets oder Smartphones zu Suchtverhalten führen. "Der Effekt entsteht durch körpereigene biochemische Veränderungen, die durch exzessives Verhalten ausgelöst werden", weiß die Naarner Psychologin Barbara Lugmayr-Lettner. Problematisches Internetverhalten kann sich auf verschiedene Formen beziehen: Spielsucht, Sexsucht, Sucht nach virtuellen Beziehungen, Kaufsucht, aber auch Sucht, ziellos im Internet herumzusuchen. Schätzungsweise 60.000 Österreicher sind laut Anton Proksch-Institut online-süchtig.
Ab wann bin ich süchtig?
Ab wann ist man süchtig? "Die Nutzungszeit bietet keinen klaren Anhaltspunkt", sagt Lugmayr-Lettner. Aus dem alltäglichen beruflichen oder privaten Gebrauch werde irgendwann ein zwanghafter. Von Suchtverhalten spricht man, wenn alles Denken und Handeln darauf gerichtet ist, online zu sein, und wenn quälende Fantasien darüber auftreten, was man versäumen könnte, wenn man nicht online ist. Hinzu kommen der Verlust der Kontrolle über die online verbrachte Zeit und dass man immer mehr davon braucht. Als Folge brechen soziale Kontakte ab, der Gang zur Schule oder Arbeit wird oftmals nicht mehr möglich. Eltern sollten darauf achten, ob ihr Kind noch ein Leben außerhalb des Internets hat und Alternativen bieten. Wenn Beziehungen nur noch über das Internet gepflegt werden, droht die Gefahr des Abtauchens in virtuelle Welten. Begleitung und gemeinsame Nutzung des Internets von Eltern und Kindern ist besonders wichtig. Eltern sollten mit ihren Kindern Nutzungs-Zeiten festlegen. Gesunde Alternativen zum Netz sind reale Treffen mit Freunden, in Vereinen engagieren, Hobbys, am Familienleben teilnehmen. Seinen Konsum kann man versuchen zu verringern, indem man genau festlegt, wann und wie lange man online ist. Therapeuten helfen, unter der Sucht liegende Ängste, Wünsche oder Leiden aufzudecken. "Das Ziel ist nicht die totale Abstinenz, sondern ein kontrollierter, selbstbestimmter Gebrauch des Internets", so Lugmayr-Lettner.
Kontaktadressen
Institut für Suchtprävention: www.praevention.at
Familienberatung Famos Perg: www.famosperg.at
Pro mente OÖ: www.sucht-promenteooe.at/standorte/point-linz
Psychologen in Ihrer Umgebung: www.boep.or.at/psychologische-behandlung
Helpline BÖP: Kostenlose, tel. Hilfe, Tel. 01/504 8000
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