Terror gegen Corona-Infizierte
Corona-Appell: Opfer nicht zu Tätern machen!

St. Georgen im Corona-Frühling 2020:  Erkrankte und Gemeinde fordern Fairness und Verantwortungsbewusstsein von Journalisten und der Social Media Community.
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  • St. Georgen im Corona-Frühling 2020: Erkrankte und Gemeinde fordern Fairness und Verantwortungsbewusstsein von Journalisten und der Social Media Community.
  • hochgeladen von Eckhart Herbe

Voriges Wochenende schoss plötzlich die Statistik der Corona-Fälle aus dem Bezirk Perg in die Höhe. Ein Gesangsverein aus St. Georgen an der Gusen geriet daraufhin in die Schlagzeilen – denn viele der Sängerinnen und Sänger hatten sich offenbar bei einem Chorwochenende in Losenstein (Bezirk Steyr-Land) am 6. und 7. März mit dem Virus angesteckt. Infizierte und Gemeindeverantwortliche erleben seitdem einen massiven Shitstorm, werden in Hasspostings und durch persönliche Beleidigungen von Opfern zu Tätern gemacht. In einem eindringlichen Appell wenden sich Verantwortungsträger und Betroffene nun in der BezirksRundschau an die Öffentlichkeit. 

ST.GEORGEN/GUSEN UND UMGEBUNG. Es ist die Schmuddelseite unter vielen positiven Beispielen gesellschaftlichen Zusammenhalts in der Krise: Trittbrettfahrer und selbsternannte Corona-Investigatoren schwingen sich angesichts der hohen Infektionszahlen im Bezirk als Richter über angeblich unverantwortliches Verhalten Infizierter und lokaler Entscheidungsträger auf. Verbreiten Halbwahrheiten, beleidigen und diffamieren unter dem Deckmantel der Anonymität. Tragisch, dass es in den letzten Tagen sogar einige große Medien nicht lassen konnten, ohne gesicherte Fakten und Rücksicht auf die Betroffenen diese Stimmung anzuheizen.

„Es ist beispiellos, was derzeit an Hass, Vorwürfen und Pöbeleien Wildfremder auf uns als Verein und die einzelnen Mitglieder hereinprasselt. Wir lesen diesen Socal Media Müll  zum Selbstschutz nun nicht mehr, heben bei unbekannten Telefonnummern nicht ab und geben keine Statements“ erzählt der Obmann des Gesangsvereins sichtlich erschüttert. Mut mache allerdings, ebenso aus ganz Österreich Motivation und aufmunternde Worte zu erhalten. Denn gerade die betroffenen Sängerinnen und Sänger haben sich  bereits beim allerersten Verdacht vorbildlich verhalten, sofort alle relevanten Behörden und infrage kommenden Kontakte informiert und sich in kürzestmöglicher Zeit in Selbstisolation begeben. Dadurch hat sich das Virus kaum über die Vereinsgrenzen hinweg ausgebreitet.

"Keine Hexenjagd veranstalten!"

„Fakt ist, dass zum Zeitpunkt, als sich Mitglieder des Gesangsvereins und einige Schiurlauber in mehreren unserer Nachbargemeinden – aus diesen beiden Gruppen  stammt aktuell der Großteil der Corona-Positiven – infiziert haben, das Alltagsleben in Österreich noch voll im Gange war. Es wurde Fußball gespielt, man ging essen,  besuchte Konzerte, Kinos und Veranstaltungen. Die Ansteckung hätte genauso  jeden anderen Verein betreffen können oder sich gar bei einer der Sonntagsmessen mit vielen älteren, also besonders gefährdeten  Besuchern ausbreiten können. Nun eine Hexenjagd auf ehrenamtlich hoch engagierte Menschen, die aktuell ohnehin genug Sorgen haben, zu veranstalten, ist schlichtweg letztklassig“ ärgert sich der St. Georgener Bürgermeister Erich Wahl.

Im gespenstisch stillen Ortszentrum tummeln sich am Montag mehrere Kamerateams, sein Telefon läutet im Minutentakt. Ihm persönlich wurde vorgeworfen, steigende Infektionszahlen verheimlicht zu haben und sie erst bei deren Eskalation bekanntgegeben zu haben. „Völliger Blödsinn, ich bekomme diese Informationen weder vorab noch kann ich damit taktieren. Alle Entscheidungen treffen die Krisenstäbe von Land und Bezirkshauptmannschaft. Von den verschärften Maßnahmen habe ich erst unmittelbar vor Inkrafttreten durch einen Anruf des Landeshauptmanns erfahren,  beim Was, Wann und Wie kann ich nicht mitbestimmen“, so Wahl.

Appell zum medialen Umgang miteinander

Egal ob Krisenmanager, Einsatzkäfte oder betroffene Patienten: Sie alle brauchen jetzt Hilfe, Zusammenhalt und Respekt. Die BezirksRundschau unterstützt ausdrücklich ihren Appell: „Verantwortung übernehmen heißt sich selbst und andere schützen. Auch und gerade in der Kommunikation. Es steht in dieser schweren Krise niemandem zu, Hassbotschaften zu posten, bewusst Halbwahrheiten oder nicht belegte Gerüchte zu verbreiten und die Privatsphäre Betroffener zu missachten. Jeder kann dazu beitragen, indem er oder sie sich nicht daran beteiligt, solche Inhalte gedankenlos zu kommentieren oder ungeprüft zu teilen. Investieren wir diese Energie besser, um einander Mut zu machen und gemeinsam stärker aus dieser Bewährungsprobe hervorzugehen!"

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Foto: Cityfoto
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